KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 3/2021

14 BERUFSPOL I T I K 03 / 2021 K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ Sommer trotz allem Noch herrscht politische und mediale Sommerpause. Auch davor gab es neben Corona wenig Aufregung. Oder doch? Taubes Parlament Das Parlament will keinen griffigen Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Tabak und der Werbung dafür. Das Parlament stellt die wirtschaftlichen Interessen der Tabakprofiteure über die Gesundheit der Bevölkerung. Wohlwissend, dass Tabak deutlich mehr gesundheitlichen Schaden anrichtet als Covid. Wohlwissend, dass Tabak viel mehr Lebensjahre vernichtet als das Virus. Noch sind die Beratungen nicht abgeschlossen, die Hoffnungen aber im Rauch entschwunden. Bleibt das Parlament taub, wird die Initiative «Ja zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Tabakwerbung» dem Volk zur Abstimmung vorgelegt. Blinder Bundesrat Tatsächlich: Der Bundesrat hat den von den Tarifpartnern eingereichten Tarif Tardoc zurückgewiesen. Obwohl alle Bedingungen des Bundesrates erfüllt waren. Obwohl er selbst darauf gedrängt hat. Doch der Bundesrat hat auf die sturen Verweigerer gehört und die kooperativen Partner wie die FMH und mfe im Regen stehen gelassen. mfe hat viel Energie in das Projekt gesteckt und entsprechend enttäuscht in den Medien Stellung genommen (Standpunkte https:// www.mfe-standpunkte.ch/de). Der Bundesrat hat die Verweigerer an den Tisch der Kooperativen gezwungen. Sollten sich H+ und Santésuisse wirklich bewegen, könnte Tardoc – wenn auch mit Verspätung – doch noch den längst veralteten Tarmed ersetzen. Wie vom Bundesrat selbst gefordert. Lebendiges Virus Es ist noch da, lässt sich nicht vertreiben, passt sich an und breitet sich wieder aus. Die Impffreudigkeit lässt nach. Infrastrukturen stehen halb leer oder werden geschlossen. Der Preis pro Impfung im Impfzentrum dürfte auf über 100 Franken angestiegen sein. Wie und wo weiter geimpft werden soll, ist aktuell noch offen. Auf die Hausärzte will man sich verlassen. Sie korrekt zu bezahlen, ist aber für die Entscheidungsträger weiterhin keine Option. Serbelndes Gesundheitswesen Noch funktioniert es gut. Noch steht es allen offen. Noch ist die Qualität hoch. Noch wollen junge Medizinerinnen Hausärzte oder Kinderärztin werden. Es weht ihnen aber ein scharfer Wind entgegen. Aus Politik und Verwaltung. Halten wir dagegen. Zusammen und im Interesse der Bevölkerung. Sie ist sich bewusst, welche Bedeutung die Haus- und Kinderarztmedizin hat. Unsere tägliche Aufgabe ist es, Bevölkerung, Verwaltung, Medien und Politik davon zu überzeugen, dass Ideen wie eine Kostendeckelung im Gesundheitswesen nicht zu positiven Resultaten führen können. Entsprechende Beispiele gibt es schon genug. ■ DR. MED. ROLF TEMPERLI VORSTANDSMITGLIED MFE, EHRENMITGLIED KINDERÄRZTE SCHWEIZ, LIEBEFELD Korrespondenzadresse: temperli-rossini@bluewin.ch

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