KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2019
K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 40 JAHRESTAGUNG 2019 04 / 2019 I m Rahmen des diesjährigen Themas der Jahres tagung konnten wir den Schweizer Psychologen Fabian Grolimund für einen Workshop gewinnen. Viele kennen ihn aus seinen Beiträgen in der Zeitschrift «Fritz und Fränzi». Er ist Co-Leiter der Akademie für Lerncoaching in Zürich und Autor einiger Ratgeber. Zu Beginn des zweiten Workshops wurden zu- nächst Fragen der Teilnehmenden gesammelt, auf die jeweils interaktiv eingegangen wurde. Dabei ging es vor allem darum, wie man sich verhalten sollte, wenn Absprachen mit Jugendlichen nicht eingehalten wer- den; welche Rolle die Eltern dabei spielen; wie man «Null-Bock-Jugendliche» allgemein motiviert. Das Denkmuster des «Aufschiebers» wurde dabei ausführlich erklärt. Das Aufschieben hat viel mit der fehlenden Selbstwirksamkeit zu tun. Den Aufschie- bern gelingt es nicht, aktuelle Bedürfnisse zurückzu- stellen. Das Aufschieben wird verstärkt, weil Druck und Anspannung durch das Vermeiden kurzfristig re- duziert werden. Impulsive Menschen neigen vermehrt zum Aufschieben und Jugendliche sind von Natur aus impulsiver als Kinder und Erwachsene. Aufschieben kann aber auch ein stiller Widerstand gegen die El- tern sein. Es wurden verschiedene Beispiele aufgezeigt, wie sich das Vermeiden des Aufschiebens gestaltet. Im REFERENT: LIC. PHIL. FABIAN GROLIMUND, PSYCHOLOGE FSP, LEITER DER AKADEMIE FÜR LERN- COACHING IN ZÜRICH MODERATORIN: DR. MED. ALEXANDRA SAWATZKI, FACHÄRZTIN KINDER- UND JUGENDMEDIZIN, PRAXISPÄDIATERIN IN ST. GALLEN AUTORIN: DR. MED. ALEXANDRA SAWATZKI, FACHÄRZTIN KINDER- UND JUGENDMEDIZIN, PRAXISPÄDIATERIN IN ST. GALLEN KORRESPONDENZADRESSE: alexandra.sawatzki@hin.ch Workshop 11 – für Ärztinnen und Ärzte und MPAs: Vom Aufschieber zum Lernprofi Jugendliche mit Motivationsproblemen coachen In der Praxis kann man Aufschiebern folgende Tipps zur besseren Selbststeuerung anbieten: ■ Schreiben einer «Have-done-Liste» anstatt einer «To-do-Liste» ■ auch kurze Zeiten nutzen (z. B. 10 Min. im Zug) ■ Arbeitszeiten begrenzen (20 Min. arbeiten, später 30 Min.) ■ Mindmaps erstellen mit Gründen, die dafür sprechen, die Aufgabe in Angriff zu nehmen ■ Freizeit vergrössern, um wieder Energie zu tanken ■ das Angenehmste und Einfachste zuerst erledigen Anschluss wurden diverse Strategien besprochen, die aus der Negativspirale herausführen sollen. Beloh- nung ist dabei kontraproduktiv – ebenso das Predi- gen. Sehr hilfreich ist es jedoch, aufzuzeigen, dass bei der Zeiteinteilung (in drei Kategorien Frei-, «Müll-» und Arbeitszeit) der Aufschieber den Grossteil seiner Zeit mit «Müllzeit» verbringt. In dieser «Müllzeit» wird nichts erledigt, sie macht jedoch trotzdem müde. Es wird weder sinnvoll gearbeitet noch sich entspannt, sondern irgendwelche Ersatztätigkeiten oder Ablen- kung ermüden den Aufschieber, zum Beispiel auf- räumen anstatt Vokabeln lernen; im Internet surfen anstatt Aufsatz schreiben. Es gilt, sich die Zeit neu ein- zuteilen, um die «Müllzeit» zu minimieren. Dies ge- lingt zunächst durch Erhöhen der Freizeit, aber auch durch das Vorgeben kleiner Ziele, die in kurzen Zeit- abschnitten erledigt werden sollen. Es war ein sehr interessanter Workshop, der auf gros- sen Anklang stiess. In Fabian Grolimunds Büchern «Clever lernen», «Erfolgreich lernen mit ADHS» und «Mit Kindern lernen» werden diese Themen vertieft aufgegriffen. ■
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