KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2021

20 JAHRESTAGUNG 04 / 2021 K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ Vorprogramm 4: MPAs (Referat) Onkologie: Kinderonkologische Patienten in der Praxis In der Schweiz erkranken pro Jahr rund 250 Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren an Krebs, wobei Jungen ein höheres Risiko tragen. Die Heilungschancen sind im Vergleich zu früher jedoch stetig höher. Als geheilt gilt, wer fünf Jahre nach einer Chemotherapie keinen Rückfall mehr hatte. Für uns im Praxisalltag ist es wichtig zu wissen, dass das Kind bei einer Verdachtsdiagnose direkt in das Spital überwiesen wird. Die Vorsorgeuntersuchungen geraten in den Hintergrund, denn an erster Stelle steht nun die genaue Diagnosestellung und anschliessend die Behandlung. Die Eltern haben plötzlich Kontakt mit neuen Ärzten, welche sie über die Behandlung ihres Kindes informieren. Da die Eltern normalerweise ein starkes Vertrauen in den Kinderarzt haben, ist es nun wichtig für uns als Praxis, die Eltern zu unterstützen und gegebenenfalls ein Gespräch mit dem Kinderarzt zu organisieren. Danach fühlen sich viele Eltern sicherer und können dann dem Kinderonkologen langsam Vertrauen schenken. Wenn ein krebskrankes Kind bei uns in die Praxis kommt, ist es sehr wichtig, dass sich ausschliesslich gesundes Personal um das Kind kümmert und dass das Kind sofort in ein vordefiniertes Zimmer gebracht wird. Zudem sollten gleichzeitig keine Infekte in der Praxis sein, am besten vergibt man den Termin an einer Randzeit. Mehr als die Hälfte der Eltern möchten das Kind zusätzlich zur Chemotherapie mit Homöopathie begleiten. Die Homöopathie kann problemlos neben der Chemo angewendet werden. Die Unterstützung der chinesischen Medizin ist schon eher gefährlich, da es oftmals zu Interaktionen kommt zwischen einigen Pflanzen und der Chemotherapie. ■ REFERENT: PROF. DR. MED. ROLAND AMMANN Forschungsgruppenleiter an der Universitätsklinik für Kinderheilkunde, Inselspital Bern und Praxispädiater im KurWerk in Burgdorf MODERATION: NINA SCHWEIZER MPA in Boll AUTORIN: MICHELLE RAEMY MPA, Kinder- und Jugendpraxis am Bollwerk, Bern Korrespondenzadresse: kinderarzt.bollwerk@hin.ch Vorprogramm 3: Ärztinnen und Ärzte Treffen der regionalen Kinderarztverbände: gemeinsam für die Patienten – Praxis und Kinderkliniken: eine Familie! Getroffen haben sich Vertreter aus den Kantonen Bern, Thurgau, St.Gallen und Zürich. Rasch wurde klar, dass allen Beteiligten die Kernthemen Pandemie, Weiterbildung und Ausbildung am Herzen liegen. In allen Regionen bestehen unterschiedliche Gefässe für gemeinsame Weiterbildung oder den Austausch mit den regionalen Kliniken. Hier funktioniert der Austausch in der Regel gut. In der Bewältigung der Pandemie hat sich gezeigt, dass eine Zusammenarbeit der Kinderspitäler mit dem Kanton und dem Schulärztlichen Dienst grosse Vorteile bietet, da eine regional einheitliche Informationspolitik die Arbeit der Praxispädiaterinnen mit den Patienten und Schulen stark vereinfacht. Dies gelang nur in den grösseren Kantonen mit einer Universitätsklinik gut, in der sich ein Klinikvertreter dafür eingesetzt hat. Beim Hauptthema Praxisassistenz zeigt sich ein Flickenteppich mit verschiedenen kantonalen Lösungen, die mehr oder weniger gut funktionieren. WHM (Stiftung zur Förderung der Weiterbildung in Hausarztmedizin) oder IHAM (Institute für Hausarztmedizin) sind meist für die Finanzierung zuständig und nicht sehr übersichtlich und transparent organisiert. Im jeweiligen Pool der Assistenzstellen machen die Pädiater einen kleinen Teil aus neben den Hausärztinnen, und sie müssen sich für ihre Interessen wehren. Wünschenswert wäre an vielen Orten eine Abkoppelung der Pädiater, idealerweise in einem pädiatrischen IHAM oder einer selbstständigen Organisationsstruktur. Im Moment bleibt so viel Arbeit den Lehrpraktikerinnen und Assistierenden überlassen. Die Kinderkliniken sind bis auf wenige Ausnahmen an einer Integration der Praxisassistenz ins Curriculum ihrer Assistierenden noch nicht interessiert und überlassen es diesen, sich ihre Stellen selber zu organisieren. Dabei wäre eine verpflichtende Aufnahme einer Praxisassistenz im Ausbildungscurriculum anzustreben – hier sind sich alle Anwesenden einig – sie würde viele Vorteile mit sich bringen, auch für die Kliniken. Es bleibt noch viel Arbeit, auch wenn grosse Bemühungen an verschiedenen Orten vorhanden sind. In einem föderalistisch geprägten Land ist dies nicht ganz einfach. Auch aus diesem Grund ist ein Austausch unter den regionalen Verbänden sehr hilfreich und sollte fortgesetzt werden. ■ AUTOREN: DR. MED. PATRIK SCHIMERT Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Gemeinschaftspraxis für Kinder und Jugendliche, Richterswil Korrespondenzadresse: schimis@gmx.net DR. MED. GIAN BISCHOFF Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Kinderpraxis Altstetten, Zürich Korrespondenzadresse: gian.bischoff@gmail.com

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