JAHRESTAGUNG 04 / 2022 K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 20 Eine aufgeregte Stimmung herrscht im Saal Da Vinci. Kinderärztinnen und -ärzte aus der ganzen Schweiz treffen sich erneut zur Jahrestagung: Bekannte Gesichter, neugierige Blicke und eine grossartige Aufregung auf den bevorstehenden Tag. Die Uhr schlägt 8.15 Uhr. Der grossersehnte Tag kann beginnen. Dr. med. Camilla Ceppi begrüsst uns zum ersten Inputreferat der diesjährigen Jahrestagung. So elegant und gelassen, wie sie vor dem Publikum stand, hätte niemand geahnt, dass sie das spannende Referat aufgrund Erkrankung zweier Referierenden kurzfristigst vorbereitet hat. Denkt an folgende Szene aus der Kinderarztpraxis: Ein kleiner Patient, der Angst vor dem Piks hat – ääh – natürlich meine ich vor der IMPFUNG. Genau um dieses Thema handelte es sich bei diesem Vortrag. Sobald das Kind die Wörter Piks und Angst hört, entsteht in seiner grossartigen Gedankenwelt bereits das Bild einer schmerzhaften Spritze. Wenn man es hingegen mit einer gezielten, aufmunternden Wortwahl in die Behandlung miteinbezieht, wird es möglich, diese beängstigende Situation in eine angenehme Erinnerung zu verwandeln. Wie man dies hinbekommt, konnten wir in einer Aufnahme aus der Sprechstunde sehen. Die junge Patientin durfte sich bequem hinlegen. Mit ihrer ruhigen Stimme gab Frau Dr. Ceppi Gedankenanweisungen, und die Patientin tauchte in ihre Fantasiewelt ein. Gleichzeitig durfte sie nicken, sobald sie bereit für die Blutentnahme war. Somit hatte die Patientin eine gewisse Kontrolle über den Eingriff an ihrem Arm. Eine gut kontrollierte Zusammenarbeit zwischen der MPA und der Ärztin ist dafür die Voraussetzung. Bei der Hypnosetherapie geht es darum, sich einen natürlichen Bewusstseinszustand, die Trance, in der Sprechstunde zunutze zu machen. Dieser Zustand der SelbstREFERENTIN: DR. MED. CAMILLA CEPPI COZZIO Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Fähigkeitsausweis medizinische Hypnose (SMSH), Fähigkeitsausweis psychosomatische und psychosoziale Medizin (SAPPM), Praxispädiaterin in Dübendorf MODERATION: NANETTE VON SIEBENTHAL MPA bei Kinder- und Jugendmedizin Köniz, Liebefeld AUTORIN: CAND. MED. SEVVAL TOPCU Masterstudentin Medizin, Universität Zürich Korrespondenzadresse: sevval.topcu@uzh.ch Vorprogramm 1: Ärztinnen /Ärzte und MPAs Hypnose in der pädiatrischen Praxis: Überraschend. Kreativ. Anders. hypnotisierung kann zum Beispiel bei konzentriertem Zeichnen oder Spielen auftreten. Die Kinder hören dann aufmerksam zu und sind aufnahmefähig für Suggestionen. Somit wird es dem Kind möglich, bei unangenehmen Situationen sich selbst zu beruhigen – wie zum Beispiel eine Musikdrehdose während der Impfung aufzuziehen oder einem Windrädchen zuzuschauen. Selbstüberwindung, Mut, und Kraft – so lautet für viele Kinder das Gegenteil von Angst. In einer Umgebung wie der Kinderarztpraxis, in welcher sich viele neue Eindrücke und unbekannte Gesichter befinden, ist es für das Kind wichtig, sich geborgen zu fühlen. Diese Geborgenheit kann auch sehr gut auf dem Schoss der Mama geboten werden. Auch für die aufgeregte Mutter ist dies eine gute Ablenkung und sie kann mit gemeinsamen Atemübungen die Aufmerksamkeit auf sich selbst lenken. Sich dabei nicht ausgeliefert zu fühlen und zu verstehen, weshalb und wie die Vorgänge ablaufen – dies stärkt die langjährige Arzt-Patienten-Beziehung. Mit bewusstem Einsetzen der therapeutischen Hypnose ist es der Praxispädiaterin möglich, ein glückliches, stolzes Kind und eine erleichterte Mutter aus dem Sprechzimmer zu entlassen und den unangenehmen Besuch in ein schönes Erlebnis zu VERZAUBERN – wie es die Kinder so schön ausdrücken. ■ Tipps für die nächste Sprechstunde: ■ achtsame, ermunternde Sprache einsetzen ■ Angst-besetzte Worte umbenennen ■ Wahlmöglichkeiten bei der Untersuchung geben ■ nonverbale Kommunikation einsetzen
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