KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 1/2022

13 01 / 2022 BERUFSPOL I T I K K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ Kinderärzte Schweiz hat bei der Erarbeitung von Informationsblättern für Kinderärztinnen bzw. Hausärzte zur Verschreibung von Antibiotika in der Schweiz aktiv mitgearbeitet. Die beiden Faktenblätter können von unserer Webseite in der Rubrik «Hilfreiche Materialien und Infos für die Praxis» (Kapitel «Bundesamt für Gesundheit») heruntergeladen werden. Antibiotikaresistenzen sind ein globales Problem, welches auch vor unseren Praxen nicht haltmacht. Hauptgrund ist und bleibt der weiterhin oft zu häufige und zum Teil unsachgemässe Einsatz von Antibiotika weltweit. In der Pädiatrie ist das Thema seit Langem aktuell und spiegelt sich in den etablierten und neueren Empfehlungen zur Betreuung von Kindern mit Otitis und Pharyngitis. Trotzdem werden in der Pädiatrie rund 85% der Antibiotika im ambulanten Setting verschrieben. Ausserdem zeigt sich, dass immer noch zu oft zu breite Antibiotika eingesetzt werden. Zusammenfassend: Das Problem ist bekannt. Es gibt Lösungsansätze. Es gibt aber immer noch Optimierungspotenzial. Hier greift die Strategie Antibiotikaresistenzen (StAR) der Schweiz an: Sie hat das Ziel, die sachgemässe Verschreibung in der Schweiz zu fördern, um die nachhaltige Wirksamkeit der Antibiotika für die Bevölkerung und die Tiere zu erhalten. Dafür setzen sich die beteiligten Bundesämter, die Fachgesellschaften und viele weitere Akteure, inklusive Kinderärzte Schweiz, gemeinsam ein. Hilfsmittel, welche Kinderärztinnen und Kinderärzten bei der Verschreibung von Antibiotika zur Verfügung stehen, finden Sie auf den Faktenblättern oder der BAG Webseite: https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/krankheiten/ infektionskrankheiten-bekaempfen/antibiotikaresistenzen/ welche-hilfsmittel-stehen-den-aerztinnen-und-aerztenbei-der-verschreibung-zur-verfuegung.html ■ DR. MED. STEFAN ROTH VORSTANDSMITGLIED KINDERÄRZTE SCHWEIZ, LIEBEFELD Korrespondenzadresse: stefan.d.roth@bluewin.ch DR. DANIEL F. BRANDL, PhD GESCHÄFTSFÜHRER KINDERÄRZTE SCHWEIZ, ZÜRICH Korrespondenzadresse: daniel.brandl@ kinderaerzteschweiz.ch «BAG-Faktenblätter» zur Verschreibung von Antibiotika in der Schweiz Welches Ziel verfolgen wir mit der Strategie Antibiotikaresistenzen? Die Strategie Antibiotikaresistenzen (StAR) der Schweiz hat zum Ziel, die sachgemässe Verschreibung in der Schweiz zu fördern, um die nachhaltige Wirksamkeit der Antibiotika für die Bevölkerung und die Tiere zu erhalten. Dafür setzen sich die beteiligten Bundesämter, die Fachgesellschaften und viele weitere Akteure gemeinsam ein. Welche Hilfsmittel stehen den Kinderärztinnen und Kinderärzten bei der Verschreibung zur Verfügung? Verschreibungsrichtlinien Die Schweizerische Gesellschaft für Infektiologie (SSI) erarbeitet und publiziert regelmässig Richtlinien, die es den Ärztinnen und Ärzten erlauben, gemäss dem aktuellsten Wissensstand den Antibiotikaeinsatz zu optimieren. Sie sind abrufbar unter folgendem Link: ssi.guidelines.ch Die Nutzerinnen und Nutzer haben die Möglichkeit, über eine Kommentarfunktion Vorschläge einzubringen oder Fragen zu stellen und die Richtlinien so weiter zu verbessern. Aktuelle Resistenzdaten und Richtlinien auf INFECT Mit