KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2019

K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 35 04 / 2019 JAHRESTAGUNG 2019 1. Teil Wie man einen Blick auf die Augen wirft: Philipp August hat uns erklärt, was er unter der «Blick- wurftechnik» versteht und wie man mit einfachen klini- schen Untersuchungen ein Schielen von einem Pseudo- schielen unterscheiden kann. Auf anschauliche Weise hat er uns aufgezeigt, welche Untersuchung in welchem Alter sinnvoll sei und wie man dabei vorgehen sollte. Eine Am- blyopie sollte möglichst früh erfasst werden. Des Weiteren hat er uns den Plusoptix Autorefraktometer vorgestellt. Pseudoschielen: bei symmetrischem Brückner, symmetrischem Umge- bungsreflex und symmetrischem Hirschberg ist es klar ein Pseudoschielen. Plusoptix: Was ist das? Das binokulare Autorefraktometer bietet eine gute Möglichkeit, Refraktionsfehler und eine Amblyopie früh zu erfassen. Wann zuweisen zum Augenarzt? Bei belasteter FA (Familienanamnese) und path. Plus­ optix: sofort Zuweisung auch vor 2-jährig. Bei lediglich REFERENT: DR. MED. PHILIPP AUGUST, FACHARZT FÜR OPHTHALMOLOGIE FMH, AUGENARZTPRAXIS AM MARKTPLATZ, BASEL MODERATORIN: DR. MED. MARLEEN GROSHEINTZ, FACHÄRZTIN FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH, LANDQUART AUTORIN: DR. MED. SYLVIA SCHÄRER, FACHÄRZTIN FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH, PRAXISPÄDIATERIN IN ALTDORF KORRESPONDENZADRESSE: sylvia.schaerer@hin.ch Workshop 6 – für Ärztinnen und Ärzte: Masterclass 2 – Ophthalmologie «Blickwurftechnik» Untersuchungsmaterial: Ophthalmoskop (Brücknertest) Taschenlampe (Hirschberg) Kleines interessantes Objekt (Cover) Stereo Lang I Farbige Zuckerkügeli Stycar oder Snellen oder LH-Tafel, Ishiara-Tafel Ablauf Augenuntersuchung: 1. Beobachten: Auch ohne einen Test sieht man spontan einen Reflex = Umgebungsreflex. Visuelles Verhalten, Fixation und Augenmotilität beobachten. Das Kind macht Folgebewegungen. Sind die brechenden Medien klar? Morphologie und Struktur? Benutzt das Kind beide Augen? Untersuchung mit Untersuchungsmaterial: –   Taschenlampe: Hirschberg-Test: ab 4 Monaten. Mit Taschenlampe wird ein Cornea-Reflex erzeugt: symmetrisch oder nicht? Parallel dazu interessantes kleines Objekt (Cover ab 6 Mt). –   Stereo Lang I (von 6 Mt. bis 4 J.), zuckerige farbige Kügeli ab 9 Monaten: greift es mit Pinzettengriff, fixiert es rechts und links? (6 Mt. – 2 J.) –   Ophthalmoskop: Brücknertest: (im abgedunkelten Raum in 1–1,5 m Entfernung). Es entsteht ein Fundusleuchten: gleichfarbenes, symmetrisches Fundusrot? –  Visustafeln: Lea Hyvren-Test (ab 4 J.), Stycartest ab 24 Monaten möglich, Snellen ab 4 Jahren. –  Ishiara-Farbsinntest: mit 4 Jahren. Bei jeder Checkliste Vorsorgeuntersuchung wird die Au- genuntersuchung erwähnt: einem leicht auffälligen Parameter und neg. FA und ei- nem Kind < 2J. darf der Plusoptix in 6 Monaten nach- kontrolliert werden. Bei neg. FA und zwei path. Para- metern: sofortige Zuweisung. Ersetzt Plusoptix alles? Nein! Trotz Plusoptix Autorefraktometer (oder Vision-Scree- ning-Test) müssen Funktionsteste gemacht werden. Man kann einen Katarakt oder ein Retinoblastom verpassen.  Plusoptix ist ein Hilfsmittel, das uns Sicherheit gibt. Achtung: Plusoptix ist kein Visustest!  Der Brücknertest und die Funktionsdiagnostik sind in der Regel genügend.  Starke Refraktionsanomalien sollte man auch mit der Funktionsdiagnostik erfassen. Nachteil Plusoptix: Keine Erkennung von Microstrabismus. Nach Weinen: Plusoptix: Tränenmessung ist falsch +3 Dpt. Plusoptix misst keinen Visus! Die Sehschärfe muss man immer noch bestimmen. Der Höhepunkt am Schluss war ein selbstgebasteltes Modell, bei welchem wir mit dem Ophthalmoskop den Brücknertest üben konnten. Der Workshop war spannend und mit grosser Begeis- terung vorgetragen. 2. Teil Erfahrungen einer Kinderärztin: Marleen Grosheintz Frau Dr. med. Grosheintz hat während 18 Monaten eine Beobachtungsstudie mit ihrem neuen Plusoptix Gerät gemacht: 1269 Kinder wurden während 18 Mt. mit Plusoptix untersucht. Davon wurden 86 Kinder an den Augenarzt überwiesen. 34 von 86 Zuweisungen erhiel- ten eine Brille, 21 sind dank Plusoptix entdeckt worden. Die andern 13 wären auch mit den üblichen Funktions- tests aufgefallen. ■

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