9 02 / 2021 BERUFSPOL I T I K K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ Ausgaben Covid kostete die Schweizer Wirtschaft allein im Jahr 2020 76 Mrd. Franken. Der Bund zahlte 2020 15 Mrd. für die Pandemie, davon 11 Mrd. für Kurzarbeitsentschädigungen und 194 Mio. für die Covid-Testung. Der Bund liess 14 Mio. Masken vergammeln und bezahlte bis zu Fr. 8.90 pro Stück. Der Bund liess 14 Mio. CovidTeste ablaufen und setzte somit 17 Mio. Franken in den Sand. Das BAG investierte 23 Mio. Franken für die Bewerbung der sehr begrenzt zur Verfügung stehenden Covid-Impfung. Sparen Angesichts von Fehlleistungen und hohen Ausgaben muss anderswo gespart werden, am einfachsten bei der Ärzteschaft. Die Covid-Impfung soll inklusive aller Administration in vier Minuten erledigt werden (aktuell werden je nach Kanton unterschiedliche Zuschläge gewährt). Als Steuerzahler würde man es begrüssen, wenn die Impfung im Impfzentrum nicht viel mehr als Fr. 60 kosten würde. Das BAG will den Arztlohn um 15% unter das Niveau von 1995 kürzen und uns dafür 14% länger arbeiten lassen. Andererseits wird das Abpacken von fünf Selbsttest in einen Plastiksack mit bis zu Fr. 25 vergütet, in der Apotheke. Nationale Politik Das Tabakproduktegesetz wird immer noch in den eidgenössischen Räten diskutiert. Noch ist offen, ob unsere Tabakinitiative «Ja zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Tabakwerbung» zur Abstimmung kommt oder ob ein griffiges Gesetz den Rückzug der Initiative erlaubt. Auch weiterhin umstritten sind die vom Bund vorgeschlagenen Kostendämpfungsmassnahmen. mfe hat ausführlich darüber berichtet. Der Bundesrat hat die «Zielvorgaben (jährliche Vorgabe eines Kostenziels mit Korrektur über den Preis der Leistung)» aus dem Sparpaket herausgelöst und will sie als indirekten Gegenvorschlag der Kostenbremse-Initiative der CVP/Die Mitte gegenüber stellen. Die Initiative will die Krankenkassenprämien an die Lohnentwicklung koppeln. Wie das zu geschehen hätte, lässt sie offen. Der Bundesrat lehnt die Initiativen ab. mfe lehnt den Kostendeckel «Zielvorgaben» ab, weil der Plan die Bekämpfung der Kostensteigerung auf die Leistungserbringer abwälzt, weil er die Politik von jeder Verantwortung befreit, weil er nichts anderes als eine Rationierung darstellt, zu Lasten der Patienten. Als Grundversorger (Kostensteigerung + 2% in 20 Jahren, und erst noch vom Bundesrat gewollt) hätten wir nichts zu befürchten, müssten wir nicht Kostensteigerungen in anderen Bereichen ausgleichen helfen. Covid-Impfung Die Covid-Impfung für Jugendliche steht vor der Tür, vielleicht auch schon für Jüngere. Noch haben wir von den Fachverbänden nichts gehört. Kinder und Jugendliche werden vielleicht besser durch ihre Pädiaterin geimpft als im Impfzentrum oder in der Apotheke. Werden die Kinder und Jugendlichen vorwiegend zu ihrem eigenen Schutz geimpft oder zur Annäherung an die Herdenimmunität? Weil impffähige aber impfunwillige Erwachsene nichts dazu beitragen? Wie zum Beispiel die 50% uneinsichtigen und unsolidarischen Pflegefachpersonen in Pflegeheimen? Tiefrisiko-Populationen impfen in Zeiten von Impfstoffknappheit? Influenza- versus Covid-Impfung? Es ist offensichtlich, dass wir nicht alle Impfwilligen in unseren Praxen zeitgerecht impfen können. Wir haben auch noch andere Aufgaben zu erfüllen, die neu geschaffenen Impfzentren nicht. Ebenso offensichtlich ist, dass niemand kostengünstiger impfen kann als wir: Wir kennen unser Klientel, unser Personal ist schon geschult und geübt, die Infrastruktur ist bereits vorhanden. Und wir können nicht akzeptieren, dass die Kassen, die Gesundheitsdirektorenkonferenz und einige Kantone frivol behaupten, dass Fr. 24.50 auch genügen (oder gar Fr. 14.50?), wider besseres Wissen. Wirtschaft in Kinderarztpraxen Falls die Jahresrechnung Ihrer Praxis 2020 schlechter ausfällt im Vergleich zum Vorjahr, so entspricht das dem Trend: Pädiaterinnen und Pädiater waren von der Krise mehr betroffen als alle anderen Fachrichtungen und haben 2020 weniger Patienten betreut, weniger lang gearbeitet und folglich weniger Umsatz erzielt (in der Grössenordnung von minus 8%). Erst die Roko- und MAS-Zahlen werden uns Informationen über das Betriebsergebnis liefern. Ausblick Mit der doppelten Freiwilligkeit zum Elektronischen Patientendossier ist es vorbei. Qualität wird strenger kontrolliert. Auf beide Themen werden wir zurückkommen. Die Präsidien von mfe, KIS und SGP treffen sich regelmässig zum Austausch, letztes Mal am 10. Mai. Es geht dabei jeweils um den gegenseitigen Informationsaustausch, Abgrenzungen der verschiedenen Aufgabenbereiche und Koordination der geplanten nächsten Schritte. Immer mit dem Ziel, die medizinische Grundversorgung zu stärken. ■ DR. MED. ROLF TEMPERLI VORSTANDSMITGLIED MFE, EHRENMITGLIED KINDERÄRZTE SCHWEIZ, LIEBEFELD Korrespondenzadresse: temperli-rossini@bluewin.ch
RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx