41 03 / 2021 DAS GUTE K INDERBUCH FÜR DI E PRAX I S K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ ersten Seiten wirken auf Erwachsene und Jugendliche doch eher befremdend, wie ich im Familienkreis festgestellt habe, denn lange lag das Buch herum. Vom Titel angezogen, haben aber alle einen Blick hineingeworfen. Meine 9-jährige Nichte hat sich am längsten damit verweilt und fand es «luschtig-gruusig». Genau dies ist meiner Meinung nach die Zielgruppe: Kinder im Kindergarten- und Primarschulalter finden die Furz-GaggiSprache lustig und lachen über die verschiedenen Bilder wie das der Kackexplosion oder der Turbowurst. Es werden aber auch genau die Probleme, die wir in dieser Altersgruppe häufig antreffen, wie das Aufschieben des Toilettengangs und dessen Folgen, besprochen und erklärt. Auch die Erkenntnisse aus der Gut-Brain-Achse werden erklärt. «Je besser du dich im Kopf fühlst, desto ruhiger ist dein Bauch.» Dieses Buch kann auch in den Gesprächen mit den Eltern bei all unseren Bauchweh-Kindern helfen, wenn wir unsere Scham ablegen und uns fragen: «Welcher Kacktyp bin ich?» ■ AUTORIN STEFANIE GISSLER WYSS MITGLIED REDAKTIONSKOMMISSION, NEUENDORF Korrespondenzadresse: s.gissler@hin.ch Illustriert von Tjarko van der Pol Aus dem Niederländischen übersetzt von Meike Blatnik Klett Kinderbuch, 10. Auflage 2020 ISBN 978-3-95470-188-9 «Die Kackwurstfabrik» Marja Baseler & Annemarie van den Brink Bild: Klett Kinderbuch Was für ein Kacktyp bist du? Hemmungslos startet das Buch schon auf der Umschlaginnenseite mit gewöhnungsbedürftigen Illustrationen und Begriffen wie Schleimscheisse, Kackturm, kandisfarbene Ziegenköttel bis hin zu Erdnusscrèmemit Stücken und Rote-BeeteAllerlei… Das Kinderbuch über das Rätsel der Verdauung nimmt kein Blatt vor den Mund. Mehrere rote Fäden führen durch das Buch. Zum einen ist da die Erzählgeschichte von Pim und Polly, einem Jungen und einem Mädchen, deren Vater die geheimnisvolle Kackwurstfabrik führt. Der Zutritt wird ihnen strengstens verboten, aber es gibt anscheinend Probleme, die dem Vater Sorgen bereiten. Sie schleichen sich nachts in die Fabrik und werden von den Mitarbeitern durch die verschiedenen Etagen geführt. Nach dem zerkleinernden Mund und dem magischen Magen machen sie eine Bahnfahrt durch den Dünn- und Dickdarm und lernen Magnus, den Pförtner, den dünnen Dirk oder Jack und Johnny, welche die Schliessmuskeln kontrollieren, kennen. Auf ihrer Reise erfahren sie, wie alles funktioniert, damit die verschiedenen Kackwürste entstehen und warum es nicht läuft, wie es soll. Alle diese Sachbuchinhalte sind in separaten Einschüben in anderer Schrift und farbig betitelt auf jeder Seite in die Geschichte eingefügt. Wissenschaftlich, zum Teil auch mit Fachbegriffen und Zitaten aus Studien, aber kindergerecht, wird der Verdauungsvorgang gut verständlich erklärt. Den dritten Faden bilden eingeschobene Quizfragen zu persönlichen Gewohnheiten, sowie Rätsel- und Verständnisfragen, deren Lösungen auf den letzten Seiten erklärt werden. Dazwischen werden auch immer wieder Gesundheitstipps und Hilfen bei Beschwerden eingeflochten. Ich muss zugeben, dass es eine Weile gedauert hat, bis ich mich ins Buch vertieft habe. Dass es mich «angeschissen» hat, wäre vielleicht auch übertrieben, aber die
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