KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2021

37 04 / 2021 JAHRESTAGUNG K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ MPA Workshop 2 Hypnose bei Angst: Wie führen wir Kinder zu ihrer eigenen Mutschatzkiste? REFERENTINNEN: DR. MED. KERSTIN BERGER Fachärztin FMH für Kinder- und Jugendmedizin, spez. Entwicklungspädiatrie, spez. Psychosomatische und Psychosoziale Medizin (SAPPM), Kinderpraxis Oerlikon, Zürich DR. MED. MONIKA VON DER HEIDEN Fachärztin FMH für Kinder- und Jugendmedizin, spez. Entwicklungspädiatrie, spez. Psychosomatische und Psychosoziale Medizin (SAPPM), Kinderpraxis Oerlikon, Zürich MODERATION: NANETTE VON SIEBENTHAL MPA in Bern AUTORIN: NANETTE VON SIEBENTHAL MPA in der Praxis Kinder- und Jugendmedizin Köniz, Liebefeld Korrespondenzadresse: nanette.roschi@gmx.ch Frau Dr. Berger und Frau Dr. von der Heiden haben uns einen spannenden Vortrag über Hypnose bei Angst gehalten. Der Vortrag war sehr praxisbezogen und mit guten Beispielen aus ihrer täglichen Tätigkeit als Pädiaterinnen gespickt. Definition Hypnose: Hypnose ist ein veränderter Bewusstseinszustand, der durch Einengung der Aufmerksamkeit und durch gezielte Konzentration erreicht wird. Wichtig: Das Kind wird nicht in Hypnose versetzt. Diese Technik erlaubt uns jedoch, das Kind im richtigen Moment abholen zu können. Damit wir Vertrauen zu einem Kind aufbauen können, sind folgende Faktoren wichtig: ehrlich und echt sein, Neugier, unsere Körpersprache, bedingungslose Wertschätzung dem Kind gegenüber und die Eltern miteinbeziehen. Hypnose passiert ständig im Alltag eines Kindes, es verfällt in einen tranceähnlichen Zustand, z. B. bei Rollenspielen, beim Zeichnen, auf der Schaukel, im Kino. Ziel ist es, schmerzhafte Interventionen am Kind in diesem Zustand zu verrichten. In welchen Situationen können wir die gewonnen Tipps in der Praxis am besten anwenden? Bei Impfen, Nähen, Blutentnahme, Fadenentfernung, Wundversorgung, generell bei Ängsten. Umgang mit der Angst: Wir müssen dem Kind die Angst vor dem Schmerz nehmen und nicht nur den Schmerz selbst. Es soll seine Fragen stellen dürfen, selber entscheiden, wo es sitzen möchte und was es zur Ablenkung gerne hätte (Seifenblase, Windrad usw.). Wir können zudem mit der Atmung des Kindes arbeiten und die Eltern miteinbeziehen. Beispiele aus der Praxis: Bei Säuglingen eine Musikdose zur Ablenkung anwenden. Wichtig ist auch, dass sie den Körperkontakt zu den Eltern haben, am besten in ihrer Lieblingsposition. Kleinkinder kann man gut mit Seifenblasen und Windrädern ablenken. Mit der Atmung arbeiten oder man verwendet den Magic Glove. Den Magic Glove findet man bei YouTube. Bei grösseren Kindern und Jugendlichen kann man über ihre Hobbys, schöne Erlebnisse und vorhandene Interessen sprechen. Wichtig ist, dass man ihnen die Scham von der Angst nimmt. Angst haben ist etwas Natürliches und man muss sich nicht dafür schämen. Zum Schluss durften die Teilnehmerinnen, welche Lust dazu hatten, sich noch in eine Trance versetzen lassen. Dies war eine sehr interessante und spannende Erfahrung. ■ MPA Workshop 1 Alternativmedizin: Omas Hausapotheke – Mythen, alte Zöpfe und wahrhaft Bewährtes! REFERENTIN: DR. MED. MERCEDES OGAL Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Medizinische Hypnose (SMSH), Psychosomatische und psychosoziale Medizin (SAPPM), Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin (ASA), Praxispädiaterin in Brunnen MODERATION: NINA SCHWEIZER MPA in Boll AUTORIN: DANIELA BENZ MPA, Kinderpraxis Sulperg, Wettingen Korrespondenzadresse: info@kinderpraxis-sulperg.ch Dr. Mercedes Ogal gab uns einen spannenden Einblick in die Welt der Alternativmedizin. Mit ihrer leidenschaftlichen Erzählungsweise hat sie uns in ihren Bann gezogen und uns verschiedene Hausmittel aus Omas Zeit nähergebracht oder wieder in Erinnerung gerufen. Vieles kann relativ unkompliziert zu Hause angewendet werden. Wie die Grundregel der hippokratischen Medizin sagt: «Nützen oder wenigstens nicht schaden!» Und das tut es in vielerlei Hinsicht. Wie in der Schulmedizin gilt auch hier: Zeit haben für den kleinen Patienten, ihm die nötige Zuwendung geben und anwenden, was man kann. Es gibt viele Krankheiten, bei denen sich die Alternativmedizin sehr bewährt hat. Sei es ein Infekt der oberen Luftwege, unangenehme Bauch- oder Kopfschmerzen sowie mühsame Augenentzündungen. Wichtig scheint mir auch, alles zur rechten Zeit und im rechten Mass anzuwenden sowie die individuelle Konstitution des Patienten zu beachten. Aber auch hier gilt: Teilweise ist der Gang zum Kinderarzt unvermeidbar. Ein paar Hausmittel habe ich hier kurz zusammengefasst: ■ Husten: • Zwiebelwickel, Kartoffelwickel bei Reizhusten • Salben (Thymian, Myrte) • Tee (u. a. Thymian, Fenchel, Salbei) • Sirup (u. a. Zwiebel, Rettich) hergestellt mit Honig ■ Halsschmerzen • Salbeitee (mit [Manuka-]Honig) • Gurgeln mit Salzwasser • Umschläge mit Magerquark ■ Augenentzündungen • Schwarzteebeutel (Kamillentee weniger hilfreich) • Auswaschen mit Augentrost-Tee (Euphrasia) • Nicht reiben und stets die Hände waschen Kurz und knapp: Prevention is the best intervention! Damit die Organe und Systeme gut funktionieren können, braucht es eine gesunde Ernährungsweise, körperliche Aktivität, strukturelles Gleichgewicht, genügend Schlaf und Erholung sowie emotionale und soziale Balance und Stressresilienz. Vielen Dank an Frau Dr. Ogal für diesen super spannenden Vortrag! ■

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