KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 3/2020

31 03 / 2020 FORTB I LDUNG: THEMENHEFTTE I L K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ doch kein Ersatz für eine ausreichende antiasthmati- sche Therapie. In Studien zeigt sich eine Reduktion der Symptome und des Medikamentenverbrauchs. Die Lun- genfunktion ist kein geeigneter Verlaufsparameter, es zeigt sich einzig ein Trend in der Verbesserung der Lun- genfunktion und ist somit nicht für die Beurteilung des Effekts der SCIT geeignet [42, 9]. Die Inzidenz systemischer Nebenwirkungen betrug 19,9% in der aktiv behandelten Gruppe im Vergleich mit 8,1% mit Placebo-Injektionen. Leider wurde keine separate Analyse für Kinder durchgeführt. Bei ungenügend kontrolliertem Asthma bronchiale be- steht ein höheres Risiko für systemische Nebenwirkun- gen, weshalb die Indikationsstellung und Durchführung dieser Massnahme bei diesen Patienten mit besonderer Sorgfalt geschehen sollte [43]. Eine ausschliesslich an Kindern durchgeführte Studie, jedoch mit einem Asthma bronchiale und einer Haus- staubmilben-Allergie, nicht einer Pollenallergie, in wel- cher die SCIT mit einem Milbenallergoidextrakt erfolg- te, ergab eine verbesserte Kontrolle des Asthmas bei signifikant reduzierter Dosis der inhalativen Glukokorti- koide im Vergleich zur Kontrollgruppe ohne SCIT [44]. Auch in einer DBPC-kontrollierten Studie mit leider nur 35 Kindern zwischen 3 und 16 Jahren mit saisonalem gräserpollenassoziiertem Asthma bronchiale mit einem nicht modifizierten (nativen) Allergenextrakt konnte durch die SCIT der Asthma-Symptom-Medikamenten- Score signifikant reduziert werden [45]. Zum aktuellen Zeitpunkt kann eine SIT bei oralem Aller- giesyndrom ohne Atemwegssymptome nicht empfoh- len werden, da das Ansprechen nicht genügend ist [46]. Effektivität SLIT bei allergischer Rhinokonjunktivitis und Asthma bronchiale Die Datenlage zur Wirksamkeit der SLIT bei der allergi- schen Rhinokonjunktivitis ist durch neue kontrollierte Studien bei Erwachsenen [47–52] und Kindern [53–55] mit teilweise hohen Patientenzahlen gut belegt. Im Vergleich zur allergischen Rhinokonjunktivitis gibt es nur begrenzt Studien zur Wirksamkeit der SLIT bei Pa- tienten mit allergischem Asthma bronchiale. Eine Grä- sertablettenstudie zeigte eine Wirksamkeit bezüglich Asthma bronchiale in der Untergruppe der Kinder mit saisonalem allergischem Asthma [53]. In einer aktuellen Studie wurden ausserdem 604 haus- staubmilbenallergische Patienten ab einem Alter von 14 Jahren mit mildem bis moderatem Asthma eingeschlos- sen und über einen einjährigen Zeitraum mit einer SLIT in Form einer Hausstaubmilbentablette behandelt. Es fand sich hierbei in der Gruppe der aktiv behandelten Patienten eine gegenüber der Placebogruppe signifi- kante Abnahme der notwendigen Dosis an inhalativen Glukokortikoiden zur Kontrolle des Asthma bronchiale im Verlauf der Studie [56]. Auch bei baumpollenallergischen Patienten konnten ei- nige wenige Wirksamkeitsstudien eine Verminderung der Symptomatik und/oder des Medikamentenver- brauchs belegen (unter anderem [51, 57–59]). In einer randomisierten DPBC-Studie mit 634 Patien- ten (12–65 Jahre) zeigte sich, dass eine neu entwickel- te Birkenpollen-SLIT-Tablette effektiv und sicher war im Vergleich zu Placebo. Der kombinierte Symptom- und Medikamentenscore konnte um 47% im Vergleich zu Placebo reduziert werden [60]. Die allergische Rhinitis und ihre Folgeerkrankungen (wie Asthma bronchiale) verursachen volkswirtschaft- lich enorme direkte und indirekte Kosten. Entspre- chend werden die Therapieoptionen, insbesondere der SIT, sozioökonomisch anhand von Kosten-Nutzen- und Kosten-Effektivitäts-Analysen beurteilt. Die SIT ist auf längere Dauer betrachtet im Vergleich zur Pharmako- therapie bei allergischer Rhinitis und allergischem Asth- ma deutlich kosteneffektiver – ein Effekt, der stark von der Compliance der Patienten beeinflusst wird [61–64]. Fazit Die spezifische Immuntherapie stellt nach wie vor die einzige kausale Therapie der allergischen Rhinokon- junktivitis und des allergischen Asthma bronchiale dar. Sowohl für die SCIT als auch für die SLIT konnte bereits für viele Präparate eine Wirksamkeit bei ausreichender Sicherheit nachgewiesen werden. Insbesondere die ak- tuellen Studien zu den neuen SLIT-Tabletten, welche ge- mäss den neueren Richtlinien ausschliesslich randomi- siert, doppelblind und placebokontrolliert durchgeführt wurden, zeigen gute und über die Therapiedauer hin- weg anhaltende Wirksamkeit sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern. Aufgrund der präventiven Effek- te sollte eine spezifische Immuntherapie daher bereits im frühen Schulalter diskutiert werden. Die Indikations- stellung und die Auswahl des Präparates sollten jedoch sehr individuell erfolgen und von einem allergologisch versierten Arzt durchgeführt werden. ■

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