KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 2/2022

15 02 / 2022 BERUFSPOL I T I K K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ Nachfolge Dies hätte der letzte Artikel aus unserer Feder sein können. Nun geht es in die Verlängerung. Das ist gute und schlechte Nachricht zugleich. Im Vorstand mfe gilt eine Amtszeitbeschränkung auf drei dreijährige Amtsperioden. Tatsächlich sind wir schon neun Jahre im Amt. Viel Arbeit liegt hinter uns. Nicht weniger vor uns. Es drohte der gleichzeitige Austritt aller drei Pädiater aus dem achtköpfigen Vorstand mfe. Vielleicht nicht weltbewegend, aber für die Interessen der Pädiatrie doch einschneidend. Für das Ressort e-health und die Nachfolge von Pius Bürki konnte mit Michael Bagattini ein Hausarzt-Kollege gefunden werden. Weitere Kandidaturen gab es keine, weder solche mit Interesse für Tarifarbeit noch solche aus der Pädiatrie. Die Delegiertenversammlung hat deshalb einstimmig einer einmaligen Amtszeitverlängerung von Heidi Zinggeler Fuhrer und Rolf Temperli zugestimmt. Das ermöglicht uns, weiterhin die Sichtweise der Pädiatrie im Vorstand mfe zu vertreten und gemeinsam den Schwerpunkt Tarife zu leiten. Heidi Zinggeler Fuhrer bleibt Vizepräsidentin, verantwortlich für die Pädiatrie und den neu geschaffenen Schwerpunkt Dienstleistungen und Events. So weit, so gut!? Nein, unsere Nachfolge muss jetzt und mit verstärkten Anstrengungen an die Hand genommen werden. Ab sofort sind wir eine Übergangslösung. Eine nochmalige Amtszeitverlängerung ist ausgeschlossen. Selbstverständlich, der mfe Vorstand würde auch ohne Pädiaterinnen funktionieren. Nur würde die Pädiatrie massiv an Wissen und Einfluss in der Politik verlieren. Pädiatrische Interessen können am besten von der Pädiatrie erkannt, formuliert und vertreten werden. Die ausnahmsweise genehmigte Amtszeitverlängerung verschafft der Pädiatrie eine Verschnaufpause. Die ist allerdings kurz und muss genutzt werden. Der Countdown läuft. Für uns und für die pädiatrischen Verbände. Tarif Zwischen Redaktionsschluss und Erscheinen dieser News wird noch viel passieren. Wir warten auf den Entscheid des Bundesrates zu Tardoc und auf die Entscheide des Parlaments zu zahlreichen Kostensparmassnahmen. Jederzeit ist mit der Stellungnahme des Bundesrates zu Tardoc zu rechnen. mfe wird so bald wie möglich Informationen liefern und gegebenenfalls Tarifkurse anbieten. Inhaltlich und im Gebrauch wird sich im Vergleich zu Tarmed nicht viel ändern. Wer Tarmed verstanden hat, wird auch mit Tardoc keine Probleme haben (im Übrigen ist die letzte Version Tardoc 1.3 auf der FMH-Webseite für alle zugänglich und kann jederzeit studiert werden). Noch ungewiss sind die finanziellen Auswirkungen auf die Kinder- und Hausärztinnen. Der Hausarztzuschlag fällt weg. Die ambulante Pädiatrie sollte aber von verbesserten Kinderzuschlägen profitieren können. Sollte der Bundesrat tatsächlich den Referenzlohn unter das aktuelle und 30 Jahre alte Niveau senken, so müsste auch die Grundversorgung empfindliche Lohneinbussen hinnehmen. Kostensparmassnahmen I Die im Vergleich zum Pandemiejahr 2020 ansteigenden Gesundheitskosten sind weder dramatisch noch unerwartet. Trotzdem verleiten sie den Krankenkassenverband santésuisse dazu, in den Medien die Prämienkatastrophe herbeizureden (und im Hintergrund Tardoc zu blockieren). Ein Prämienanstieg ist nach einer Nullrunde im Vorjahr keine Überraschung, aber willkommener Anlass, mehr oder weniger einschneidenden Sparmassnahmen das Wort zu reden. Mehrere Lawinen sind losgetreten und nehmen Fahrt auf. Aktuell stehen zwei Volksinitiativen in den eidgenössischen Parlamenten zur Diskussion (Kostenbremseinitiative der Mitte: Prämienanstieg gekoppelt an Entwicklung der Wirtschaft und der Löhne; Prämienentlastungsinitiative der SP: maximal 10%des Einkommens für Krankenkassenprämien). Noch wird über mögliche Gegenvorschläge beraten. Der Bundesrat hat als Gegenvorschlag Zielvorgaben ins Spiel gebracht (eine vorgezogene Massnahme aus seinem Kostensparpaket 2). Damit will er den erlaubten Kostenanstieg im ganzen Bereich, der durch die obligatorische Krankenpflegeversicherung OKP abgedeckt ist, jeweils im Vorjahr festlegen. Ebenfalls wieder in der parlamentarischen Beratung ist der schon einmal abgelehnte KVGArtikel 47c, welcher die Tarifpartner dazu zwingen will, bei «unerklärbarem Kostenanstieg» Korrekturmassnahmen zu beschliessen. Je nach Ausgang der parlamentarischen Debatte steht ein Referendum vonseiten der Ärzteschaft zur Diskussion. Unterdessen sind wir geübt in Sachen Unterschriftensammlung. Und in Abstimmungen erfolgreich. Kostensparmassnahmen II Gerade eben haben wir die Jahresbeiträge für zahlreiche Verbände bezahlt (oder auch nicht): FMH, Kantonale Ärztegesellschaft, Regionaler Ärzteverein, pädiatrie schweiz, KIS, mfe Schweiz, regionaler oder kantonaler Haus- und Kinderärzteverband etc. Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen fragen sich jeweils, ob es das braucht – immerhin addieren sich alle Beiträge auf gut und gerne Fr. 4000 pro Jahr – oder ob sie eigene Kostensparmassnahmen ergreifen sollen. Kann man. Nur ist das einerseits sehr kurzfristig gedacht. Und andererseits ist das Schwarzfahren sehr unfair. Alle profitieren selbstverständlich von den Arbeiten, welche andere erledigen und man bürdet die Kosten dafür ebenso selbstverständlich den zahlenden Kolleginnen und Kollegen auf. Kein Trittbrettfahren. Nirgendwo. Mehr Engagement. Und schöne und entspannte Sommerwochen. Mit einem Blick auf das Tarifgeschehen. ■ DR. MED. ROLF TEMPERLI VORSTANDSMITGLIED MFE, EHRENMITGLIED KINDERÄRZTE SCHWEIZ, LIEBEFELD Korrespondenzadresse: temperli-rossini@bluewin.ch DR. MED. HEIDI ZINGGELER FUHRER VIZE-PRÄSIDENTIN MFE, ZUSTÄNDIGKEIT PÄDIATRIE, CHUR Korrespondenzadresse: h.zinggeler@mez-chur.ch

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