42 REDAKT IONELLE SE I TEN 04 / 2021 K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ Vor einigen Wochen rief Stefanie an: «Paolo, könntest du einen Bericht für die ‹Praxistour› über deine Praxis schreiben?» Ich konnte ehrlich gesagt nicht NEIN sagen! KIS bietet für mich immer super Aus- und Weiterbildungsgelegenheiten und dafür habe ich bis jetzt nichts beigetragen. Eine kleine, winzige Hilfe… da konnte ich nicht Nein sagen. Aber… es gibt immer ein ABER, und das hat mir sofort meine Kollegin Barbara explizit erklärt! «Hast du schon die Praxistouren der Kollegen gesehen? Z. B. die von Carole im Januar ’21? Eine superschöne Designer-Praxis… Barbara hat völlig recht! Meine Praxis ist in einem alten Haus, nicht besonders schön, sicher nicht von Innerarchitekten geplant und dazu altmodisch. SIC!!! Was konnte ich jetzt machen? Ich habe also beschlossen, eine virtuelle (das ist ja doch recht modern!!!) Praxistour anzubieten, ohne Zoom oder Teams, aber mehr auf Aktivitäten als auf Infrastruktur gestützt. So werde ich in den nächsten Zeilen die verschiedenen Projekte, die ich seit Beginn meiner Berufstätigkeit gestartet habe, beschreiben, innerhalb der Praxis, aber vor allem ausserhalb. Grad zu Beginn (2002), nach der x-ten Patientenmutter mit der Frage «Was kann ich mit meinem Sohn machen gegen sein Gewicht…?», habe ich mit PESOVIA angefangen. Unter meinen Patientenmüttern habe ich eine Lehrerin, eine Psychologin und eine Diätberaterin gefunden und im August 2005 haben wir die ersten Elterntreffen organisiert. Nach und nach sind wöchentliche Hallenbadstunden, monatliche Ausflüge (Schlitten (Photo 1), Schneeschuhwanderungen, Pferdebesuche, Bogenschiessenturniere usw… (Photo 2 und 3) dazugekommen, sowie Aktivitäten in der Küche unter der aufmerksamen Kontrolle eines Diätkochs. Unterdessen finden psychologische Begleitungen und Ernährungsberatungen, individuell und gruppenweise, statt. Eine Supererfahrung, die wir jährlich wieder angeboten haben, bis zu Covid19… aber hoffentlich geht es nächstens weiter… Zwei Jahre später, nachdem in einer einzigen Woche zwei Mütter bei der 1-Monatskontrolle geweint hatten wegen ihrer traumatischen Geburtserfahrungen, habe ich DINE organisiert. Jede dritte Woche bieten wir (gemeinsam mit einem Psychologen, einem Gynäkologen, einer Hebamme und einer superbegeisterten Mutter) ein Treffen für unerfahrene Eltern an (DI-alogo con le NE-ofamiglie). Inzwischen hatte ich mit politischer Tätigkeit auf kantonalem Niveau angefangen und eine Mitarbeit anderer Kollegen in der Praxis war unumgänglich sowie willkommen. Im unserem Praxisalltag sind schlussendlich fünf Kinderärztinnen, sieben Praxisassistentinnen, zwei Psychiater und 4-5 Psychologinnen zusammengekommen… mit einem solchen Team sind Fasnachtsmomente (Photo 4) und Teamausflüge (Photo 5, 6, 7 und 8) nicht wegzudenken. Vor acht Jahren haben wir die Schwierigkeiten der Vormundschaftsbehörde erkannt, sich ein realitätsnahes Bild der Familien zu bilden, und haben darum die Gruppe SATELLITI gegründet. Wir stehen jetzt mit einem multidisziplinären, professionellen Team mit Anwalt, Sozialarbeiter, Psychologin und einem Kinderarzt der Behörde zu Verfügung, um Evaluationen wie Unterstützungsprogramme innert kurzer (drei Wochen ist unsere Zielzeit) Zeit anzubieten. CON-TATTO ist eine Selbsthilfegruppe, in der Psychologinnen gemeinsam mit Kindern aus meiner Praxis, oder von anderen Kollegen zugewiesen, gruppenweise Gelegenheiten zum Austausch bei Scheidungsproblemen, Trauer, chronischen Krankheiten sowie Verlassensängsten anbieten. Modulweise und im Prinzip mit 5 bis 7 Treffen, sodass es keine unendliche Geschichte wird. Aber unsere Praxis ist nicht nur für Probleme offen! Mit der starken Unterstützung von einigen Kindergartenlehrerinnen haben wir Besuche der Schulklassen in unserem täglichen Praxisalltag organisiert. Sodass ein BeAUTOR: DR. MED. PAOLO PEDUZZI FACHARZT FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN, WWW.ILPEDIATRA.CH, BELLINZONA UND FAIDO Korrespondenzadresse: paolo@ilpediatra.ch Praxistour im Tessin 4 1
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