KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2019
K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 42 JAHRESTAGUNG 2019 04 / 2019 D as Hauptreferat für medizinische Praxisassistentin- nen wurde von Dr. med. Peter Hunkeler gehalten. Dr. Hunkeler ist Entwicklungspädiater und bietet auf Zuweisung entwicklungspädiatrische Abklärungen und Beratungen mit Schwerpunkt Schlaf- und Schreiverhal- ten, Verhaltens- und Entwicklungsauffälligkeiten sowie Schulschwierigkeiten an. Zur Einführung sahen wir ein sehr unterhaltsames Video. Ein Kleinkind liegt in seinem Gitterbett und sollte schlafen, kann das aber nicht und weint. Dann kommt der Vater ins Zimmer und versucht das Kind zu beru- higen. Doch er hat keine Chance und quetscht sich schlussendlich ins Kinderbett, worauf das Kind augen- blicklich aufhört zu weinen. Das Kind schläft nun auf dem Vater. Bei jedem Versuch des Vaters, wieder aus dem Bett zu kommen, wird das Kind erneut wach und beginnt zu weinen. Bestimmt haben alle Eltern schon solche Situationen erlebt und wissen, dass das Leben mit Kleinkind und Schlafentzug nicht nur unterhaltsam ist. Im ersten Teil des Referats wurde uns die Theorie näher gebracht: Der Schlafzyklus besteht aus zwei verschiedenen Schlafstadien. Einerseits AS (aktiver Schlaf) mit charak- teristischem EEG-Muster, raschen Augenbewegungen (REM), unregelmässiger Atmung sowie tiefem Muskel- tonus. Andererseits gibt es noch den QZ (ruhiger Schlaf) mit non-REM, 4 Unterstadien im EEG, Stadium 3 Tief- schlaf und regelmässiger Atmung. Tiefschlafstadien werden eher in der ersten Nacht- hälfte erreicht, Träume eher in der zweiten Nachthälfte. Es liegt jedoch in der Natur der Sache, dass Kinder nachts stets in der Tiefschlafphase ihrer Eltern weinen… Zwei Prozesse beeinflussen unseren Schlaf: Der ho- möostatische Faktor zeigt den Schlafbedarf und der rhythmische Faktor entspricht unserer inneren Uhr. REFERENT: DR. MED. PETER HUNKELER, FACHARZT FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH, SCHWERPUNKT ENTWICK- LUNGSPÄDIATRIE, PRAXIS PÄDIATER IN LUZERN UND OLTEN MODERATORIN: CLAUDIA SCHEIDEGGER, MPA IN RAPPERSWIL-JONA AUTORIN: ANITA WEBER-SCHEURER, MPA IM SCHLOSSBERG ÄRZTEZENTRUM, FRAUENFELD KORRESPONDENZADRESSE: nuedi87@gmx.ch Workshop 14 – Hauptreferat MPAs: Schlaf ist auch eine Familiensache Schlafberatung vom Säugling bis zum Jugendalter Das Schlafmuster von Kleinkindern zeichnet sich durch sehr häufige Schlafphasen aus. Mit ca. einjährig schlafen die Kinder untertags noch ca. zwei Mal. Mit ungefähr vier Jahren halten die meisten Kinder keinen Tagesschlaf mehr. Insgesamt ist die Schlafdauer sehr unterschiedlich, wo- bei Politiker meist in die Kategorie Kurzschläfer fallen… Zur Schlafhygiene ist zu sagen, dass regelmässige Bettzeiten, ein Einschlafritual sowie ein dunkles, ruhiges, kühles Schlafzimmer von Vorteil ist. 3–4 Stunden vor der Schlafenszeit sollten keine Genussmittel konsumiert wer- den und 1–2 Stunden vor dem Zubettgehen sollten keine Mahlzeiten eingenommen werden. Tägliche Aktivitäten im Freien mit Sonnenexposition werden empfohlen, sti- mulierende Aktivitäten wie PC und TV (Blaufilter) sollten hingegen unterlassen werden. Im Schlafzimmer sollten sich keine elektronischen Medien befinden. Im zweiten Teil kamen wir zum Thema Schlafberatung. Der Schlaf wird in einem 3-Stufen-Konzept optimiert, bestehend aus: ■ Regelmässiger Rhythmus ■ Individueller Schlafbedarf ■ Selbstständiges Einschlafen Das wichtigste Instrument der Schlafberatung ist das 24-Stunden-Schlafprotokoll, über mindestens 10–14 Tage dokumentiert. Teilweise hilft sogar nur schon das Ausfüllen des Protokolls, den Schlaf zu verbessern. Herr Hunkeler zeigte uns verschiedene Schlafproto- kolle, anhand derer wir uns einen Lösungsansatz aus- denken und besprechen konnten. Das Referat war sehr interessant und bot uns einen gu- ten Einblick in die grossen Probleme des Schlafs. In der Praxis erleben wir ja auch die Eltern wie neugeboren, wenn sie genügend Schlaf bekommen. ■
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