KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2021

25 04 / 2021 JAHRESTAGUNG K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ Workshop Ärztinnen und Ärzte 1 Endokrinologie: Fragen rund um die Schilddrüse REFERENT: PD DR. MED. GABOR SZINNAI Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin FMH, stv. Leiter Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie, UniversitätsKinderspital beider Basel, Basel MODERATION: DR. MED. KARIN PEIER HARBAUER Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Praxispädiaterin in Winterthur AUTORIN: MED. PRACT. MAJA PFEIFFER Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Kinderarztpraxis Wallisellen Korrespondenzadresse: kinderarztpraxis-wallisellen@hin.ch Eingeleitet durch spannende Fälle aus der pädiatrischen Praxis von Karin Peier hat uns Gabor Szinnai sehr anregend und lehrreich durch verschiedene für uns relevante Krankheitsbilder der Schilddrüse geführt. Besonders hervorheben möchte ich dabei die Neugeborenenperiode mit ihren spezifischen klinischen Zeichen. In dem Zusammenhang erscheint mir zunächst wichtig zu betonen, dass im Schweizer Neugeborenenscreening lediglich nach einem erhöhten TSH gesucht wird und daher nur die periphere Hypothyreose erkannt werden kann, aber eine zentrale Hypothyreose nicht erfasst wird. Folgende klinische Zeichen sollten uns an eine mögliche Hypothyreose denken lassen und eine Untersuchung des TSH und des freien T4 zur Folge haben: grosse Fontanelle, Macroglossie, Ikterus prolongatus, Hypotonie, Trinkschwäche mit gleichzeitiger Gewichtszunahme. Dagegen könnten folgende klinische Zeichen bei Neugeborenen Folge einer kongenitalen Hyperthyreose sein: Irritabilität, Zittrigkeit, Tachykardie, fehlende Gewichtszunahme und Hyperthermie. Kinder von Müttern mit Hashimoto Thyreoiditis müssen postnatal nicht gescreent werden, im Gegensatz zu Kindern von Müttern mit M. Basedow: TSH, fT4 und TRAK aus Nabelschnurblut, sowieso an Tag 3, Tag 5–7 und Tag 10–14. In der Praxis ist mir schon oft aufgefallen, dass ein steigender BMI bei adipösen Patienten mit einem erhöhten TSH einhergeht, wobei das fT4 gleichzeitig im unteren Normbereich liegt. Bis zu einem TSH-Wert von ca. 6.5 mU/l ist er bei fehlender Klinik lediglich kontrollbedürftig. Herzlichen Dank an die Referenten für den spannenden Workshop! ■ Table 3: Normal ranges for Hb, MCV, Ferritin (Children’s Hospital Zurich, Switzerland) Age Hemoglobin (g/L) MCV (fl) Ferritin (μg/L) 0–7 days 135–200 95–115 153–1092 8–30 days 100–160 85–100 247–692 1–3 months 95–145 85–100 148–744 4–9 months 95–135 75–95 21–240 9–24 months 105–135 75–85 10–168 2–16 years 115–150 77–85 10–99 >16 years (females) 120–160 78–95 18–103 >16 years (males) 130–170 78–95 16–213 Tabellen Quelle: Universitäts-Kinderspital Zürich Workshop Ärztinnen und Ärzte 2 Hämatologie: Rund um das Eisen REFERENT: PROF. DR. MED. NICOLAS VON DER WEID Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Abteilungsleiter Hämatologie-Onkologie und Stv. Chefarzt Pädiatrie, Universitäts-Kinderspital beider Basel, Basel MODERATION: DR. MED. SANDRA BURRI Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Praxispädiaterin in Bern AUTORIN: DR. MED. VERENA PFISTER Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Dokterhus Klosters Korrespondenzadresse: verena.pfister@hin.ch In diesem spannenden Workshop ging es, nach einem kurzen Update über die verschiedenen Anämieformen, um die Eisenmangelanämie. Zudem wurde der erhöhte Eisenbedarf bei Sportlern besprochen, ebenso der Bedarf von Vitamin B12 bei veganer Ernährung. Das Wichtigste in Kürze Eisenmangel substitutionsbedürftig: Kinder: Ferritin <13ug/L, Jugendlichen: Ferritin <15ug/L (Tabelle) ■ Hepcidin als Key Regulator verhindert Eisenaufnahme aus Duodenum, erhöht bei Entzündung ➜ Anämie. Grund: Eisen verbleibt in Duodenum und steht nicht zur Blutbildung zu Verfügung ■ Symptome von Eisenmangel: Bestimmung Blutbild, CRP, Retis, Ferritin ■ Ferritin nur verwertbar wenn CRP <5–10mg/l, sonst falsch hoch ■ Wenn Eisentherapie nicht anspricht ➜ Helicobater pylori suchen ■ Zöliakie kann sich nur mit Eisenmangel zeigen ■ Menzer-Index als Abgrenzung Eisenmangel und Thalassämie: MCV/Eryzahl, wenn <12 ➜ Thalassämia minor. MCV/Eryzahl, wenn >14 ➜ Eisenmangel • Zur genauen Diagnose: Hb-Elektrophorese. Aber wichtig: erst Eisen-Mangel beheben, dann Thalassämie suchen. Therapie Eisenmangel: • Ernährung anpassen • P.o. Substitution mind. 3 Monate, danach Kontrolle Ferritin • Fe 2+: 2–3mg/kg/d in 1 oder 2 Dosen, 30–60Min vor oder nach Essen (Aktiferrin Trp, Ferrum Hausmann Kps) • Fe 3+ 3–5mg/kg/d in 1 oder 2 Dosen mit Essen (Maltofer) • Bei fehlendem Ansprechen: Präparat wechseln: von Fe 2+ auf Fe3+ oder umgekehrt. Nicht mit Milch oder Eistee einnehmen. Cave Maltofer Trp viel teurer als Maltofer Sirup • Oder gleiche Eisendosis jeden 2. Tag geben, Eisen wird besser aufgenommen (weniger Aktivität des Hepcidin-Rezeptors). Vegane Diät: Kontrolle Eisenstatus, Folsäure/Vit. B12, Holotranscobalamin (HTC) wenn HTC tief ➜ Bestimmung Methylmalonsäure im Urin Substitution: Folsäure 1–5mg/d p.o. Vitamin B12: ggf initial i.m., im Verlauf Becozyme Drg 10mcg, VitaSprint Sportler: Eisenbedarf erhöht • höhere Fe.-Verluste (Schweiss, Urin, Harn) • Muskuläre Mirkotraumata mit Hämolyse ➜ chronischer i.m. Blutverlust • Sport induz. Entzündung mit verminderter Eisenabsorption. Ganz herzlichen Dank an Prof. Dr. med. von der Weid für den lehrreichen und interessanten Vortrag. ■

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx