KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2020
11 04 / 2020 BERUFSPOL I T I K K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 1. Wir danken mfe Haus und Kinderärzte Schweiz dafür, dass wir die in diesem Artikel aufgeführten Informationen reproduzieren dür- fen. Quelle: https://www.hausaerzteschweiz.ch/medien/medien- mitteilungen/detail/workforce-studie-zur-medizinischen-grundver- sorgung-hausaerztemangel-aber-mit-licht-am-horizont 2. KIS Mitglied Frau Dr. med. Bettina Zwyssig aus Stans hat 2016 erst- mals eine Erfassung der kinderärztlichen Versorgungssituation in der Deutschschweiz durchgeführt (siehe «kinderärzte.schweiz NEWS» Nr. 01/2018, S. 17–19). 3. Gemäss FMH-Ärztestatistik 2019 entspricht ein Halbtag 4 bis 6 Stunden. Siehe «FMH-Ärztestatistik 2019»; https://www.fmh.ch/ themen/aerztestatistik/fmh-aerztestatistik.cfm#i138198 sich Gruppenpraxen grosser Beliebtheit (2005: 12,4% der Hausarztpraxen; 2020: 44,9%). Nachfolge Über die Hälfte der Befragten machen sich Sorgen um ihre Nachfolgeregelung und beklagen damit verbunden einen Mangel an Haus- und Kinderärztinnen in ihrer Re- gion (siehe Abbildung 1). Ärzte auf dem Land machen sich tendenziell mehr Sorgen um die Nachfolge als Ärz- tinnen in der Stadt. Wer einen Mangel an Hausärzten feststellt, macht sich doppelt so viele Sorgen um die eige- ne Nachfolge. Ärztinnen in Gruppenpraxen machen sich tendenziell weniger Sorgen um ihre Nachfolge als Ärz- te in Einzelpraxen; Angestellte machen sich weniger Sor- gen um ihre Nachfolge als Selbstständige, und Franzö- sischsprachige machen sich tendenziell weniger Sorgen als ihre deutschsprachigen Kolleginnen. Vorsichtige Prognose des uniham-bb Etwa 20% der Studierenden aus dem letzten Studienjahr steigen in die Hausarztmedizin ein – für die Kinder- und Jugendärzte gibt es hierzu bisher keine Daten. Es gibt momentan 6226 Vollzeitäquivalente in der Grund- versorgung im ambulanten Sektor. Das sind 5168 Haus- arztvollzeitäquivalente und 1058 Kinderarzt-Vollzeit- äquivalente. Die Workforce Daten 2020 zeigen, dass bis in zehn Jah- ren 2868 (56%) Hausarztvollzeitäquivalente und 404 (38%) Kinderarztvollzeitäquivalente in Pension gehen. Gemäss Workforce Daten 2020 liegt das durchschnitt- liche Arbeitspensum der Grundversorger bei 77% (bei Hausärztinnen 79% und bei Kinderärzten 67%). 2019 gab es 1089 Studienabgängerinnen Medizin und 2020/2021 haben 1335 Studierende das Masterstudie- um aufgenommen. Wenn sich künftig 20% der Studienabgänger (gemäss einer 2019 erfolgten Umfrage des Berner Instituts für Hausarztmedizin BIHAM eine realistische Zahl) für eine Karriere in der Grundversorgung entscheiden und die ge- plante Steigerung medizinischer Studienplätze bis 2025 auf 1350 pro Jahr realisiert wird, könnten die in Rente gehenden Grundversorgerinnen nach zehn Jahren zum grossen Teil mit eigenem Nachwuchs aufgefangen wer- den (siehe Abbildung 2: Prognose Grundversorgerbe- stand). Wir danken Prof. Dr. med. Andreas Zeller und Dr. Stépha- nie Giezendanner vom uniham-bb sowie mfe Haus- und Kinderärzte Schweiz für die Durchführung dieser wichti- gen Studie sowie für die gute Zusammenarbeit. ■ Abbildung 1: Ärztemangel Abbildung 2: Prognose Grundversorgerbestand Quellen: «Work Force Studie 2020» des universitären Zentrums für Hausartzmedizin beider Basel im Auftrag von mfe Haus- und Kinderärzte Schweiz. Haupterkenntnisse der Workforce Studie 2020 für Kinder- und Jugendärzte in der Praxis ■ Mit dem mittleren Alter von 51 Jahren besteht weiterhin eine Überalterung der Praxispädiaterinnen in der Schweiz. ■ 38% der praktizierenden Kinderärzte geht in den nächsten zehn Jahren in Pension. ■ Aktuell sind zwei von drei Kinderärztinnen Frauen. ■ Die Arbeitsstunden pro Woche der Schweizer Hausärzteschaft nahmen über die letzten 15 Jahre kontinuierlich ab. Kinderärzte arbeiten mehrheitlich nicht in einem 100%-Pensum (Männer im Median 8, Frauen 6 Halbtage pro Woche). ■ Die Kinderärztinnen sind mehrheitlich zufrieden mit ihrer Arbeits- situation. Ärzte welche Weiterbildung für Assistenzärztinnen an- bieten und mehr Ferien machen, sind signifikant zufriedener. ■ Kinderärzte arbeiten mehrheitlich (75%) in Gruppen- oder Doppelpraxen. Die Einzelpraxis ist ein Auslaufmodell. ■ Der Grundversorgermangel verschärft sich noch bis ca. 2030, eine Entspannung ab 2040 dank der Aufstockung der Ausbildungs- plätze ist wahrscheinlich. Fazit: ■ Die Schweiz muss weiterhin mehr Studienplätze in der Human- medizin schaffen. ■ Nachwuchsförderung ist wichtiger denn je – wir sind alle dazu auf- gerufen, unseren Teil dazu beizutragen, Studierende und Assis- tenzärztinnen für den Traumberuf Kinderarzt in der Praxis zu be- geistern. ■ Es muss weiterhin in die Attraktivität des Kinderarztberufs inves- tiert werden. ■ Neue Arbeitszeit- und Praxismodelle müssen weiter gefördert werden.
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