der Applikation INFECT des Schweizerischen Zentrums für Antibiotikaresistenzen ANRESIS werden die aktuellen Resistenzdaten übersichtlich und intuitiv angezeigt. Damit wird unter anderem ein auf die lokale Resistenzlage abgestimmter Einsatz von Antibiotika unterstützt. Darin enthalten sind auch die Verschreibungsrichtlinien der SSI. INFECT ist abrufbar unter infect.info und steht als App für Android und iOS zur Verfügung. Unter anresis.ch finden Sie zudem allgemeine Informationen und aktuelle Trends. Faktenblatt Antibiotikaresistenzen für Patientinnen und Patienten Das von FMH, pharmaSuisse und BAG erstellte Faktenblatt enthält einfach verständliche Informationen und Empfehlungen rund um die Antibiotikaeinnahme sowie Gründe, warum bei gewissen Infektionen kein Antibiotikum notwendig ist. Es enthält auch allgemeine Informationen über Antibiotika und Antibiotikaresistenzen. Das Faktenblatt ist in elf Sprachen erhältlich und kann im Rahmen eines Beratungsgesprächs verwendet werden. Das Faktenblatt und seine Begleitprodukte (Erklärungsfilm, Poster) sind kostenlos bestellbar auf antibiotika-richtig-einsetzen.ch. Entscheidungshilfen Antibiotikavergabe für Praxis und Qualitätszirkel Das Berner Institut für Hausarztmedizin BIHAM hat eine evidenzbasierte Ärzteinformation und eine Entscheidungshilfe erstellt, die die Haus- und Kinderärztinnen bzw. -ärzte bei der partizipativen Entscheidungsfindung mit Eltern bezüglich Antibiotikavergabe für das Kind unterstützen. Einfach verständliche Grafiken zeigen die Vor- und Nachteile einer Therapie mit und ohne Antibiotika für eine der häufigsten Infektionskrankheiten in der Pädiatrie: Otitis Media. Die Hilfe eignet sich auch optimal als Denkanstoss und Trainingshilfe für Qualitätszirkel. Sie ist abrufbar unter biham.unibe.ch/entscheidhilfen. Stand: Januar 2022 www.bag.admin.ch/antibiotikaresistenzen-hilfsmittel Verschreibung von Antibiotika in der Schweiz Infoblatt für Kinderärztinnen und Kinderärzte Wie entwickeln sich antibiotikaresistente Keime in der Schweiz? Bei einigen gefährlichen Erregern, wie z. B. FQR-E. coli und ESCR-E. coli, hat der Anteil der antibiotikaresistenten Keime in den letzten 15 Jahren in der Schweiz zugenommen. Hauptgrund ist der häufige und zum Teil unsachgemässe Einsatz von Antibiotika weltweit. Die Wirksamkeit von Therapien wird dadurch vermindert – ein zunehmendes Problem für die öffentliche Gesundheit. Quelle: anresis. Illustration: Communication in Science, im Auftrag des BAG. Welche Antibiotika wurden Kindern und Jugendlichen 2020 in der Schw iz verschriebe ? In der Pädiatrie werden heute rund 85 Prozent der Antibiotika im ambulanten Setting verschrieben. Die Verschreibungspraxis zeigt, dass noch Optimierungspotential i der Antibiotikawahl besteht: • Etwa 80 Prozent der Antibiotikaverschreibungen bei Kindern betreffen Infektionen der Atemwege. Nicht immer werden dafür die empfohlenen (einfachen) P icilline oder Aminopenicilline eingesetzt. • Makrolide, die ein problematisches Profil für die Selektion von Resistenzen haben, werden wahrscheinlich zu häufig für die Therapie von Atemwegsinfektionen eingesetzt. Relativer Anteil der abgegebenen Antibiotika pro Altersgruppe in %. Datenbasis: Schweizerischer Apothekerverband pharmaSuisse.

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