KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 1/2020

01 / 2020 INTERN K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 9 MS: Neben den erwähnten etablierten «Aushängeschildern» von KIS sehe ich als meine Vision das verstärkte Engagement in der Nachwuchsförderung, wie Helena es oben schön formuliert hat. Weiter liegt mir die Praxisforschung persönlich sehr am Herzen, da ich überzeugt bin, dass wir in Zukunft unser Tun belegen müssen. Die Interprofessionalität soll weiter gestärkt werden, dabei ist mir die Weiterbildung und Stärkung der pädiatrischen MPA ein wichtiges Anliegen. Bereits jetzt findet erfreulicherweise ein intensiver Austausch mit SGP und mfe statt. Es ist mir wichtig, bei der SGP die Anliegen der Praxispädiater einbringen zu können, gerade in den für uns so wichtigen Ressorts Weiterbildungskommission und der nun zu bildenden Fortbildungskommission. mfe gilt als der wichtigste Berufsverband der Grundversorger in der Schweiz, hier müssen wir unsere etablierten Beziehungen stärken, damit wir vom politischen Know-how und dem Fachwissen, wie zum Beispiel Tarifwesen, weiter profitieren können. HG: Die Zusammenarbeit mit der SGP ist zentral; das Einbringen unserer Anliegen aus der Praxispädiatrie in den dortigen Kommissionen und AGs ist nötig und sinnvoll. Auch mit der mfe besteht ein äusserst wertvoller Austausch. Die Zusammenarbeit ist wertschätzend und fruchtbar; es ist wichtig, Synergien zu erkennen und zu nutzen. Als Vision sehe ich eine qualitativ hochstehende Praxispädiatrie, die eine gute Work-Life-Balance zulässt durch vermehrt gelebte Interprofessionalität (auch tarifarisch) sowie kollegialen Austausch über Generationengrenzen hinaus. KIS: …und zum Schluss: wie geht es eigentlich euren Familien und euren Praxen mit dem neuen Job? MS: Mit der Übernahme des Präsidiums habe ich geplant, die Arbeitslast in der Praxis zu reduzieren, was bisher – auch saisonal bedingt – noch nicht wirklich gelungen ist. Meine Familie hat glücklicherweise grosses Verständnis für meine neue Aufgabe, musste aber in den letzten Monaten so einige Male auf mich verzichten. Umso mehr freue ich mich auf die gemeinsamen Skiferien im Berner Oberland! HG: In der Praxis ist durch die personelle Aufstockung einer Pädiaterin und einer MPA meine Minderarbeit kompensiert. Es ist toll zu spüren, dass man den Rückhalt im Team hat und meine Anwesenheit nicht immer permanent vonnöten ist. In der Familie höre ich vermehrt, ich sei etwas viel am Laptop abends… das werde ich noch optimieren! KIS: Wir danken euch für dieses Interview und wünschen euch viel Erfolg bei der Umsetzung eurer Ideen und Visionen. Was hat euch zu eurem Beruf bewegt; wo liegen die Faszination und die Probleme eures Jobs und wo steht ihr heute als Pädiater und als Menschen? MS: Die Art und Weise wie Kinder denken, handeln; wie sie unbekümmert und direkt die Dinge im Leben anpacken, hat mich stets fasziniert. Dies ist es, was mich schliesslich zur Pädiatrie gebracht hat. Kinder von Geburt an bis ins junge Erwachsenenalter gemeinsam mit ihrer Familie auf deren Lebensweg begleiten zu können und erleben zu dürfen, wie sich ein junger Erdenbürger entwickelt, ist sehr bereichernd und immer wieder berührend. Dabei täglich zu erfahren, wie variabel und breit denn die «Norm» ist und was Kinder und Jugendliche für Entwicklungen machen können, ist ein grosses Privileg als Praxispädiater. Dies ist ein Aspekt der Pädiatrie, den ich so während meiner Aus- und Weiterbildung nicht wahrgenommen habe. Wie so oft im Leben war es ein Zufall, dass ich – nach einer Weiterbildung in pädiatrischer Gastroenterologie – in der Praxispädiatrie gelandet bin, ein Schritt, den ich heute nach 12 Jahren in eigenständiger Praxistätigkeit nicht bereue. Dabei in einem kleinen Team arbeiten und selbstständig entscheiden zu können, schätze ich sehr. Es ist zu hoffen, dass dies trotz zunehmenden Vorgaben und Vorschriften vonseiten der Behörden und Politik auch in Zukunft möglich sein wird. Dass ich neben der Praxis gleichzeitig in einem Teilzeitpensum (20%) an einem Zentrumsspital (UKBB) die Subspezialisierung weiter praktizieren kann, finde ich enorm wertvoll. Dabei erlebe ich immer wieder, wie Praxis und Spital viel gegenseitig voneinander profitieren können. Ich wünsche mir für die Zukunft, dass das Verständnis und der Respekt zwischen Praxis und Klinik vermehrt gelebt wird. HG: Sich auch nach 25 Jahren noch jeden Tag auf die Arbeit zu freuen, das habe ich mir immer gewünscht. Und das ist weitgehend gelungen! Auch an arbeitsintensiven Tagen zaubern die Kinder mit ihrer Offenheit und lustigen Sprüchen immer wieder ein Lächeln auf mein Gesicht. Die Diskussionen und das Verhandeln mit den Jugendlichen auf Augenhöhe finde ich bereichernd und berührend. Die Betreuung und das Coaching der Eltern mit dem Ziel, ihre Kinder optimal in der individuellen Entwicklung zu unterstützen, ist eine spannende Herausforderung. Sich im Team auf den anderen verlassen können, gesehen werden und voneinander lernen ist nicht selbstverständlich, aber sehr bereichernd. Mein Berufsberater meinte einst: «Medizin isch nüt für Sie. Wenn sie en Familie wänd, macht das kei Sinn.» Manchmal ist der Spagat zwischen Familie und Arbeit in der Tat herausfordernd – aber ich fand es immer ein Privileg, beides kombinieren zu dürfen. Sowohl von unseren Kindern als auch von Patienten und deren Familien habe ich viel gelernt und geniesse es, dass meine Meinung wertgeschätzt wird, ich begleiten darf und präventiv wirksam sein kann, nebst den kurativen medizinischen Tätigkeiten. Ich habe den Schritt in die Praxis nie bereut. Nachwuchsförderung Regionale Vernetzung Praxispädiatrische Fortbildung Interprofessionalität Jahrestagung News Homepage Kurswesen

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