KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 2/2021

27 02 / 2021 FORTB I LDUNG: THEMENHEFTTE I L K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ Sensorwert deutlich über dem Zielbereich liegt, eine Blutzuckermessung empfehlenswert – vor allem bevor eine grössere Korrekturinsulindosis gespritzt wird. Um die Übereinstimmung zwischen Blutzucker und Sensorwert zu verbessern, können die Sensoren nun zunehmend kalibriert, das heisst auf den aktuell gemessenen Blutzucker eingestellt werden. Dies erlaubt zum Beispiel, dass sogenannte sensorgesteuerte Insulinpumpen bei fallenden oder tiefen Werten die Insulinzufuhr unterbrechen und bei hohen Werten die Insulinzufuhr kontinuierlich oder sogar in Form eines Korrekturbolus erhöhen. Mit den Sensoren sind also nicht nur viel weniger Blutzuckermessungen nötig, die Sensorprofile erlauben auch Blutzuckerschwankungen zu minimieren und so die Stoffwechselkontrolle (TIR% und das HbA1c) zu verbessern. Mit Sensordaten ist auch eine direkte Steuerung der Insulinpumpen möglich. Die technologischen Neuerungen sind also zweifelsfrei sehr positiv, auch für die Gesundheit und die Lebensqualität der Betroffenen und deren Familien. Mein Eindruck ist aber, dass dabei die Interessen der Betroffenen nicht immer prioritär sind. Zum Beispiel gehören die Sensordaten zweifelsfrei den Betroffenen! Die Herstellerfirmen von Sensoren haben aber immer wieder Mühe damit und erschweren bis verhindern mit dem Argument der Qualitätssicherung die Öffnung dieser wertvollen Daten. Das Ziel müsste es sein, Schnittstellen bereitzustellen, mit denen diese Daten für die Betroffenen und deren betreuendes Umfeld einfach und unmittelbar sichtbar und auch firmenunabhängig nutzbar werden. Stattdessen produziert jede Firma ihre eigene Plattform und Datenumgebung, was ausserordentlich erschwert, diese Daten zu sehen, auszuwerten und mit Produkten (Display, Pumpe, Software, Cloud) anderer unabhängiger Anbieter zu verknüpfen. Zusammenfassung Die Sensorüberwachung des Diabetes ist ein wichtiger und bahnbrechender Schritt in die richtige Richtung. Mit der Sensortechnologie kann nicht nur die Diabeteskontrolle wesentlich differenzierter als mit dem HbA1c und einzelnen Blutzuckermessungen beurteilt werden, es werden auch steigende und fallende Blutzuckerverläufe sofort erkannt und können korrigiert werden. Dies führt nicht nur zu einem besseren mittleren Blutzucker (HbA1c), sondern auch zu einer Reduktion von Hyper- und Hypoglykämien und zu einer höheren Zeit im Zielbereich (TIR%). Letzteres verbessert die Lebensqualität und die Gesundheit der Betroffenen und das Risiko von diabetischen Spätkomplikationen. Bei kontinuierlich dokumentierten Sensorwerten wird das HbA1c durch die Sensorstatistik ersetzt werden, das HbA1c bleibt aber ein unverzichtbarer Messwert, wenn die Sensordaten Lücken aufweisen oder gar nicht vorhanden sind. Die Anwendung von Sensoren bei der Diabeteskontrolle ist zwar unmittelbar etwas teurer als die konventionelle Blutzuckermessung, es besteht aber kein Zweifel daran, dass mit dem hiermit möglichen Gewinn an Gesundheit und Reduktion der diabetischen Spätkomplikationen diese Mehrkosten bei Weitem wieder eingespart werden. ■ (Quelle: DIABETES TECHNOLOGY & THERAPEUTICS Volume 21, Number 2, 2019)

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx