KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 3/2020

36 FORTB I LDUNG: THEMENHEFTTE I L 03 / 2020 K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ Die Injektionen sollten immer eine Handbreit über dem Olekranon in die dorsale Seite des Oberarms erfolgen (Abb 4). Eine tief subkutane Injektion sollte sicherge- stellt werden, um die Ausbildung von subkutanen Knöt- chen, insbesondere bei aluminiumhaltigen Präparaten zu vermeiden (Abb 5). Jede Injektion sowie der Verlauf sollten in einem Protokoll dokumentiert werden. Sowohl nach der Einnahme der 1. Tablette/Lösung bei der SLIT als auch nach jeder Injektion bei der SCIT sollte der Patient 30 Minuten zur Überwachung in der Praxis bleiben. Es müssen bestimmte Risikofaktoren beachtet werden, welche die Wahrscheinlichkeit für eine syste- mische Reaktion erhöhen (Tabelle 1). Follow-up Um den optimalen Erfolg einer Therapie zu gewähr- leisten, ist ein engmaschiges Follow-up zu empfeh- len. Bei der präsaisonalen SCIT sollte jeweils im frü- hen Herbst nach dem 1. und 2. Zyklus ein Recall an die Patienten erfolgen. Im Rahmen einer telefonischen Konsultation oder eines Kontrolltermins sollte einer- seits sichergestellt werden, dass ein ausreichender Er- folg eingetreten ist, falls nicht, sollte die Allergenkon- stellation eventuell angepasst werden und andererseits bereits die Termine für den kommenden Zyklus verein- bart werden. Bei der SLIT sollte insbesondere wegen der häufigen eno- ralen Nebenwirkungen in den ersten 12 Wochen eine engmaschige Betreuung erfolgen. Hier ist zu empfeh- len, zunächst nur eine Monatspackung abzugeben, im Falle eines frühzeitigen Therapieabbruches durch den Pa- tienten. Die häufigsten Gründe für eine unzureichende Adhärenz der Patienten finden Sie in Tabelle 2. ■ Tabelle 1 Tabelle 2 Risikofaktoren für systemische Reaktionen während der spezifischen Immuntherapie (SIT) (modifiziert nach [165, 186, 197, 202]) aktuelle allergische Symptome und potenzielle Allergenbelastung akute Infekte Mastzellerkrankungen Hyperthyreose instabiles bzw. unzureichend behandeltes Asthma hoher Sensibilisierungsgrad des Patienten inadäquate Dosissteigerung während der Einleitungstherapie Medikamentenanwendung (ß-Blocker) unangemessene Kreislaufbelastungen, übermässiger Alkoholkonsum, starke körperliche Anstrengung, Sauna (kurz vor und für den Rest des Tages nach der Injektion sollten Augmentationsfaktoren gemieden werden) ungeeignete Injektionstechnik Überdosierung des Allergenextrakts vom Hersteller empfohlene Dosisreduktion bei Wechsel auf neue Packung (Produktionscharge) übersehen Gründe für Non-Compliance bei der spezifischen Immuntherapie (SIT) (modifiziert nach [173]) Patienteninformation ■ mangelhafte Aufklärung bzw. Motivation des Patienten ■ fehlendes Wissen über primäre und sekundär-präventive Effekte der SIT (Etagenwechsel, Neusensibilisierung) Therapiedurchführung ■ Nebenwirkungen ■ fehlende Reduzierung der Beschwerden bzw. des Medikamentenverbrauchs ■ falsche Auswahl der Patienten Klinik-/Praxismanagement ■ hoher Zeitaufwand für den Patienten (insbesondere bei SCIT) ■ mangelnde Integration der Therapie in den Alltag ■ fehlende Recall-Systeme bzw. «Counseling» der Patienten z. B. infolge fehlender finanzieller Ressourcen Tabellen von Pfaar, O (Koordinator). Leitlinie zur (allergen-)spezischen Immuntherapie bei IgE-vermittelten allergischen Erkrankungen. Allergo J Int 2014; 23: 282. Mit freundlicher Genehmigung des Koordinators und des Springer Verlags, Berlin.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx