KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2019

K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 33 04 / 2019 JAHRESTAGUNG 2019 F rau Dr. Irène Dingeldein führte die Teilnehmer/-innen des gut besuchten Workshops von A bis Z durch die wichtigsten Themen der Kinder-/Jugendgynäkologie. Und so soll es in Stichworten den Leser/-innen auch wiedergegeben werden: Aufklärung: Findet bei Mädchen vor allem über die Mütter, bei Jungen vor allem über die Lehrer (!) statt, viel Unwissen und Falschwissen bei den Jugendlichen.  Brust: Asymmetrie häufig physiologisch DD Poland- syndrom, Trichterbrust.  Chlamydien: Ist eine STD, d. h. Jugendliche hat schon GV, asymptomatisch bis Pelvic Inflammatory Di- sease (PID). Bei Harnwegsinfekten oder Dysurie bei sexuell Aktiven immer an die Chlamydien denken, spä- testens wenn nach einer ABX keine Besserung eintritt. Diagnostik: PCR im Vaginalabstrich (immer mit feuch- tem Tupfer) oder im Urin gleichwertig. Spätfolge: kann Sterilität bedeuten.  Dysmenorrhoe: Haben 20% in den ersten beiden Jahren nach Menarche, verstärkt bei psychischen Pro­ blemen DD Endometriose (schon bei Teenagern mög- lich), weshalb die Pille nicht immer die Therapie der Wahl. Therapievorschläge: Mönchspfeffer (1× tägl. für 3 Monate), NSAR, Magnesium, ABER vielleicht möchte das Mädchen auch die Pille (als Verhütung).  Ethnie: Fehlende Aufklärung.  Fluor: Leukorrhoe (durch Oestrogenisierung beding- te Absonderung), Vorzeichen der Menarche (physiolo- gisch), «Inkontinenzproblem» für Mädchen, bei jünge- ren Wurmkur empfohlen (Vermox, Cobantril).  Genetik: s. Parallelworkshop «Geschlechtervariante Kinder», vergrösserte Klitoris sieht wirklich gross aus (nicht nur ein bisschen gross).  Hymenalatresie: Unbedingt daran denken bei prim. Amenorrhoe (DD MRKHS s. unten) und zyklischen Bauchschmerzen, Mädchen untersuchen: Inspektion! (Normal: Menarche vor dem 15. Geburtstag). Kontrazeption: Vielfältige Auswahl. Nuvaring und Pflaster haben höheres Thromboserisiko als 2. Gene- ration Pille! Viele Apps verfügbar für zuverlässige Pil- leneinnahme. Bei wechselnden Partnern: Kondom zu- sätzlich obligat, was aber wiederum nicht gegen HPV schützt, deshalb HPV Impfung. Lichen sclerosus; Weissliche Veränderung braucht es für die Diagnose, je früher Therapie, desto besser, lange genug lokale Steroide (Dermovate Klasse IV), 2× tgl. für 2 Wo, 1× tgl. für 2 Wo, danach 2× pro Woche. Nach- kontrolle! Gutes Fetten (Oelbäder). Locoid Crelo 0,1% als Vorbehandlung, falls Dermovate brennt (s. Guide­ lines www.sggg.ch , www.gynea.ch) .  Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom: Vagi­ nalagenesie und strangförmiger Uterus mit normaler Ovarialfunktion und Karyotyp, Th: Neovagina, Spezial­ gebiet von Dr. Dingeldein.  Opfer sexueller Gewalt: Spezielles Untersuchungs- material, innert 72h, werden immer ins Zentrum ge- schickt, häufig von Auge kein Befund zu sehen, sofern keine Vergewaltigung vorliegt.  Pilz: Gibt es beim vorpubertären Mädchen nicht, ausser bei DM, nach ABX, bei Immunschwäche.  Pille: Risikofaktoren erfragen (Thrombose, Gerin- nungsstörung, Nikotin…). Pädiaterin darf und kann Pille abgeben: 2. Generation (Elyfem, Ologyn, Micro- gynon…). Notfallpille: ellaOne (ab 14 Jahren innerhalb 120 h nach GV).  Rheumatologie: Schmerzhafte Ulci (Ulcus acutum) im Genitalbereich DD postviral, rheumatischer Formen- kreis (Bsp. M. Behçet), STD.  Stria: Vitamin A Öl lokal.  Thelarche: Ausdruck der Ovarialfunktion (Pubarche: NNR).  Zyklus: Aufklärung wichtig, viele Apps verfügbar zur Dokumentation. Mir persönlich hat der Workshop gut gefallen, nach dem Motto: In der Kürze liegt die Würze. Es gibt viele Dinge, die ich mit in den Praxisalltag nehmen und um- setzen kann. ■ LEGENDE ABKÜRZUNGEN: ABX: Antibiotika Therapie DD: Differenzialdiagnose DM: Diabetes mellitus GV: Geschlechtsverkehr HPV: human papilloma virus MRKHS: Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom NNR: Nebennierenrinde NSAR: Nichtsteroidale Antirheumatika PCR: polymerase chain reaction PID: pelvic inflammatory disease STD: sexually transmitted disease Wo: Woche REFERENTIN: DR. MED. IRÈNE DINGELDEIN, FACHÄRZTIN FÜR GYNÄKO- LOGIE UND GEBURTSHILFE FMH, MURTEN BELEGÄRZTIN LINDENHOF- GRUPPE BERN, LEITERIN KINDER- UND JUGENDGYNÄKOLOGISCHE SPRECHSTUNDE INSELSPITAL BERN, PRÄSIDENTIN SCHW. GES. FÜR GYNÄKOLOGIE UND GEBURTSHILFE MODERATORIN: DR. MED. CHRISTINE DAHINDEN, FACHÄRZTIN KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH, PRAXISPÄDIATERIN IN BELP AUTORIN: DR. MED. MAJA TRÜCK, FACHÄRZTIN FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH, PRAXISPÄDIATERIN IN OTTENBACH KORRESPONDENZADRESSE: mtrueck@hin.ch Workshop 4 – für Ärztinnen und Ärzte Das Spannende an der Kinder- und Jugendgynäkologie von A bis Z

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