KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 2/2020
20 DI E MPA SE I TE 02 / 2020 K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ U nter der kompetenten Leitung von Frau Dr. med. Eva Berger von der interdisziplinären Notfall- station am Universitäts-Kinderspital Zürich und der Moderatorin Frau Anja Diethelm habe ich zusammen mit weiteren rund 60 MPAs an dieser interessanten KIS Fortbildung viel Wissenswertes über die Physio- logie, Definition und Mythen des Fiebers sowie über Antipyrese, Begleiterscheinungen und «red flags» zu Hyperthermie mitgenommen: Was ist das erste Zeichen, wenn man über Fie- ber spricht? Wieso zählt Fieber zu einer normalen Reaktion des Körpers und weshalb gibt es überall unterschiedliche Meinungen dazu? Fieber ist keine Krankheit, sondern ein Krankheits- symptom, das bei Kindern besonders oft auftritt. Im Schnitt leiden Kindergartenkinder bis zu siebenmal im Jahr an einer fieberhaften Infektion. Und die gestiege- ne Temperatur ist das Zeichen, dass sich der Körper ge- gen Krankheitserreger zur Wehr setzt. Das Fieber lässt das Immunsystem sozusagen auf Hochtouren laufen. Fieber (auch Pyrexie genannt) ist eine Erhöhung der Körpertemperatur über 38,5° Celsius. Hier unterschei- det man die subfebrile Temperatur, das heisst die er- höhte Körpertemperatur von 37,5° bis 37,9° Celsius. Das Kind hat Fieber, wenn seine Temperatur über 38,5° steigt. Bei einer Körpertemperatur über 39,0° spricht man von hohem Fieber. Das Fieber ist unser Schutzmechanismus, dadurch wer- den die Viren, Bakterien oder Parasiten bekämpft. Der Hypothalamus, unser sogenanntes «Wärmeregulations- zentrum» steuert die Regulation der Temperatur, das heisst, bei einer Entzündung sendet er Signale an den Körper, um die normale Körpertemperatur (37°C) wie- der zu erreichen. Worauf sollte man achten, wenn Fieber bei Säug- lingen und kleinen Kindern auftritt? Säuglinge (<3 Monate) mit Temperatur über 38° C müssen sofort beim Arzt vorgestellt werden. Dabei könnte es sich um eine Infektion oder eine mögliche Sepsis handeln. Bei Säuglingen (>3 Monate) kann man fiebersenkende Medikamente einsetzen und zwar per- oral oder rektal. Dazu haben wir nicht rezeptpflichtige Medikamente zur Verfügung: ■ Paracetamol – 1. Wahl, Dosierung: 10–15 mg/kg, alle 4–6 h, Max 60–70 mg/kg/24 h ■ NSAR (Ibuprofen), Dosierung: 5–10 mg/kg, alle 8 h, Max 1800 mg/24 h / Cave: Niereninsuffizienz! Die rezeptpflichtigen Medikamente beinhalten: ■ Diclofenac >12 Monate, gtt: 0,5–1 mg/kg pro Dosis alle 8 Std., Supp 12,5 mg > 12 Mo/ab 12 kg alle 8 Std., Supp 25 mg >25 kg alle 8 Std. ■ Mefenaminsäure: >6 Monate, rectal 12 mg/kg/KG/ Dosis max. 8-stündlich, 6–10kg: 1 Supp à 125 mg max. 12-stündlich, > 10kg max. 8-stündlich. ■ Metamizol: gemäss Arzneimittelkompendium Eine Co-Medikation von Ibuprofen und Paracetamol ist möglich, es dürfen jedoch keine NSAR miteinander kombiniert werden. Wir sollten ausserdem wissen, dass Fiebererkrankungen nicht durch regelmässige Gaben verhindert werden, dass die maximale antipyretische Wirkung erst nach 1–2 Std. erfolgt und dass die Verab- reichung per os wirksamer ist als die rektale. Auf keinen Fall sollte man einem fiebernden Kind Acetylsalicylsäure (ASS, zum Beispiel in Aspirin) geben, da dieser Wirkstoff das Reye-Syndrom auslösen kann, eine sehr seltene, aber oft tödliche Leber-Hirn- Erkrankung. Die wichtigen Kriterien, welche wir prüfen/ abfragen müssen, sind: ■ Alter des Kindes ■ Dauer des Fiebers ■ Symptome ■ Allgemeinzustand ■ Trinkverhalten ■ Impfstatus-Grunderkrankung ■ Umgebungsanamnese-Reiseanamnese Bei Fieber-Notfällen spricht man über Begleitsym- ptome einer Krankheit, wie zum Beispiel Fieber ohne Fokus mit reduziertem AZ nach Fiebersenkung; Fieber mit Grunderkrankungen; bei Fieber und akuten Gelenk- schmerzen spricht man von septischer Arthritis usw. Ein Fieberkrampf oder Anfall, der durch Fieber ausge- löst wird, tritt meistens harmlos auf, hat keine negati- ven Folgen und es sind keine Todesfälle bekannt. Wichtig ist, Ruhe zu bewahren und keinesfalls das Kind zu schütteln oder Mund-zu-Mund zu beatmen. Diaze- pam Rektiole geben, wenn der Anfall nach 5 Min. nicht aufhört; das Wichtigste in diesem Fall ist es, das Kind zur Untersuchung zu bringen. Weitere Themen beinhalteten Fieberdelir, Fiebertraum, Synkope und Schüttelfrost. Ich bedanke mich bei Kinderärzte Schweiz, der Refe- rentin und der Moderatorin für einen spannenden und lehrreichen Nachmittag. ■ KRISTINA DURKOVIC MPA IM KINDERARZTZENTRUM KLOTEN Korrespondenzadresse: kristina.tinna.kd@gmail.com Erfahrungsbericht MPA Workshop Beratung am Telefon für Kinder und Jugendnotfälle, Thema: «Fieber» 30. Januar 2020
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