KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2019
K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 45 04 / 2019 JAHRESTAGUNG 2019 Ü ber die Quadrologie Vorsorgeuntersuchungen refe- riert Frau Dr. med. Monika von der Heiden, mitge- nommen hat sie die zwei MPAs Isabelle Lüthi und Livia Zingg. Frau von der Heiden arbeitet in der Kinderpraxis in Zürich-Oerlikon, die beiden MPAs in der Praxis ihres Mannes Ralf von der Heiden in Winterthur. Wer dachte, es werde in diesem Workshop genau er- klärt, was in einer Vorsorgeuntersuchung so genau pas- siert, der hatte sich geirrt. Vielmehr ging es darum, was die Vorsorge bringt, wie die Zusammenarbeit zwischen Patient und Praxis funktioniert und wie der Patient bzw. die Patientin motiviert werden kann, überhaupt in die- sem Alter in die Praxis zu kommen. Vorsorge bedeutet: Früherkennung von Krankheiten, die die körperliche oder geistige Entwicklung gefährden. Eine deutsche Studie zeigt jedoch auch auf, dass ein Screening ohne Verdacht nicht viel bringt. Frau von der Heiden betont, dass der Kinderarzt bzw. die Kinderärztin eine Anlaufstelle ist für Kinder und Ju- gendliche im Alter von 0–18; für alle Sorgen und Nöte wie Ernährung, Stillen oder Schlaf. Vieles davon über- steigt die Pauschale der Vorsorge und kann nicht abge- rechnet werden. Es folgte ein Videointerview mit Herrn Dr. med. Thomas Baumann, Herausgeber des Manuals der Vor- sorgeuntersuchung sowie des Atlas der Entwicklungsdi- agnostik. Für ihn sind bei der Vorsorge das regelmässi- ge Sehen der Kinder, das Gespräch mit den Eltern sowie die Bestärkung der Eltern wichtig. Die Situation der Kin- der habe sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten gefühlt verbessert, meint Dr. Baumann, nur gebe es immer noch zu viel Gewalt gegen Kinder und zu vie- le Kinder, die in Armut leben. Auf die Frage hin, wel- che Jugendlichen ihn denn «genervt» hätten in seiner Praxis, antwortete er ironisch, dass er es FURCHTBAR schön gefunden hat, wenn die Jugendlichen alle Erwar- tungshaltungen der Eltern erfüllt hätten. Danach erzählten uns die zwei medizinische Praxis assistentinnen drei verschiede Beispiele von Vorsorgen aus der Praxis und was für Schlüsse sei dabei gezogen haben. Fazit aus diesen drei Beispielen: bei den 10- und 12- Jahresuntersuchungen sind die El- tern meistens mit dabei. Ab 14 Jahren müssen Jugend- liche die Möglichkeit haben, alleine mit dem Arzt bzw. der Ärztin sprechen zu können. Die Jugendlichen soll- ten bei jeder Vorsorge über das Arztgeheimnis aufge- klärt werden. Ziel ist es, dass sich die Jugendlichen be- wusst sind, auch mit heiklen Themen beim Arzt / bei der Ärztin gut aufgehoben zu sein und ein Vertrauensver- hältnis zu ihnen zu haben. Anschliessend haben wir in drei Gruppen zusammen verschiedene Themen zur Vorsorge besprochen: Wie werden Jugendliche begrüsst? Wie läuft die Vorsorge ab? Wie kann ich die Jugendlichen für die Vorsorge ge- winnen? In manchen Praxen werden die Jugendlichen ab 16 Jahren gesiezt, in anderen Praxen wird ihnen das Du angeboten. Wichtig ist es, den Jugendlichen den Ablauf bekannt zu geben, bevor mit den Untersuchungen begonnen wird. Dies hilft speziell bei einigen sehr aufgeregten Pa- tienten und Patientinnen. Ebenfalls sollte immer auch der Jugendliche direkt angesprochen werden und nicht nur über die Eltern. Um die Jugendlichen für die Vorsorgen zu motivieren, wird in vielen Praxen ein Recall-Brief verschickt oder es werden telefonische Aufgebote gemacht. An einigen Orten werden den Patienten Broschüren zugeschickt und teilweise sogar Gutscheine für den Untersuch ver- schenkt. Insgesamt kann ich sagen, dass es den MPAs bestimmt gut getan hat, die Vorsorgen der Jugendlichen wieder etwas präsenter zu haben und eventuell auch aus ei- nem anderen Blickwinkel zu sehen. ■ Workshop 16 – für MPAs: Quadrologie Vorsorgeuntersuchungen Teil 1 Hilft Vorsorge? – Vorsorge hilft! Einblicke in die Vorsorgeuntersuchung der 10- und 14-Jährigen und die Rolle der MPA REFERENTIN: DR. MED. MONIKA VON DER HEIDEN, FACHÄRZTIN FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH, PRAXISPÄDIATERIN IN ZÜRICH MODERATORINNEN: ISABELLE LÜTHI, MPA IN WINTERTHUR LIVIA ZINGG, MPA IN WINTERTHUR AUTORIN: ANITA WEBER- SCHEURER, MPA IM SCHLOSSBERG ÄRZTEZENTRUM, FRAUENFELD KORRESPONDENZADRESSE: nuedi87@gmx.ch
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