KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2019

K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 34 JAHRESTAGUNG 2019 04 / 2019 W as gibt es Aktuelles zum Thema «Atopische Der- matitis»? Mit diesem Gedanken habe ich mich zu diesem Workshop angemeldet; neugierig, ob es zu diesem Thema, über das schon so viel referiert wurde, noch etwas Neues zu berichten gibt. Ich wurde posi- tiv überrascht: Alexandra Smith hat uns in ihrem Work- shop sehr abwechslungsreich und kompetent zunächst einige wesentliche Punkte zur Epidemiologie, Patho- genese, Erscheinungsbildern und Therapie des atopi- schen Ekzems erläutert. Anschliessend diskutierten wir in Kleingruppen anhand von Fotos unser eben erwor- benes Wissen. Bei der Entstehung der atopischen Dermatitis spielen drei Faktoren eine Rolle: ■  Defekt der epidermalen Hautbarriere ■  Dysregulation des Immunsystems ■  Verändertes Mikrobiom Kinder mit einer atopischen Dermatitis (AD) haben ein dreifach höheres Risiko für allergische Rhinitis und Asth- ma, insbesondere, wenn das Ekzem früh im Säuglings­ alter beginnt oder sehr ausgeprägt ist.  Klinisch finden wir bei der AD Juckreiz, Xerosis und eine Entzündung, welche chronisch verläuft, sowie ein typisches Verteilmuster der Hautveränderungen, abhän- gig vom Alter der Kinder.  Im Säuglings- und Kleinkindalter sind typischerweise Gesicht und Kopfhaut betroffen, später auch Extre- mitäten und Stamm. Bei Schulkindern tritt die AD oft an den Beugeseiten der Extremitäten auf und neigt zu Lichenifikation. Anhand von eindrücklichen Fotos zeigt uns Alexandra Smith dann Komplikationen der AD auf:  Kinder mit Eczema herpeticatum sollten zur iv-Gabe von Acyclovir ® hospitalisiert werden. Beim Eczema mol- luscatum sollten zunächst das Ekzem und erst dann die Mollusken behandelt werden (topische Steroide sind keine Kontraindikation!). Bei Kindern mit Atopischer Dermatitis sollten wir auch die Varizellen-Impfung empfehlen.  Wichtig für unsere Beratung der Eltern scheint es mir, zu erklären, dass die AD keine Allergie ist, sondern eine genetisch bedingte Störung der Hautbarriere, bei der verschiedene Triggerfaktoren Schübe auslösen können.  Dieses Modell der gestörten Hautbarriere, auch wenn es nicht die komplette Pathogenese der AD umfasst, hilft bei der Motivation der Familien zur konsequenten Ba- sistherapie: Tägliches Baden (max. 5–10 Minuten) und 2× tägliches Eincremen, wobei der Bedarf an Salbe bei einem 12-monatigen Kind bei etwa 250 g/Monat liegt.  Bestimmt kennen alle Pädiater die Diskussionen mit den Eltern bei der Empfehlung von Steroidcremen. Hier lohnt es sich, den Eltern zu erklären, dass es verschie- dene Wirkklassen und Generationen von topischen Kortikosteroiden mit unterschiedlichen Nebenwirkun- gen und Wirkungsprofilen gibt. Das Steroid sollte aus- reichend stark sein, um das Ekzem in 5–7 Tagen zur Abheilung zu bringen und einen optimalen Wirkungs/ Nebenwirkungs-Index haben wie z. B. Prednicarbat, Methylprednisolonaceponat und Mometasonfuorat. Je nach Alter des Kindes und der betroffenen Fläche eig- nen sich auch verdünnte Magistralrezepturen. Hydro- cortison-Creme ist zumeist zu schwach und hat ein un- günstiges Verhältnis der Wirkung/Nebenwirkung und wird ferner systemisch resorbiert.  Topische Calcineurininhibitoren (Elidel ® , Protopic ® ) eignen sich gut für empfindliche Lokalisationen wie: Gesicht, Augenlider, Windel-und Genitalbereich, sowie für eine proaktive Therapie im Intervall. Sie sollten bei Mollusken nicht angewendet werden. Die Studienlage zeigt ein sehr gutes Sicherheitsprofil.  Nach diesem interessanten Workshop werde ich ver- mehrt Steroidcremen in Magistralrezepturen verschrei- ben (z. B. Dexeryl ® und Elocom ® 1:1) zur Behandlung von grossflächigen Ekzemen bei Kleinkindern, in der Hoffnung, dadurch auch eine bessere Akzeptanz bei den Eltern zu erhalten. ■ REFERENTIN: DR. MED. ALEXANDRA SMITH, FACHÄRZTIN FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN, LEITERIN PÄDIATRISCHE DERMATOLOGIE, DEPT. KINDER- UND JUGEND- MEDIZIN, KANTONSSPITAL WINTERTHUR MODERATORIN: DR. MED. KARIN PEIER HARBAUER, FACHÄRZTIN FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH, PRAXISPÄDIATERIN IN WINTERTHUR AUTORIN: DR. MED. JACQUELINE SCHNEITER, FACHÄRZTIN FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH, PRAXISPÄDIATERIN IN MÄNNEDORF KORRESPONDENZADRESSE: jschneiter@bluemail.ch Workshop 5 – für Ärztinnen und Ärzte: Masterclass 1 – Dermatologie Atopische Dermatitis im Kindesalter – ein Dauerbrenner!

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