27 04 / 2021 JAHRESTAGUNG K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ Workshop Ärztinnen und Ärzte 4 Das Kind in mir REFERENT: KD DR. MED. SEPP HOLTZ Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin FMH mit Schwerpunkt Entwicklungspädiatrie, Lehrpraktiker seit über 20 Jahren, Oberarzt Kinderspital Zürich, klinischer Dozent an der Universität Zürich, Ausbildner der Lehrpraktiker WHM, Praxispädiater in der Praxis «Kind im Zentrum», Zürich MODERATION: DR. MED. HANNAH GRÄBER Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Oberärztin UniversitätsKinderspital Zürich, Fellow Entwicklungspädiatrie, ab 2022 Praxispädiaterin in der Praxis «Kind im Zentrum», Zürich MED. PRACT. BENJAMIN DINKEL Praxispädiater in der KINDERarztpraxis, Lachen, ab 2022 in der Praxis «Kind im Zentrum», Zürich AUTOR: DR. MED. CHRISTIAN KNOLL Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Kinderpraxis-Seeland, Biel Korrespondenzadresse: pediatrie-seeland@hin.ch Sepp Holtz und seine spielerisch eingerichtete Praxis sind in Pädiater/-innen-Kreisen wahrscheinlich legendär, wer ist dem Sympathischen, engagierten, passionierten und bald pensionierten Entwicklungs-Pädiater, der seine Karriere als Clown zugunsten der Medizin aufgegeben hat, nicht irgendwann schon begegnet? Assistiert von seinen designierten Praxisnachfolgern Hannah Gräber (wahrhaft «mit dem Kind in sich», ca. 7. SS-Monat) und Beni Dinkel, brachte er uns eine spielerische Haltung dem Kind und den Eltern gegenüber näher. Angefangen bei «Namens-Spielen» z. B. als Joining bei der Erstkonsultation von Neugeborenen. «Warum haben Sie Ihrem Kind diese/n (Vor-)Namen gegeben? Was bedeutet er? Wie wird er genau ausgesprochen?» (Warum haben mir eigentlich meine Eltern meinen Namen gegeben???). So erhält man ganz einfach und schnell tiefe Einblicke in die Familiengeschichte und die Eltern fühlen sich empfangen. Auch bei älteren Kindern kann über das Suchen von positiven Eigenschaftswörtern, die mit den Buchstaben des Namens anfangen, dem Kind ein positives Bild von sich selbst vermittelt werden (s. o.). Je besser wir das Kind / den Jugendlichen kennen, desto genauer lassen sich damit spezifische positive Verstärkungen hinüberbringen. Anhand von kurzen Videos aus seiner Sprechstunde zeigte Sepp die praktische Anwendung dieser Technik, auch die folgende Anwendung des Spiegelns konnten wir uns so zu Gemüte führen: Eine kurze Zusammenfassung der Anamnese z. B. bei akuten Erkrankungen hilft Missverständnisse zu klären und gibt den Eltern / dem Kind das Gefühl, verstanden worden zu sein. Ein kleines Intermezzo, in dem wir uns pärchenweise im Spiegeln von zwei-, dreidimensionalen und komplexen Körperfiguren im Raum mehr oder weniger harmonisch üben konnten, stellte eine willkommene Abwechslung dar. Wer führt, wer folgt, wie und wann wechseln die Rollen? Eine spannende Erfahrung. Ja und dann ging’s ans Zaubern! Ein Zaubertrick, um das Kind abzulenken, für sich zu gewinnen oder nach einer unangenehmen Prozedur (z. B. mühsame Blutentnahme) zu trösten und belohnen (bei Sepp dürfen die Kinder aussuchen, ob sie ein kleines Geschenk erhalten oder einen Zaubertrick vorgeführt bekommen wollen). Aus seinem Fundus zeigte uns Sepp drei Tricks: das verknotete Seil, dass sich durch Zauberhand von selbst wieder entknotet (so wie z. B. der «Knoten im Bauch») oder das Haargümmeli, das der Schwerkraft trotzend an einem Gummi einfach nach oben gleitet. Ganz toll ist es natürlich, wenn das Kind selbst zum Zauberer gemacht werden kann z. B. mit dem Magic book (RecontraMago Zaubertricks für Kinder – Zauberbuch Buch wechselt die Farbe und die Zeichnungen verschwinden XL Size: Amazon.de: Spielzeug), in dem Arzt und Mutter nichts hervorbringen, aber das Kind Zeichnungen hervorzaubert und sie sogar noch farbig zaubern kann. Wer mehr Zaubertricks lernen möchte besuche doch eines der Zauberseminare (z.B.www.magic-p.ch, Pascal Dénervaud hat schon für KIS einen Zauberer-WS geleitet). Natürlich kam der Einwand, «das braucht doch alles Zeit…», klar, Kinder brauchen immer Zeit (es ist schliesslich das Kostbarste, was wir ihnen offerieren können), aber wahrscheinlich lässt sich bei einer intakten Vertrauensbasis zwischen Ärztin und Kind diese später auch wieder «einsparen». Was hat mir der WS gebracht? Sepp ging es darum, uns eine Haltung dem Kind gegenüber nahezubringen, nämlich eine wertschätzende, damit jedes Kind die Praxis stolz und zufrieden verlassen kann. Es ist ihm gelungen, am Freitag habe ich mit diesem Input im Hinterkopf anders gearbeitet… ■
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