26 FORTB I LDUNG: THEMENHEFTTE I L 02 / 2022 K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ palmoplantaren Papeln kann ein Direktpräparat sinnvoll sein. Gerade bei passender Umgebungsanamnese oder typischer Knoten in der Axillarregion oder am Penis kann eine Behandlung ohne Nachweis (der in der kinderärztlichen Praxis ggf. schwierig ist) in Erwägung gezogen werden. Nicht selten zeigen hier die Kleinsten den hartnäckigsten Verlauf, weshalb eine korrekte Behandlung bereits im Säuglingsalter zentral ist, neben den wichtigen Dekontaminationsmassnahmen. Alle Kontaktpersonen sollen gleichzeitig behandelt werden. Unserer Erfahrung nach ist eine alleinige Therapie mit Permethrin 5% Creme häufig ungenügend, insbesondere im Säuglings- und Kleinkindesalter. Neue Daten zu peroralem Ivermectin (0,2mg/kg/Tag, Wiederholung nach 1 Woche) unterstützen unsere Erfahrung bezüglich Sicherheit ab einem Gewicht von 5kg. Wir verwenden die Kombinationstherapie (Permethrin 5% Creme und Ivermectin p.o.) mittlerweile häufig als Erstlinienbehandlung. Ivermectin muss leider importiert werden und die Kosten müssen nicht von den Krankenkassen übernommen werden. Tinea capitis und corporis Die Haarfollikel dunkelhäutiger Menschen sind insbesondere bei Kindern prominenter. Dies erklärt die häufig stärkere Ausprägung follikulär gebundener Dermatosen wie bspw. der Tinea capitis. Sie ist die häufigste Tinea im Kindesalter (v. a. 3.–7. Lebensjahr), wobei dunkelhäutige Kinder häufiger betroffen sind. Diese Infektion wird durch Dermatophyten hervorgerufen, wobei im Kindesalter häufiger zoophile Erreger zu finden sind als antropophile und geophile. Das klinische Spektrum ist abhängig vom Erreger und der Immunantwort und reicht von nur leichter Schuppung und/oder Pusteln bis zur abszedierenden Form (Kerion celsi) mit occipitaler Lymphadenopathie. Der im Rahmen einer Tinea auftretende Haarverlust ist häufig reversibel, wobei es je nach Schwere der Entzündungsreaktion auch zu einer dauerhaften Zerstörung des Haarfollikels kommen kann. Eine topische Therapie der Tinea capitis ist in jedem Fall ungenügend, da diese Produkte nicht ausreichend tief in die mitbetroffenen Haarfollikel penetrieren. Bei der systemischen Therapie stehen in der Schweiz Terbinafin Tabletten (können zermörsert werden) oder Itraconazol Lösung und Tabletten (nüchterne Einnahme) zur Verfügung. Terbinafin ist ab dem Alter von 2 Jahren zugelassen, während Itraconazol zwar im Kindesalter nicht zugelassen ist, aber seit Jahren regelmässig eingesetzt wird und als absolut sicher gilt (s. Tabelle 1). Essentiell ist vor Therapiebeginn eine mykologische Kultur (mit Schuppen und Haaren) durchzuführen, da die Wahl des oralen Antimykotikums abhängig vom Erreger ist. Kann kein Direktpräparat erfolgen, sollte bei klinischem Verdacht direkt nach Probenentnahme systemisch behandelt werden und bei Vorliegen des Kulturergebnisses die Therapie angepasst werden. Terbinafin ist effektiver wirksam gegenüber Trichophyton Spezies, Itraconazol gegenüber Microsporum Spezies. Die Therapie soll bis zum Vorliegen eines negativen Kulturresultates erfolgen (häufig sind 2 Monate Therapie nötig). Eine Kulturabnahme sollte nach 4 Wochen Behandlung, danach nach weiteren 2 Wochen, erfolgen. Sobald die Kinder behandelt sind, können sie die Schule/den Kindergarten wieder besuchen. Die restlichen Familienmitglieder sollen untersucht werden. Bei asymptomatischen Kontaktpersonen empfiehlt sich die Verwendung eines antimykotischen Shampoos (bspw. Ketoconazo l - oder Ciclopirox-haltig). Bei Haustieren empfiehlt sich eine Untersuchung des Tiers beim Tierarzt. Durch die fungistatische Wirkung der Sebumtriglyceride nimmt ab der Adoleszenz die Inzidenz der Tinea capitis deutlich ab. Terbinafin Itraconazol < 20kg 62,5mg/d 20–40kg 125mg/d > 40kg 250mg/d 5mg/kg/d 1×/Tag (max. 200mg/d) Tabletten können zermörsert werden Lösung vorhanden, nüchtern einnehmen Zulassung ab > 2 Jahren (und 10 kg) > 18 Jahren (sicher ab Säuglingsalter) Tabelle 1 7-jähriges Mädchen mit Tinea capitis mit Trichophyton violaceum, die mit Terbinafin per os behandelt wurde 12-jähriges Mädchen mit Tinea corporis mit Trichophyton violaceum
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