01 / 2020 FORTB I LDUNG K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 29 regulation, also z.B. Sifeng-Punkte an der Hand, zur Beseitigung der Nahrungsstagnation mit häufig anschliessendem Stuhlgang sowie Hitzepunkte am Fuss zur Beruhigung der Hitze, welche auch in ihrem Temperament zum Ausdruck kommt. Für die 7-jährige Jasmin würden wir empfehlen, die Ernährung mit wärmenden und tonisierenden Nahrungsmitteln zu ergänzen wie z.B. Fencheltee und Poulet sowie energetisch kühlende Nahrungsmittel wie Kuhmilch und Quark zu meiden. In der Akupunkturbehandlung würden neben den «Lungenpunkten» zusätzlich stärkende Punkte wie Ma 36 (Punkt unterhalb des Knies) und Ren 6 (Punkt unterhalb des Nabels) genutzt werden. So werden neben der offensichtlichen Hauptsymptomatik, der Schwierigkeiten der Atmung, auch die Ursachen dazu, nämlich die Verschleimung und die unterliegende Fehlregulation behandelt. In der Akutphase führen wir die TCM-Behandlung als Ergänzung der konventionellen Behandlung durch, d.h die Inhalationstherapie, nötigenfalls auch mit Steroiden, wird weitergeführt. Die TCM Therapie wird 1–4 wöchentlich weitergeführt, meist über einen Zeitraum von 3 Monaten, danach in grösseren Abständen. Längerfristig gesehen brauchen die Patienten ihre Medikamente weniger und seltener. Bei einer allfälligen Verschlechterung im Verlauf genügen meist wenige Sitzungen mit TCM/Akupunktur um die Situation zu beruhigen. Weiterbildungsmöglichkeiten 1. Ziel: Erlangung Fähigkeitsausweis «Akupunktur – Chinesische Arzneitherapie – TCM (ASA)» Zielgruppe: Ärztinnen und Ärzte, die sich ein fundiertes TCM-Wissen aneignen und regelmässig in der Praxis anwenden möchten unter Verwendung der Tarifposition Akupunktur und/oder Chinesische Medizin. Ausbildung: Das Curriculum umfasst insgesamt 360 Stunden. Die 4 Weiterbildungsmodule müssen mit je einer Prüfung abgeschlossen werden. Weitere Informationen unter: https://www.akupunktur-tcm.ch 2. Ziel: Erlernen einzelner Methoden und «Hineinschnuppern» Um sich einen ersten Überblick zu verschaffen oder einzelne Methoden zu erlernen, kann man zunächst kleinere Workshops besuchen und danach das Erlernte direkt in die Praxis übernehmen. Hier stehen vor allem die Methoden ohne «invasives Arbeiten» im Vordergrund wie Massagetechniken, Akupressur, Schröpfen oder Shonishin. Workshops: «Einführung in die Akupunktur bei Kindern» im Rahmen des SGP Kongresses, Fribourg, 4./5. Juni 2020. https://www.bbscongress.ch/2020/sgp-2020/ Einführungsworkshops bei Kinderärzte Schweiz (nächster Kurs erst wieder 2021) siehe Kursagenda. ■ LITERATUR 1. Adams D, Cheng F, Jou H, Aung S, Yasui Y, Vohra S. The safety of pediatric acupuncture: a systematic review. Pediatrics . 2011;128(6). Available at: www.pediatrics.org/cgi/content/full/ 128/6/e1575 Susanna Kemper berichtet: Meine eigene Krankheitsgeschichte als ehemalige Asthmatikerin hat mich dazu geführt, viele Jahre nach meiner eigenen Akupunkturbehandlung diese in meinen Praxisalltag zu integrieren. Als frische Praxisassistentin erlebte ich den Frust in der Behandlung meines Patienten, einem mageren 4-jährigen Buben mit therapieresistentem chronischem Husten, schlaflosen Nächten und schlechtem Gedeihen. Nichts half! Und einfach zu sagen, dass Husten nicht schlimm sei und Hustensirupe nichts helfen, wie ich es in der Klinik gelernt hatte, war mir zu einfach. Wegen ihm besuchte ich ein Akupunkturseminar, kaufte meinen ersten gebrauchten Laser und fing sofort an zu behandeln, ohne grosse TCM Ausbildung – diese kam erst später. Das Kind war erst nach ca. 1 Jahr beschwerdefrei – für TCM-Verhältnisse ein sehr langer Behandlungsverlauf. Danach habe ich mich ausbilden lassen und heute geht es natürlich deutlich schneller. Ich mache immer noch allgemeine Pädiatrie und sehe Kinder mit allerlei Symptomen, doch kann ich mir einen Praxisalltag ohne TCM kaum noch vorstellen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Eltern vieles für den Krankheitsverlauf der Kinder bewirken können. Insbesondere im Umgang mit dem Kind und mit einfachen naturheilkundlichen Methoden. Daher biete ich auch Online-Elternkurse an (www.drkemper.ch), in die ich meine übliche Beratung und TCM-Erfahrung immer einfliessen lasse. Mein Ziel ist es, dass die Eltern erlernen, wie sie im Krankheitsfall ihren Kindern selbst mit Naturheilkunde effektiv und selbstständig helfen können. Hanna Seewald erzählt: Meinen ersten Akupunkturkurs habe ich als Studentin im Rahmen eines Workshops belegt. Im Anschluss habe ich «einfach mal» mit der Kenntnis von nur 10 Akupunkturpunkten v.a. Muskelverspannungen und Kopfschmerzen in meinem privaten Umfeld behandelt und war fasziniert von den aufgetretenen «Sekundeneffekten», sodass meine Neugierde mich gepackt hat und ich eine Ausbildung bei der DÄGfA begonnen habe. Nun setze ich die Akupuntur regelmässig im Rahmen der Akupunktursprechstunde am Spital ein. Heutzutage ist die Akupunktur aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken, denn wenn sie funktioniert, kann sie eine der schnellsten und effektivsten Behandlungsmethoden sein. Ich informiere aber die Patienten stets, dass nicht jeder Mensch gleich gut auf die Therapie anspricht. Die Behandlungsmöglichkeiten im ambulanten und stationären Setting sind aber zahlreich und der Erfolg ist stets eindrücklich. ■ Von der schulmedizinisch geschulten Pädiaterin zur TCM-Therapeutin
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