KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 1/2021

7 01 / 2021 IN MEMOR IAM K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ obachtet, weil es mit der Gefahr verbunden ist, einen Teilaspekt über die ganzheitliche Betrachtung des Kin- des zu stellen. Da die Gesetzmässigkeiten von Wachs- tum und Entwicklung das Fundament der Pädiatrie mit all ihren Fachgebieten darstellen, forderte und förder- te er eine gründliche entwicklungspädiatrische Ausbil- dung von allen angehenden Kinderärztinnen und Kin- derärzten, unabhängig davon, ob sie später einmal in der Praxis oder auf der Intensivstation arbeiten werden. In der Praxispädiatrie sah er eine besonders günstige Möglichkeit, auf die Bedürfnisse des Kindes und seines sozialen Umfeldes einzugehen. Er und viele seiner Schü- lerinnen und Schüler haben zum Paradigma-Wechsel der Praxispädiatrie beigetragen, der darin besteht, der longitudinalen Entwicklungsbegleitung der Kinder das Primat einzuräumen. Brücke zwischen Natur- und Geistes- wissenschaft Den Schlüssel zum Verständnis für Entwicklungsfragen sah Largo im Fit-Prinzip. Dabei gilt es die Grundbedürfnisse, die unser Leben be- stimmen, die Kompetenzen, die uns leistungsfähig ma- chen und die Vorstellungen, die uns leiten, sozialver- träglich umzusetzen. Er hat darauf hingewiesen, dass das Fit-Prinzip nicht nur für die kindliche Entwicklung, sondern für alle Altersstufen und nicht nur für uns Men- schen, sondern für alle Lebewesen gilt, denn alle wollen ihr Potenzial entfalten und in Übereinstimmung mit der Umwelt leben. Mit diesen Gedanken, die er in seinen beiden letzten Büchern «Das passende Leben» (2017) und «Zusammen leben» (2020) ausführlich dargelegt hat, betrat er das Gebiet der Lebensphilosophie und schlug damit eine Brücke zwischen Natur- und Geistes- wissenschaft. Als naturwissenschaftlich geprägter Arzt mit breiter hu- manistischer Bildung hat er alle Aspekte des Kindseins beachtet und auch in Bereichen Stellung bezogen, die zunehmend von der Psychologie und Pädagogik bean- sprucht werden. Ein wichtiger Auftrag, den Remo Largo uns Kinderärztinnen und Kinderärzten übertragen hat, besteht darin, uns nicht nur in der Praxis und im Spital, sondern auch in der Öffentlichkeit für die Anliegen der Kinder einzusetzen. ■ Fotos: Tanja Demarmels/13 Photo

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