KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2020

10 BERUFSPOL I T I K 04 / 2020 K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ Z wischen März und Mitte Mai 2020 wurden schweiz- weit 7090 Haus- und Kinderärztinnen angeschrieben. Die Rücklaufquote bei den Kinder- und Jugendärzten in Praxis war mit >43% hoch – von 1130 Angefragten ha- ben 490 Praxispädiater aus allen Landesteilen an der Um- frage teilgenommen. Alter Das Durchschnittsalter der Kinderärztinnen liegt bei 51,0 Jahren (Hausärzte = 55 Jahre). Aktuell sind 14,7% der Kinderärztinnen über 60 Jahre alt und 5,8% über 65 Jah- re alt. Dies bedeutet, dass fast 6% der Grundversorgung in der Kinder- und Jugendmedizin von Ärzten im Pensi- onsalter geleistet wird. Unsere Berufsgruppe ist zwar im Schnitt jünger als die Hausärzte; wir müssen uns jedoch alle mit grosser Energie um den Nachwuchs für unsere Praxen kümmern. Geschlecht Zwei Drittel der beantwortenden Kinderärztinnen (62%) sind Frauen; bei den Hausärzten sind zwei Drittel (63%) männlich – der Frauenanteil steigt jedoch auch in den Hausarztpraxen seit 2005 stetig an. Arbeitszufriedenheit Rund 82% der befragten Kinderärztinnen sind ausser- ordentlich, sehr oder ziemlich zufrieden mit ihrer Arbeit. (Im Vergleich weisen 71% der Hausärzte eine ähnliche Berufszufriedenheit auf.) Die Arbeitszufriedenheit steigt bei jenen Ärzten signifikant, welche Weiter- bildung für Assistenzärztinnen anbieten. 20% der Kinderärzte erleben starken oder sehr starken Stress in ihrem Job; die restlichen rund 80% empfinden wenig, sehr wenig oder gar keinen Stress in ihrem Be- ruf. Jüngere Ärztinnen fühlen sich gestresster; pro Alters- jahrzehnt nimmt die Chance, gestresst zu sein, um über 27% ab. Je mehr Stress bei der Arbeit erlebt wird, des- to weniger zufrieden waren die Befragten mit ihrer Ar- beitssituation. Signifikant zufriedener sind Grundversorgende mit mehr Ferienabwesenheiten: Pro 10 Tage mehr Ferien pro Jahr nimmt die Wahrscheinlichkeit, zufrieden mit der Arbeit zu sein, um 25% zu! Fazit: Die Schlüssel zur Zufriedenheit lauten: Assistenten ausbilden und mehr Ferien machen! Arbeitspensum Kinderärzte in der Praxis arbeiten durchschnittlich 7,3 Halbtage pro Woche (36,8 Stunden): das Pensum der be- fragten Frauen beläuft sich auf 6,6 Halbtage, dasjenige der Männer auf 8,3 Halbtage. 3 29 Wochenstunden werden im Patientenkontakt ver- bracht und knapp 8 Stunden werden für Administration aufgewendet. Die Arbeitsstunden pro Woche der Haus- ärztinnen nahmen in den letzten 15 Jahren kontinuier- lich ab; ob dies auch bei Kinderärzten so ist, werden zu- künftige Workforce Studien zeigen müssen. Zukunftsplanung 24% der Kinderärztinnen in der Praxis planen, ihre Praxistätigkeit auch nach dem 65. Lebensjahr weiter- zuführen, während 29% beabsichtigen, ihre Praxis- tätigkeit vor dem 65. Lebensjahr aufzugeben bzw. zu übergeben. Die meisten Befragten planen die Aufga- be/Übergabe ihrer Praxis auf das Alter von durchschnitt- lich 65,2 Jahren. Praxistyp der Kinder- und Jugendärzte Einzelpraxis: 21,5% Doppelpraxis: 34,7% Gruppenpraxis: 43,8% Die Zahlen der Hausärztinnen belegen, dass für viele Me- diziner eine Einzelpraxis nicht mehr zeitgerecht ist. Die Anzahl Einzelpraxen ist in den letzten 15 Jahren von 59,8% um beinahe die Hälfte auf 33,8% gesunken. Während Doppel-Hausarztpraxen in diesem Zeitraum auch leicht (um 6,6%) abgenommen haben, erfreuen DR. MED. MARC SIDLER PRÄSIDENT KINDERÄRZTE SCHWEIZ, BINNINGEN Korrespondenzadresse: marc.sidler@hin.ch DR. DANIEL F. BRANDL PHD, GESCHÄFTSFÜHRER KINDERÄRZTE SCHWEIZ, ZÜRICH Korrespondenzadresse: daniel.brandl@ kinderaerzteschweiz.ch Das Universitäre Zentrum für Hausarztmedizin beider Basel (uniham-bb) ermittelt unter der Leitung von Prof. Dr. med. Andreas Zeller seit 2005 im Fünfjahrestakt die aktuelle und zukünftige Versorgungssituation der Schweizer Bevölkerung durch Hausärzte. Als politischer Berufsverband ist mfe Haus- und Kinderärzte Schweiz ein wichtiger Partner dieser Befragung. 1 Ziel der Workforce Studie ist es, aktuelle Daten mit den früheren Workforce Studien zu vergleichen, Tendenzen zu erkennen, mögliche Auswirkungen der politischen Veränderungen aufzuzeigen und die Anliegen der Haus- und Kinderarztmedizin auch in Zukunft weiterhin wissenschaftlich gestützt zu vertreten. Auf Anregen von Kinderärzte Schweiz und pädiatrie schweiz wurden in der diesjährigen Erhebung zum ersten Mal auch Kinder- und Jugendärztinnen aus der gesamten Schweiz zu Arbeitszeiten, Arbeitsgewohnheiten, Plänen, Motivation sowie zu aktuellen und zukünftigen Arbeitspensen befragt. 2 Gerne präsentieren wir euch nachstehend die wichtigsten Erkenntnisse für unseren Berufsstand. «Workforce Studie zur medizinischen Grundversorgung 2020» Zum ersten Mal mit Kinder- und Jugendärztinnen

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