KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2019
K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 23 04 / 2019 JAHRESTAGUNG 2019 I n den meisten pädiatrischen Praxen steht wohl heute schon ein Ultraschallgerät. Dieses wird jedoch oft aus- schliesslich zur Hüftsonografie verwendet. Dies ist ak- tuell – wo oft davon die Rede ist, dass das Ultraschall- gerät das Stethoskop des 21. Jahrhunderts ist – nicht zeitgemäss. Woher kommen die Berührungsängste mit dem Ultraschallgerät? Als Hauptgrund dafür gilt wohl die Schwierigkeit, das Modul Pädiatrie und die dafür ge- forderten supervidierten Ultraschalluntersuchungen zu- sammenzubekommen und die mangelnde Integration des Ultraschalls in Medizinstudium und Ausbildung. Beides ist glücklicherweise im Wandel. Bereits im Studi- um kommen Medizinstudium heute in Kontakt mit der Ultraschalluntersuchung. Neu gibt es seit 2017 zudem den weltweit einzigartigen landesweiten Fähigkeitsaus- weis POCUS (Point of care Ultraschall). Der neue Fähigkeitsausweis POCUS soll DIE Möglich- keit sein, die Angst vor der Ultraschallsonde zu verlieren und diese für vielfältigere Fragestellungen in der pädiat- rischen Praxis zeitgemäss zu nutzen. Im ersten Teil dieses Workshops ging es um Orga- nisatorisches zum neuen Fähigkeitsausweis POCUS. Es braucht dafür einen Grundkurs (entfällt für Fähig keitsinhaber/-in Hüftsonografie), sowie einen zwei- tägigen POCUS Kurs, welcher aktuell jährlich in Basel stattfindet. Danach sind 100 supervidierte und 100 selbst- ständig durchgeführte POCUS Ultraschalluntersuchun- gen, gefolgt von einer Abschlussevaluation nötig. Die Details zum Erlangen des Fähigkeitsausweises sind auf der SVUPP Homepage www.svupp.ch ersichtlich, eine Liste der Supervisor/-innen ist im SVUPP Sekretariat zu beziehen. Ziel bei POCUS ist es, einzelne organbezogene Frage stellungen mittels JA / NEIN zu beantworten und diese Erkenntnis neben Anamnese und klinischer Beurteilung in die Diagnostik mit einfliessen zu lassen. Im zweiten Teil ging es anhand praktischer Beispie- le um die Fragestellungen, welche mit dem POCUS ge- klärt werden können. Organomegalie? Freie Flüssig- keit? Appendizitis? Invagination? Malrotation/Volvulus? Lungenkonsolidationen (Pneumonie)? Harnabflussbe- hinderungen? Frakturen der Röhrenknochen und Schä- delkalotte? Gelenkserguss? Abszess der Weichteile? Fremdkörper? Im pädiatrischen Praxisalltag sind für mich die Thorax- Sonografie (Pneumonie?), die Frakturdiagnostik sowie die Diagnose des Hüftgelenksergusses und der Weich- teile die Hauptgründe, wieso die Ultraschallsonde nicht in der Hüftlagerungsschiene verstauben sollte. Dies, da- mit unsere kleinen und grösseren Patienten einen best- möglichen Service vor Ort ohne langes Warten in Not- fallstationen erhalten. Ein Ausblick in die Zukunft, wo bereits aktuell und wahrscheinlich immer mehr und in besserer Qualität für eine Ultraschalluntersuchung nur noch eine Sonde und ein App auf dem Handy nötig sein werden, spricht dafür, dass die Ultraschallsonde der Quarterback ist/ werden muss und es dringend nötig ist, die Ängste da- vor zu verlieren. POCUS ist das geeignete Mittel dazu, gegebenenfalls vorhandene Ängste zu verlieren. ■ REFERENT: DR. MED. MICHAEL WALTHER, FACHARZT FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN, OBERARZT AUF DER NOTFALLSTATION DES UKBB UND PRAXISPÄDIATER IN BASEL. CO-PRÄSIDENT DER SCHWEIZER VEREINI- GUNG FÜR ULTRASCHALL IN DER PÄDIATRIE SVUPP MODERATORIN: DR. MED. KARIN PEIER HARBAUER, FACHÄRZTIN FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH, PRAXISPÄDIATERIN IN WINTERTHUR AUTOR: DR. MED. MARKUS STEINMANN, FACHARZT FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH, PRAXISPÄDIATER IN SOLOTHURN KORRESPONDENZADRESSE: steinmann@gruprax.ch Vorprogramm 4: SVUPP Die Ultraschallsonde Angstgegner oder Quarterback
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