KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 2/2020
32 FORTB I LDUNG: THEMENHEFTTE I L 02 / 2020 K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ sen Zweck zu detailliert. Zweckmässiger ist die Eintei- lung in 3 Gruppen gemäss therapeutischer Konsequenz: A = gesund, B = kontrollwürdig, C = sofortige Behand- lung mit Flexion-Abduktionsorthese. Gruppe D (entspre- chend Graf Typ 4) erhält einen Sonderstatus, weil hier ein initialer konservativer Behandlungsversuch nur vo- rübergehend und mit grosser Sorgfalt gerechtfertigt ist. Ad 4: Die Tübingerschiene wurde als Flexions-Orthe- se entwickelt, um die Abduktion zu limitieren. Das ist wichtig zur Vermeidung der Femurkopfnekrose, einer gefürchteten Behandlungskomplikation von Fixationen im Gips oder mittels Pavlik-Bandage. Im gesamten Kol- lektiv des Mongolei-Projektes ist uns bislang unter Tübin- ger-Behandlung nicht ein einziger Fall einer AVN (avas- cular necrosis) bekannt geworden! Die Schiene wird über die Babykleider getragen, sie ist hygienisch und wieder- verwendbar. Ihre Anwendung ist für die Eltern ausseror- dentlich einfach und absolut sicher. Ad 5: Eine regelmässige Qualitätskontrolle der Diagnose- qualität verbessert die Sensitivität einer Präventionsme- thode massiv. Dank unserer auf dem Internet basierten Dokumentations- und Informations-Austauschplattform konnten wir im genannten Schwellenland einen Qua- litätslevel erreichen, der keine Vergleiche zu scheuen braucht. Ad 6: Ohne wissenschaftliche Begleitung und Aufarbei- tung der Daten hätten wir nie zeigen können, dass un- ser System der Früherfassung und Frühbehandlung so erfolgreich und zielführend ist. Nur so kann eine ein- heitliche Problemlösung auf einem hohen Niveau ga- rantiert werden. Bilder: vom mongolischen SMOPP-Team mit Tübingerschiene innert 10 Wochen austherapierte DDH, Befund mit 3 und 13 Wochen Ist das wirklich neu? Ja und nein – weltweit wurde ein solches Konzept bislang nur in der Mongolei umgesetzt, inzwischen aber bereits seit über 10 Jahren, mit mehr als 300000 Ultraschalluntersuchungen und über 5000 er- folgreichen Behandlungen! Zusammenfassung Die Erkenntnisse aus unseren Projekten lassen sich pro- blemlos auch bei uns umsetzen. Die SIPP (Swiss Inter- national Pediatric Project)-Methode des DDH-Manage- ments heisst konkret: ■ Diagnose so früh als möglich mit der Methode nach Graf und Behandlungsmanagement gemäss der ABCD Gruppeneinteilung ■ Falls nötig, sofortige Behandlungseinleitung durch den diagnostizierenden Grundversorger ■ Upload des Behandlungsfalls auf «SVUPP- Exchange» zur kompetenten Unterstützung durch unser Expertenteam ■ Dokumentation aller Nachkontrollen ebenfalls in der «SVUPP-Exchange»-Plattform ■ Wissenschaftliche Beweisführung, dass das SIPP- Konzept auch bei uns erfolgreich und problem- los umsetzbar ist. Deshalb keine Behandlung ohne Backup auf «SVUPP Exchange» – es geht nicht um Kontrolle, sondern um Datenerfassung, auch für standespolitische Belange. Mit dem SIPP-Konzept können, wie in der Mongolei ge- zeigt, 99% der Kinder mit DDH in den ersten Lebenswo- chen geheilt werden! Bei einer geschätzten Inzidenz von 0.6% ist von jährlich 500 Babys mit DDH in der Schweiz auszugehen. Gerade mal 5 Kinder würden im Modell- fall noch eine orthopädische Behandlung (Extensions-
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