KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 3/2020
28 FORTB I LDUNG: THEMENHEFTTE I L 03 / 2020 K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ etc. eine subkutane Immuntherapie durchgeführt wer- den kann. [22] Man prüft das Injektionsintervall, das Präparat und den Patientennamen, hier kann z.B. durch lautes Vorlesen eine Verwechslung verhindert werden. Zur Injektion verwendet man eine 1-ml-Spritze mit Fein- graduierung mit einer Injektionsnadel (Grösse Nr. 14– 18) zur streng subkutanen Injektion. Erst erfolgt eine Desinfektion des Hautgebietes, meist eine Handbreit über dem Olekranon an der Streckseite der Oberarme. Wichtig ist die Dokumentation unter Angabe des Injek- tionsortes, Dosis, Präparat und der Symptome während der Überwachung. Die Überwachung muss für mindestens 30 Minuten in der ärztlichen Praxis erfolgen. Der Patient soll aufgefor- dert werden, alle Beschwerden sofort dem Praxisteam mitzuteilen, und die Injektionsstelle soll vor Verlassen der Praxis kontrolliert werden. Bei einer ausgeprägten Lokalreaktion ist der Durchmesser zu dokumentieren, da dies für die Dosisanpassung der folgenden Injekti- on wichtig ist [22]. Leichte Rötung, Schwellung und Juckreiz am Injektionsort sind häufige Lokalreaktionen, welche mit Kühlen oder systemischen Antihistaminika gut behan- delbar sind. Bei ausgeprägten Lokalreaktionen (>10 cm Durchmes- ser) an der Stichstelle sind für die Dosierung der fol- genden Injektion die spezifischen Informationen aus der Hersteller- und Gebrauchsinformation zu berücksichti- gen. Eine amerikanische Arbeitsgruppe konnte in einer retrospektiven Auswertung zeigen, dass ausgeprägte Lokalreaktionen kein erhöhtes individuelles Risiko für das Auftreten systemischer Reaktionen darstellen [23]. Granulome können selten als Fremdkörper-Reaktion entstehen bei Al (OH)3-haltigen SCIT Produkten. Dies als Folge einer unkorrekten intradermalen Applikations- technik, aber auch bei Al (OH)3-Kontaktallergie, einer Proteinkontakt-Dermatitis oder einer vaskulitischen Re- aktion [24–26]. In diesen Fällen wird empfohlen, auf einen nicht Al (OH)3-haltigen Allergen Extrakt umzustellen. Nach der subkutanen Immuntherapie soll der Patient für den Rest des Tages Augmentationsfaktoren meiden (Sport, bei Jugendlichen ist auf Alkoholgenuss hinzu- weisen etc.) [9]. Zwischen einer SCIT und einer planba- ren Impfung soll der Abstand mindestens eine Woche betragen [22]. Somit sind planbare Impfungen besser in der Erhaltungsphase der SCIT durchzuführen. Notwen- dige Impfungen (z.B. Tetanus nach Verletzungen) kön- nen jederzeit erfolgen [9]. Vorwiegend werden für die SCIT Semidepot-Lösungen angewandt. Bei der Pollen-Desensibilisierung wird die Therapie bis zur Maximaldosis ausserhalb der Allergen- saison eingeleitet und für mindestens weitere 3 Jahre fortgeführt [22]. Bei Überschreiten des Injektions-Intervalls wird die Do- sis gemäss Fachinformation reduziert. Bei Therapie mit zwei unterschiedlichen Allergenextrakten hat sich im klinischen Alltag bewährt, obwohl keine kontrollierten Studien für die parallele Immuntherapie existieren, zwi- schen der Applikation der Extrakte (SLIT oder SCIT) aus Sicherheitsgründen einen Abstand von 30 Minuten zu haben. Nach der letzten Injektion ist die zuvor erwähn- te Beobachtungszeit von 30 Minuten einzuhalten [9]. Systemische allergische Reaktionen nach SCIT können leichte bis schwere Reaktionen der Haut, des Gastro- intestinaltrakts, der Atemwege oder des Herzkreislauf- Systems sein. In einer retrospektiven Analyse mit 2206 Tabelle 4 Tabellen von Pfaar, O (Koordinator). Leitlinie zur (allergen-)spezischen Immuntherapie bei IgE-vermittelten allergischen Erkrankungen. Allergo J Int 2014; 23: 282. Mit freundlicher Genehmigung des Koordinators und des Springer Verlags, Berlin. Kontraindikationen a,d bei SIT mit Allergenen Subkutane Applikation (SCIT) Sublinguale Applikation (SLIT) Teil- oder unkontrolliertes Asthma bronchiale (Einteilung nach neuen GINA- Guidelines, 2007 bzw. nach NVL, s. Tab. 9) Teil- oder unkontrolliertes Asthma bronchiale (Einteilung nach neuen GINA- Guidelines, 2007 bzw. nach NVL, s. nach NVL, s.. nach NVL, s. Tab. 9) Erkrankungen, bei denen die Gabe von Adrenalin kontraindiziert ist (ausser bei Insektengiftallergie) keine Kontraindikation Behandlung mit β -Blockern (lokal, systemisch) b präparatespezifische Unterschiede, s. Fach- und Gebrauchsinformationen schwere Autoimmunerkrankungen c , Immundefekte, Immundefizienz, Immunsuppression schwere Autoimmunerkrankungen c , Immundefekte, Immundefizienz, Immunsuppression maligne neoplastische Erkrankung mit aktuellem Krankheitswert maligne neoplastische Erkrankung mit aktuellem Krankheitswert schwerwiegende systemische Reaktionen bei durchgeführter SIT in der Vergangenheit schwerwiegende systemische Reaktionen bei durchgeführter SIT in der Vergangenheit akute Entzündungen der Mundhöhle mit schweren Symptomen unzureichende Compliance unzureichende Compliance a In begründeten Einzelfällen ist auch bei Vorliegen der genannten Kontraindikationen unter Abwägung von Nut- zen und Risiko eine spezifische Immuntherapie möglich. b In Deutschland wird derzeit auch eine Therapie mit ACE(angiotensinkonvertierendes Enzym)-Hemmern als Kontra- indikation einer subkutanen Immuntherapie (SCIT) mit Insektengift genannt. c Zu den schweren Autoimmunerkrankungen, die eine Kontraindikation für die SIT darstellen, sind nicht zu zählen: Hashimoto-Thyreoditis, rheumatoide Arthritis, Colitis ulcerosa und Morbus Crohn, Diabetes Mellitus Typ 1 u. a.; s. auch unter 5.2. d Bei der Beurteilung der Kontraindikationen sind die jeweiligen Fach- und Gebrauchsinformationen der jeweiligen Produkte zu berücksichtigen. «GINA, global initiative for Asthma; NVL, nationale Versorgungsleitlinie; SIT, spezifische Immuntherapie»
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