KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2019
K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 43 04 / 2019 JAHRESTAGUNG 2019 B eginnen möchte ich mit dem Verständnis gegenüber den Kindseltern, wenn diese in der Praxis anrufen oder mit den Kindern in die Praxis kommen. Jeder hat seine eigenen Erfahrungen mit Fieber gemacht. Man- che gehen gelassener damit um und andere wiederum sind sehr ängstlich und überfordert, wenn das eigene Kind Fieber hat. Hören wir den Kindseltern gut zu und nehmen wir uns Zeit, sie zu befragen! Von Fieber sprechen wir bei Babys im Alter von 0–3 Monaten bei über 38,0 Grad und ab 3 Monaten bei über 38,5 Grad. Das Fieber kann jedoch von der Tages- zeit, Ort der Messung und Tagesaktivität abhängig sein. Darum sollte auch beachtet werden, dass bei Babys bis 12 Monaten immer rektal gemessen werden sollte; erst ab 12 Monaten dann im Ohr. Ausserdem sollte man immer bedenken, dass die Höhe des Fieber nichts über die Ursache und Gefährlichkeit der Erkrankung aus- sagt. Fieber muss nicht zwingend immer mit Medikamen- ten gesenkt werden. Man geht jeweils vom Allgemein- zustand des Kindes aus. Routinemässige Gabe von Antipyretika sind zu vermeiden, da diese den Körper belasten: Paracetamol die Leber und Algifor die Niere. Wichtig ist jedoch, dass Kinder mit Fieber immer viel trinken; weniger Appetit und ein höherer Schlafbedarf sind normal. Medikamentös ist die erste Wahl bei Fieber Parace- tamol, die zweite Wahl Ibuprofen (wenn auch Entzün- dungen vorliegen). Bei Fieberkrämpfen ist die präven- tive Behandlung mit Antipyretika erfolglos. In Reserve kann die Behandlung mit Diazepam erfolgen. Bei den Infektionen mit Fieber unterscheiden wir zwi- schen viral und bakteriell. Kennzeichen für virale Infektionen: AZ ok, Fieber häufig abends und tagsüber weniger, Fieber senkbar. Differenzialdiagnose: viraler Infekt der oberen Luftwege, Dreitagefieber, Grippe, Gastroenteritis und Pharyngitis. Kennzeichen für bakterielle Infekte: AZ schlecht, Fieber schlecht senkbar, schlechtes Ess- und Trinkverhalten. Differenzialdiagnose: Pneumonie, Angina, Meningitis, Pyelonephritis, Osteo- myelitis, Sepis, Toxisches Schock-Syndrom. Wichtig für uns MPAs ist die richtige Telefonberatung; 1. Alter des Kindes ? 2. Wie ist der Allgemeinzustand? 3. Hat das Kind Begleitsymptome wie Erbrechen, Durchfall, Ausschläge, Husten, Kopfschmerzen, Atembeschwerden? 4. Trinkverhalten? 5. Vorgeschichte? 6. Sind die Eltern beunruhigt? Anhand dieser Fragen können wir Warnzeichen wahr- nehmen und zwar: ■ Schlechter Allgemeinzustand trotz Antipyrese ■ Petechien ■ Fieber ohne Fokus ■ Säuglinge unter 3 Monaten (stehen noch unter mütterlichen Anitkörpern und haben oft wenig Symptome) ■ Kopfschmerzen mit Nackensteifigkeit ■ Eltern möchten unbedingt einen Termin ■ Weiterführender Link im Netz zum Thema Fieber bei Kindern: «Krank in der Krippe» https://www.kispi.uzh.ch/d3Dokumente/KD00031759. PDF#search=Krank%20in%20der%20Krippe REFERENTIN / REFERENT: DR. MED. FRANZISKA VON WALDKIRCH, FACHÄRZTIN KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH, PRAXISPÄDIATERIN IN ZÜRICH DR. MED. ANDREAS GEISER, FACHARZT KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH, LEHRPRAKTIKER, LEHRARZT UNIVERSITÄT ZÜRICH, PRAXISPÄDIATER IN SCHLIEREN MODERATORINNEN: NINA SCHWEIZER, MPA IN BOLL NANETTE VON SIEBENTHAL, MPA IN LIEBEFELD AUTORIN: SABRINA VOURNELIS, MPA IN DER QUELLEN PRAXIS, USTER KORRESPONDENZADRESSE: quellenpraxis@hin.ch Workshop 15 – für MPAs Wenn Kinder Fieber haben: Wie messen? Wie handeln? Wie beraten?
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