KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2021

31 04 / 2021 JAHRESTAGUNG K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ Workshop Ärztinnen und Ärzte 11 Entwicklung und Förderung von Exekutivfunktionen bei Kindern REFERENTIN: DR. PHIL. BARBARA RITTER Pädiatrische Neuropsychologin, KERZentrum, Ostschweizer Kinderspital St. Gallen MODERATION: DR. MED. ALEXANDRA SAWATZKI Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, Praxispädiaterin in St. Gallen AUTOR: DR. MED. ANDREAS GEISER Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Kinder- & Jugendpraxis Schlieren Korrespondenzadresse: ageiser@hin.ch Wie unterstütze ich meine Patienten mit ADHS, LRS, Dyskalkulie, Traumata, Zwängen & Co. Barbara Ritter hat eine mitreissende Präsentation über die Exekutivfunktionen geboten und das Belohnungssystem im Gehirn der Teilnehmenden aktiviert: Bewaffnet mit wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen und einem Schmunzeln über das gewonnene Kartenspiel «Gruselino» kehre ich in meinen Praxisalltag zurück. Exekutivfunktionen umfassen eine Reihe von höheren Steuer-, Regulations- und Kontrollfähigkeiten. Inhibition/Impulskontrolle, Arbeitsgedächtnis und Flexibilität sind die drei Kernfunktionen. Dazu brauchen wir unser Stirnhirn, welches bis ca. 30 Jahre immer weiter reift! Inhibition entwickelt sich bereits ab dem Kleinkindesalter, das Arbeitsgedächtnis vorwiegend im Jugendalter. Flexibilität setzt eine gewisse Reifung von beidem voraus. Mit diesen drei Grundfunktionen planen und organisieren wir, lösen Probleme, priorisieren, teilen Zeit ein. Diese Fähigkeiten sind für das Erlernen der Kulturtechniken und für viele Alltagstätigkeiten hochrelevant. Alle Teilnehmenden haben einen Link zum Handout erhalten mit Details zu Definition und Testung dieser Funktionen. Verbessern und trainieren lassen sich Exekutivfunktionen mit unterschiedlichen Strategien: Impulskontrolle/Inhibition: Vorbilder, Bestärkung, WennDann-Pläne, Kampfsport, Meditation und Metakognition (über das eigene Denken und Handeln reflektieren). Arbeitsgedächtnis: Lesen, Kopfrechnen, Theater spielen, Musizieren, Tanzen, Memo-Techniken (Buch: das Memo-Training Everts & Ritter 2016) Flexibilität: Zaubern, Reisen, Basteln, Werken, Kochen, Gärtnern, Tanzen, Orientierungslauf, Reframing und wieder Metakognition! Es lohnt sich, mit seinen Patienten/Eltern nachzudenken, was davon in der jeweiligen Situation geeignet und machbar ist. Lebensqualität und Resilienz nehmen dadurch zu! Viele Gesellschafts- und Kartenspiele fördern diese Fähigkeiten auf lustvolle Weise. Mein Hauptgewinn (nebst «Gruselino»): Eltern und Kindern kann ich besser erklären, was Exekutivfunktionen sind und wie sie erfolgreich gefördert werden können. ■ Best & Miller (2010). A developmental perspective on executive functions. Child Dev ;81(6):1641–60. doi: 10.1111/j.1467–8624.2010.01499.x. Definition Inhibition/Impulskontrolle • Störreize und irrelevante Informationen ausblenden • Inadäquate Gedanken, Emotionen oder Handlungen unterdrücken • Impulsives Verhalten (z.B. vorschnelles Entscheiden) vermeiden Arbeitsgedächtnis • Informationen (z.B. Namen, Anweisungen, Fakten) kurzfristig im Kopf behalten und bearbeiten • Informationen umstellen, ordnen oder sortieren Flexibilität • Effizient zwischen verschiedenen Informationen, Konzepten oder Aufgaben hin- und herwechseln • mehrere Optionen unter verschiedenen Gesichtspunkten oder mehrere Regeln beachten

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