KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 1/2022

39 01 / 2022 REDAKT IONELLE SE I TEN K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ Abb. 4: Frühe Gumminuggis aus Latex (USA um 1975) Abb. 5: Nuggis mit Comicfiguren (USA um 1980) Abb. 6: Nuggi für Frühgeburten (USA um 1980) Abb. 7: Mit Honig gefüllter Nuggi (Mexico um 1987) Abb. 8: Nuggis mit eingebautem Fieberthermometer (Deutschland/USA um 2009) Abb. 9: Nuggi mit Rasselgeräusch beim Saugen (USA 1988) Abb. 10+11: Nuggis zum Inhalieren ätherischer Öle und Applikation flüssiger Medizin (USA um 1990) Abb. 12: Nuggi mit eingebauter Musikdose (USA um 1990) Abb. 13: Nuggi bei «Zahnungsbeschwerden» (USA um 1990) Abb. 14+15: Medikamentenapplikatoren (USA um 1980) Abb. 16+17: Werbenuggis (Schweiz um 2012) Abb. 18: Nuggi mit integrierter Sonnenbrille (Frankreich 2007) Abb. 19: Nuggi im Computerzeitalter Schnuller waren immer wieder umstritten, meist aus hygienischen und psychologischen Gründen, jedoch ist ihre Verwendung heute auch in «stillfreundlichen» Spitälern üblich. Generell wird empfohlen, das Kind mit 2–4 Jahren vom Nuggi zu entwöhnen, was nicht immer einfach ist und zu einem Machtspiel zwischen Kind und Eltern führen kann. Die Entwicklung des Nuggis ist noch nicht abgeschlossen. 2019 entwickelten Forscher der University of California einen Schnuller, der den Glucosegehalt des Speichels kontinuierlich misst und an das Smartphone der Mutter übermittelt, und so die Therapie diabetischer Säuglinge erleichtern soll… Die Verwendung eines Nuggis ist heute auch bei uns allgemein üblich und für viele Eltern eine grosse Hilfe, dem natürlichen Saugbedürfnis des Säuglings nachzukommen und somit zu seiner Beruhigung beizutragen. Kinder haben auch bald ihren «Lieblingsnuggi», und dessen Verlust kann zu kleinen Tragödien führen. Wieso kam ich denn zum Nuggi? Einerseits ist es für die meisten Eltern ein wichtiges Hilfsmittel, andererseits findet sich darüber kaum etwas in der medizinischen Literatur. Auch bei Besuchen historischer Museen sah ich trotz gezielter Suche nie ein Exponat eines Schnullers. In meiner Praxis hatte ich eine Schauvitrine mit Nuggis, die die Kinder immer mit grossem Interesse betrachteten und kommentierten. Dies hat mich dazu bewogen, dem Nuggi zu Ehren, diesem für viele Eltern und Kinder in seiner Bedeutung massiv unterschätzten Hilfsmittel, diesen Artikel zu schreiben. ■ QUELLENNACHWEIS Abb.1 + 3: Wikipedia commons Alle anderen Abbildungen aus der Sammlung des Autors. Literatur auf Anfrage beim Autor. Abb. 3: Christian Meineckes patentierter «baby comforter» aus Latex (USA, 1900) 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 Seine heutige «orthodontisch korrekte» Form erhielt der Nuggi kurz nach dem 2. Weltkrieg durch deutsche Zahnärzte. Seither hat sich an der Form nicht mehr viel geändert, dafür haben das Design und auch der Zweck vielfältigste Variationen angenommen, eine Auswahl zeigen Abb. 4–19. Die Verwendung von Nuggis ist kulturell unterschiedlich; heute weitverbreitet in modernen Gesellschaften, wird er in anderen Teilen der Welt oder bei indigenen Völkern (z. B. im Amazonasgebiet) kaum verwendet. So konnte ich z. B. bei mehreren Reisen in die Mongolei mit dem Swiss Mongolian Pediatric Project weder in städtischen noch in ausgesprochen ländlichen Regionen, weder in Spitälern noch in Jurten, je einen Nuggi finden. In diesen Gesellschaften wird der Säugling weiterhin beim leisesten Anzeichen eines Unbehagens direkt an die Mutterbrust gelegt.

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