KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 2/2020

18 BERUFSPOL I T I K 02 / 2020 K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ Pandemie und Demokratie Oder umgekehrt. Oder doch nicht. Vieles wird sich zwi- schen Redaktionsschluss und Erscheinungsdatum die- ser News-Nummer verändert haben. Mitte Mai wird der Lockdown gelockert. Zu früh zu viel? Zu spät zu wenig? Jemand wird es immer schon gewusst haben. Geschenke und Rabatte Vieles wird sich verändert haben, nicht aber das Heilmit- telgesetz und die Verordnung «Integrität und Transpa- renz im Heilmittelbereich», gültig seit 1. Januar 2020. mfe hat in seinem Newsletter vom Februar 2020 da- rüber informiert. Ende 2019 sind in der Schweizeri- schen Ärztezeitung mehrere Artikel dazu erschienen (https://saez.ch/article/doi/saez.2019.18338 ; https://saez.ch/article/doi/saez.2020.18615) . Kurz: Alle geldwerten Vorteile, Vergünstigungen, Ra- batte, Rückvergütungen, Bevorzugungen etc. sind ers- tens zu dokumentieren und auf Verlangen dem BAG vorzuweisen und zweitens an die Patienten weiterzu- geben. Das betrifft praktisch alle Bereiche von Einkauf und Aufträgen, Medikamente, Laborleistungen, Rea- genzien, Geräte, Kostenbeteiligungen an Personal, Ein- ladungen usw. Wir können monieren, dass Gegengeschäfte und Kick- backs sowohl in Wirtschaft wie Politik zum Alltag gehö- ren, dass Vergünstigungen in vielen Berufszweigen Teil des Geschäfts sind, dass wir mehr und mehr adminis- trative Dienstleistungen für andere erbringen, wie die Datenerfassung für Krankenkassen und Auftragslabors, ohne Gegenleistung. Es nützt uns nichts. Die Politik for- dert Transparenz. Ob es uns passt oder nicht: Die ge- setzlichen Vorgaben sind einzuhalten. Politik und Gesundheit In der Frühlingssession der Eidgenössischen Räte wur- de der Bundesrat beauftragt, Spitäler dazu zu verpflich- ten, die Löhne und Vergütungen ihrer Ärzte öffentlich zu machen. Auch dies eine Forderung nach Transpa- renz. Boni sind verboten. Der Bundesrat warnte davor, die Zulassungssteuerung für Ärzte automatisch mit dem Kostenanstieg im Gesundheitsbereich zu verknüpfen, weil dies – wie von mfe wiederholt dargelegt – zu Ver- sorgungsproblemen führen könnte, gemäss Bundesrat Berset insbesondere im Bereich der Kindermedizin. Virus- und Informationssturm Selten zuvor wurde in so kurzer Zeit über ein einziges Thema so viel geredet und geschrieben, bestätigt und dementiert. Nie zuvor so viel Gescheites, Widersprüch- liches, Falsches, Polemisches, Dummes. Selten war so einfach erkennbar, wie Tatsachen und Wahrheiten le- diglich relative Grössen und Werte sind. Als Bewohne- rinnen dieses Landes und als Ärzte müssen wir damit umgehen können. Auch mit zu viel und widersprüchli- cher Information. Zentral und dezentral Die föderalistische Organisation unserer Gesellschaft bringt es mit sich, dass die obersten Organe nicht je- des Detail regeln können und wollen. Differenzierte Lö- sungen sind möglich. Untergeordnete Organe können und müssen innerhalb des vorgegebenen Rahmens ihre eigenen Entscheidungen treffen. So gibt es zum Bei- spiel 26 verschiedene Konzepte zur Öffnung der Schu- len, die sich im Detail manchmal widersprechen; viel Aufwand für viele besondere Ansprüche, welche den Bedürfnissen und Möglichkeiten von Gemeinden und Schulen möglicherweise immer noch nicht gerecht wer- den. Gleiches gilt im Gesundheitsbereich. Als Ärztinnen und Betreiber von Praxen mussten wir mit der Infor- mationsflut aus Bundesrat, BAG, Kantonsarztämtern, FMH, kantonalen und regionalen Ärztegesellschaften, politischen und Fachverbänden etc. umzugehen lernen und unsere Arbeit den Vorgaben entsprechend anpas- sen. Wir müssten verstehen, dass in einer ausserordent- lichen Lage wie dieser Epidemie keine Zeit bleibt, alle Betroffenen zur Vernehmlassung zu begrüssen, jedes Detail zentral zu regeln, auf allen Ebenen gleichzeitig und fehlerfrei zu informieren. Die Verbände haben mit riesigem zusätzlichem Aufwand versucht, Informatio- nen zu bündeln und das Relevante für ihre Mitglieder aufzuarbeiten, möglichst ohne sich zu widersprechen und ohne die Informationsflut unnötigerweise zu ver- stärken. Die Zusammenarbeit zwischen mfe, SGP, KIS und FMH hat sehr gut funktioniert. Die Newsletters der SGP haben wichtige fachliche Informationen geliefert. mfe hat sofort eine Frage-Antwort-Plattform in Betrieb genommen und hilfreiche Informationen und Links zur Bewältigung der wirtschaftlichen Probleme verschickt. Krise und Tarif Einmal mehr hat sich gezeigt, dass die willkürlichen zeitlichen Limitationen im Tarif unsere Arbeit behin- dern können. Auf die von mfe und FMH gestellte For- derung, die Limitationen für telefonische Konsultatio- DR. MED. ROLF TEMPERLI VORSTANDSMITGLIED MFE, EHRENMITGLIED KIS, LIEBEFELD Korrespondenzadresse: temperli-rossini@bluewin.ch

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