KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 1/2020

K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 49 01 / 2020 REDAKT IONELLE SE I TEN Ich möchte auch noch die Puzzlestühle ausprobieren oder im alten Rennauto ein paar Kurven drehen, dann muss ich aber schon ins Sprechzimmer. Ich bin lieber im grossen Zimmer, da ich da noch mehr spielen kann. Es hat neue Bilder vom letzten Teddybärpraxisnachmittag, wo ich noch als Kindergärtnerin mein Äffchen mit Bauchschmerzen behandeln liess. Auch die Doppelkugelbahn oder die Schaukelkuh kenne ich, seit ich klein bin. Blöd ist, dass ich die Salzstängeli nicht selber nehmen darf, sondern warten muss, bis er mir sie anbietet. Und das Windrad in der Ecke erinnert mich an die Zeckenimpfung, wo ich immer ins grüne Rädchen blase, damit ich am wenigsten spüre. Mami setzt sich jeweils auf einen der Schaukelstühle und ich überlege mir, ob ich heute auf dem Rauffahrbett oder auf dem Hochtisch, wo es einen grossen Spiegel hat, liegen werde. Übrigens: Wenn die junge Doktorin mich untersucht, dann ist Dr. Holtz manchmal hinter dem dunkeln Spiegel und sagt, er höre und schaue zu. Tatsächlich ist es wie Zauberei, wenn die Kinderärztin sagt, er solle doch hereinkommen – und schon steht er da. Übrigens kenne ich niemanden, der so viele Musikdosen hat wie er, ich habe heute im grossen Sprechzimmer 28 gezählt. Das kleinere Sprechzimmer ist auch ganz cool. Da hat es ein Bild, wo jemand Kunst aufräumte, wie ich das noch nie in meinem Zimmer gemacht habe. Oder es hat ein Metallteil an der Wand (Mami nennt das Chaospendel), das sich immer wieder in andere Richtungen dreht. Das lenkt mich während den Untersuchungen ganz schön ab! Heute wähle ich zum Schluss einen Zaubertrick. Die Ärztin kann es fast schon besser als Dr. Holtz. Heute habe ich Glück; beim Herauskommen aus dem Sprechzimmer kommt der Kuckuck aus der Uhr. Jetzt hat es plötzlich viele Kinder im Wartezimmer, die durch verschiedene Türen hinausgehen. Mami erklärt mir, dass eben verschiedene Türen zu den verschiedenen Therapeuten führen. Jetzt verstehe ich auch, warum manchmal jemand, der nach mir kommt, vor mir irgendwo hingeht. Heute darf ich mir ausnahmsweise auch die anderen Zimmer anschauen. Bei den Psychologen gibt es coole Sachen. Vor allem gefallen mir die Sandkästen mit den vielen Spielfiguren. Sonst hat es aber viel weniger rumstehen als bei meinem Arzt. Dafür hat es im Ergo- und Physioraum eine grosse Schaukel, sehr viele Schaumgummiklötze und eine Sprossenwand. Und eine Maschine, die kitzelt, die Galileo heisst, und eine Holzrutschbahn, wo Papi sagte, da könnte sogar er auf die schiefe Bahn kommen. Dr. Holtz ist jetzt seit fast 27 Jahren in dieser Praxis. Viele seiner MitarbeiterInnen sind so richtig alt, so wie er, da sie seit sehr Langem mit ihm zusammenarbeiten und irgendwie nicht mehr weg wollen. Man spürt, dass sie hier ein eingespieltes Team sind. ■ * Name frei erfunden

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