KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 3/2022

23 03 / 2022 FORTB I LDUNG: THEMENHEFTTE I L K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ Purpura Schönlein-Henoch (PSH) 2013 wurde in der «Paediatrica» (Vol. 24; Nr. 3; 2013) ein Schema zur Verlaufskontrolle nach PSH vorgeschlagen. Dies umfasst eine Kontrolle des Blutdrucks, UrinStix sowie der Proteinurie mittels dem Verhältnis Protein/Kreatin im Urin im ersten Monat alle 2 Wochen, im zweiten und dritten Monat einmal pro Woche, dann bis zu sechs Monaten zweimal pro Monat und nach einem halben Jahr bis zu einem Jahr nach der PSH einmal pro Monat. Sollte dabei eine arterielle Hypertonie, eine Proteinurie oder Makrohämaturie auftreten, wird die Überweisung an eine Kindernephrologie empfohlen. Bei persistierender Mikrohämaturie wird empfohlen, die Kontrollen 1–2-mal pro Jahr fortzuführen; bei unauffälliger Verlaufskontrolle nach einem Jahr können diese gestoppt werden. KIS: Warum muss zwingend der Protein/KreatininQuotient immer mitbestimmt werden? Reicht nicht die Abschätzung der Proteinurie mit dem Urin-Stix ob «++++», «+++», «++» oder «+»? Giuseppina Spartà: Die Abschätzung der Proteinurie im Urinstreifentest ist «semiquantitativ» und somit relativ ungenau, um frühzeitig eine Trendzunahme der Proteinurie festzustellen. Ein stark verdünnter Urin kann u.U. eine Proteinurie im Urinstreifentest «falsch tiefer» resp. bei einem stark konzentrierten Urin «falsch höher» angeben. KIS: Kann bei unauffälligen Kontrollen und rückläufigem Protein/Kreatinin-Quotient die Kontrolle eingestellt werden, da ja dann kaum noch eine Verschlechterung zu erwarten ist? Giuseppina Spartà: Nein. Eine Einstellung der Kontrollen kann nur erfolgen, wenn nach einem Jahr keine Mikrohämaturie und keine Albuminurie besteht. Eine PSH-Nephritis mit persistierender Mikrohämaturie kann auch zu einem späteren Zeitpunkt mit einer erneuten Progression der Nierenbeteiligung aufflammen. Insbesondere sollte nach jedem erneuten Purpura-Schub die Nierenbeteiligung wieder evaluiert werden. KIS: Aber nach einem Jahr Kontrollen und nur noch einer isolierten Mikrohämaturie kann doch die Kontrolle eingestellt werden, die Mikrohämaturie könnte ja auch eine ganz andere Ursache haben? Giuseppina Spartà: Nein. Bei persistierender Mikrohämaturie kann es auch Jahre nach Erstdiagnose zu einer zusätzlichen Albuminurie resp. Proteinurie kommen und folglich eine Verschlechterung der Nierenfunktion im Verlauf eintreten! Deshalb empfehle ich mindestens einmal pro Jahr eine Urin- und Blutdruckkontrolle. KIS: Ab wann ist eine Mikrohämaturie «relevant» oder ist jeder Erythrozyt im Urin einer zu viel? Giuseppina Spartà: Der cut-off der Mikrohämaturie ist abhängig von der Bestimmungsmethode. Im Sediment sind < 3 Ec /Gesichtsfeld normal, in der Kammerzählung sind < 5 (–10) Ec/μl noch normal und in der Durchflusszytometrie gilt < 10 Ec (–15)/μl als normwertig. KIS: Ab welchem Protein/Kreatinin-Quotient muss das Kind der Kindernephrologie überwiesen werden? Giuseppina Spartà: Es gibt altersabhängige Normwerte für die Proteinurie aus dem Spoturin (Proteinurie aus der Urin-Menge aus einer einzelnen SpontanmiktionPortion [Gegenteil von 24h-Urin]): bei Alter < 6 Monaten: bis 80g/mol Kreatinin; bei Alter 6–24 Monate bis 50 g/mol Kreatinin; bei Alter >2 Jahre bis 20 g/mol Kreatinin. Bei Proteinurie über diesen Normwerten soll das Kind an eine Kindernephrologie zugewiesen werden. ■ Bild: Shutterstock

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