KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2020
13 04 / 2020 BERUFSPOL I T I K K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ Haus- und Kinderärzte Schweiz mfe ist und bleibt die wichtigste Stimme der medizinischen Grundversor- gung. Auch im zwölften Jahr des Bestehens. Vieles wurde erreicht. Grosse Aufgaben stehen bevor. Perso- nal und Finanzen sind knapp. Was mfe nicht kann: ■ Den Taxpunktwert ändern ■ Den Apothekern das Impfen verbieten ■ Die Selbstdispensation durchsetzen ■ Die Verordnung über Integrität und Transparenz im Heilmittelbereich rückgängig machen ■ Masken herstellen Was mfe kann: ■ Den Haus- und Kinderarztberuf attraktiver machen ■ Die Anliegen der Grundversorgung (dazu gehören nicht nur wir Grundversorgerinnen selber, sondern auch die Patienten) bei Politikern, Behörden und Ver- sicherern hartnäckig vertreten ■ Masken herstellen lassen Workforce-Studie 2020 Die neue Studie wurde von mfe finanziell ermög- licht und an seinem 2. Symposium vorgestellt. Die wichtigsten Erkenntnisse: ■ Die Zufriedenheit der Grundversorger hat deutlich zugenommen ■ Praxisassistenz macht glücklich (oder bieten glückliche Praktikerinnen öfter Praxisassis- tenz an?) ■ Auch wenn Teilzeitarbeit zunimmt, beträgt die durchschnittliche Arbeitszeit immer noch 43 Wochenstunden ■ Die Zahl der Medizinstudierenden steigt, reicht aber immer noch nicht aus ■ 25% der Arbeitskräfte stammen aus dem Ausland Erfolg: Währenddem das Symposium abgehalten wur- de, stimmte der Ständerat einer Motion (Carobbio) zu, welche verlangt, dass mehr Ärztinnen und Ärzte ausge- bildet werden sollen. Kostendämpfungsmassnahmen ■ Die Krankenkassenprämien haben sich seit Mitte der Neunzigerjahre mehr als verdoppelt (soweit nichts Neues und alles andere als eine Kostenexplosion). ■ Zwar haben sich die Prämien verdoppelt, die Preise im Gesundheitswesen sind aber praktisch stabil ge- blieben (Bundesamt für Statistik, NZZ). Wir arbeiten zu den Preisen von vor 30 Jahren. Wo findet also die Kostensteigerung statt? ■ Der Landesindex für Konsumentenpreise ist im glei- chen Zeitraum um 33% angestiegen. ■ Die Ausgaben des Bundes hingegen haben sich – wie die Krankenkassenprämien – mehr als verdop- pelt (sagt da jemand «Kostenexplosion»?) ■ Die Krankenkassenprämien steigen, weil wir es uns leisten können (Republik). Als Kostendämpfungsmassnahme hätte der Bundesrat vorschlagen können, die Staatsausgaben einzufrieren oder allenfalls in einem eng definierten und plausiblen Korridor ansteigen zu lassen. Dies unter Zusicherung aller Ansprüche und unter Beibehaltung oder gar Stei- gerung der Qualität. Sollten die Kosten übermässig an- steigen, so würden einfach die Löhne aller Leistungser- bringer linear gekürzt. Hat er nicht. Aber er hat ein Sparpaket in die Vernehm- lassung geschickt, welches im Gesundheitswesen ge- nau so funktionieren soll: Wird mehr ausgegeben als vom Bundesrat für plausibel erachtet – nach noch weit- gehend unbekannten Kriterien –, so werden die Preise gesenkt. Isst die Bevölkerung zu viel Brot, muss es billi- ger werden. Kostet die SBB zu viel, so sollen trotzdem mehr Züge fahren und sie sollen komfortabler und si- cherer werden, ohne dass die Ticketpreise mehr als die Löhne ansteigen. Rechne! Wir haben die weit mehr als hundert Seiten umfassen- de hochkomplizierte Vorlage studiert und eine detail- lierte Vernehmlassungsantwort vorbereitet. Die Kosten- deckelung nach den Vorstellungen des Bundesrates lehnt mfe kategorisch ab. Sie hätte deletäre Auswir- kungen auf das Schweizer Gesundheitswesen. Mehre- re europäische Staaten haben das bereits durchexerziert und zweifelsfrei bewiesen. Tardoc Ruhe im Bundesamt für Gesundheit BAG. Es scheint ganz so, als dass wir noch eine Weile mit Tarmed leben würden, einem Tarif, dessen Revision BAG und Bundes- rat sehr dringend und unter Androhung eines Amtsta- rifs vehement eingefordert hatten. Die Dringlichkeit ist verflogen. Mit der Forderung nach einer kostenneut- ralen Einführung auch die gesetzlich verankerte Sach- gerechtigkeit und Betriebswirtschaftlichkeit. ■ DR. MED. ROLF TEMPERLI VORSTANDSMITGLIED MFE, EHRENMITGLIED KINDER- ÄRZTE SCHWEIZ, LIEBEFELD Korrespondenzadresse: temperli-rossini@bluewin.ch Foto: mfe-Haus- und Kinderärzte Schweiz
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