KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 2/2021

25 02 / 2021 FORTB I LDUNG: THEMENHEFTTE I L K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ den können wir bei Bedarf diese Daten telemedizinisch einsehen, beurteilen und somit Therapieanpassungen diskutieren. Da der Diabetes ein 24-Stunden-Projekt ist und das Leben den Diabetes unmittelbar und dauernd beeinflusst, ist diese elektronische Kommunikation zwischen den Sprechstunden sehr wichtig und wird regelmässig genutzt. Folgende Analysen der Sensordaten werden standardmässig berechnet und diskutiert: ■ Prozentuale Sensortragezeit ■ Zeit im Zielbereich (TIR%: Zeit in Prozent, die der Blutzucker/Gewebezucker im Zielbereich [3,9 – 10 mmol/l] liegt) ■ Berechnetes HbA1c ■ Hypoglykämien (Frequenz, zeitliche Verteilung, Ursachen und Korrektur) ■ Hyperglykämien (Frequenz, zeitliche Verteilung, Ursachen und Korrektur) ■ Spezifische Zeitintervalle (Nacht, postprandialer Verlauf, Sport) ■ Arbeits-/Schultage, Wochenenden und Ferientage Studien bestätigen, dass zwischen TIR% und HbA1c eine enge Korrelation besteht (siehe Grafik FIG. 1). Nicht überraschend konnte denn auch wiederholt gezeigt werden, dass das Risiko, diabetische Spätkomplikationen zu entwickeln, mit der TIR% korreliert und die TIR% dieses Risiko potenziell sogar besser bewertet als die HbA1c-Messung im Blut. Der Grund dafür ist, dass nicht nur der mittlere Blutzucker, sondern auch die Blutzuckerschwankungen erfasst werden, die unabhängig vom Mittelwert das Auftreten von diabetischen Spätkomplikationen erklären. Das HbA1c soll < 7% liegen und es soll eine TIR von > 70% angestrebt werden. Die Sensordaten ersetzen die HbA1c-Messung im Blut aber nicht in jedem Fall, da die HbA1c-Messung eine Beurteilung ermöglicht, auch wenn die Sensordaten lückenhaft, fehlend oder gar manipuliert sind. Blutzucker oder Sensor-/Gewebezucker – konventionelle oder moderne Technologien? Die interstitielle Glukosemessung ist keine Blutzuckermessung und ersetzt diese auch nicht komplett. Der interstitielle Glukosewert zeigt gegenüber dem Blutzucker eine variable zeitliche Verzögerung von etwa 15 Minuten. Selbst wenn beide Messungen geräteabhängige und anwenderabhängige Schwankungen und Ungenauigkeiten zeigen und beim Sensor der Aspekt der «Lebenszeit» zusätzlich zu berücksichtigen ist, kann nicht grundsätzlich gesagt werden, welche Messung genauer ist. Sensordaten haben eine für den Alltag genügende Genauigkeit im Vergleich zur Blutzuckermessung. Manchmal sind Sensormessungen aber weniger zuverlässig und deswegen ist im Zweifelsfall vor allem, wenn der Grafik FIG. 1. Grafiken: Udo Meinhardt

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