FORTB I LDUNG 01 / 2020 K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 20 Mercurius solubilis deckt Pauls Symptome am besten ab, Carbo vegetabilis am zweitbesten. Wir geben ihm eine Dosis (2 Globuli) Mercurius solubilis in der Potenz C 200. C 200 bedeutet, dass die Ausgangssubstanz in 200 Verdünnungs- und Verschüttelungs-Schritten bearbeitet wurde. Die Wirkung eines solchen Mittels ist nicht molekular, seine physikalischen Eigenschaften unterscheiden sich aber messbar von einer reinen Verdünnung [9]. Erfahrungsgemäss können ungefähr zwei Drittel aller Patienten mit einer einzigen Dosis des Arzneimittels erster Wahl geheilt werden. Ist nach 48 Stunden noch keine deutliche Besserung eingetreten, so doppeln wir mit Carbo vegetabilis C 200 nach. Die Wahrscheinlichkeit einer schnellen und sanften Heilung mit diesem Vorgehen beträgt ungefähr 80%. Phytotherapie Entscheidet sich die Familie gemäss aktuellen Empfehlungen im Moment gegen eine antibiotische Behandlung, stehen zur Primärtherapie eine Reihe pflanzlicher Arzneimittel zur Verfügung, die vielfach zu traditionell verwendeten Hausmitteln gehören. So kann man hier in einem ersten Schritt nach den zu Hause vorhandenen Therapiemöglichkeiten fragen. Jede Familie kennt ihre eigenen Hausmittel, teils phytotherapeutisch, teils homöopathisch. Die verwendeten Pflanzendrogen und ihre Darreichungsformen sind vielfältig und werden vom Alter des Patienten sowie auch vom kulturellen Hintergrund der Familie bestimmt. Im Weiteren werden der Familie die für den konkreten Krankheitsfall spezifischen therapeutischen Möglichkeiten aus phytotherapeutischer Sicht dargelegt. Die derzeit am häufigsten verwendeten Pflanzendrogen sind der rote Sonnenhut (Echinacea purpurea) und die Kapland-Pelargonie (Pelargonium sidoides, EPs 7630, Kaloba®). Zu beiden Drogen gibt es eine für die Phytotherapie sonst unübliche grosse Studienlage [10], insbesondere zur Kapland-Pelargonie und der Wirkung bei Streptokokken-Angina [11]. Bei beiden Pflanzendrogen gibt es verschiedene Darreichungsformen. In der Regel sollten nur standardisiert hergestellte Präparate angewendet und dem Alter gemäss verabreicht werden. Als begleitende Massnahmen kann man Pflanzendrogen verwenden, welche helfen, die Halsschmerzen durch ihre entzündungshemmende, adstringierende oder schleimbildende Wirkung zu lindern (siehe Tabelle). Die Darreichungsformen sind auch bei diesen Pflanzendrogen vielfältig. Zudem gibt es auf dem Markt eine grosse Zahl von phytotherapeutischen Fertigpräparaten, z. B. als Spray oder Lutschtabletten in unterschiedlicher Zusammensetzung. Erwähnt seien hier etwa Angocin N ® (Kapuzinerkresse/Meerrettich), Ribes nigrum Gemmospray ® (wässrige Lösung der Triebspitzen von schwarzer Johannisbeere) sowie EPS-Lösungen oder Ceres Tropfen einzelner oder kombinierter Pflanzendrogen. EPS Lösungen sind standardisierte Phytotherapeutika, welche in einem speziellen Extraktionsverfahren hergestellt werden und bei denen pflanzliches Glycerin statt Alkohol als Trägerlösungen genutzt wird. Ceres Tropfen sind eine Urtinktur, welche ebenfalls nach einem speziellen Herstellungsverfahren der Firma Ceres hergestellt wird und einer phytotherapeutischen Urtinktur vergleichbar ist. Im hier vorliegenden Fall des 8-jährigen Knaben mit Streptokokken-Angina hätte ich als ergänzende Therapie zu konventionellen Analgetika eine lokale Behandlung mit Ribes nigrum Mundspray [Spagyros] 3–4× tgl. 1 Hub und Kaloba ® Tropfen 3× tgl. 20 Tropfen empfohlen. Nachkontrollen nach Bedarf oder bei Verschlechterung der Beschwerden. Zum Schluss noch eine wichtige Bemerkung: Die Phytotherapie soll als ergänzende und nicht ausschliessliche Therapiemethode betrachtet werden. In obigen Fall braucht es als Reserve auch eine gute Antipyrese und Schmerzmittel mit den üblichen konventionellen Medikamenten. Pflanze Verwendeter Pflanzenteil Wirkung Ergänzende Angaben Kamille Blüte entzündungshemmend, wundheilungsfördernd, leicht schleimbildend 10% der Droge sind Schleimstoffe Eibisch Wurzel, Blätter, Blüte schleimbildend Königskerze Blüte schleimbildend Süssholz Wurzel entzündungshemmend, schleimbildend, antiinfektiös antivirale Wirkung in In-vitro-Studien Salbei Blätter adstringierend durch seine Gerbstoffe eignet sich beim 8-jährigen Kind zum Gurgeln Schwarzer Holunder Blüte, Frucht antiinfektiös traditionelle Anwendung mit langer Erfahrung, aber wenig wissenschaftliche Studien Schwarze Johannisbeere Triebe, Frucht antiinfektiös
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