KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2019
K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 22 JAHRESTAGUNG 2019 04 / 2019 E rstmals bestand die Möglichkeit, einen zusätzlichen Credit durch Besuch des Vorprogramms zu erhal- ten, was sich meiner Meinung nach auch sehr gelohnt hat. Alle, die sich für das Vorprogramm angemeldet hat- ten, erhielten im Vorfeld eine Umfrage zu unseren bisherigen Erfahrungen mit dem neuen Impfschema. Moreno Malosti hat die Ergebnisse dieser Umfrage vorgestellt. Das Ergebnis ist schnell zusammengefasst, da die Umsetzung der neuen Impfempfehlungen im All- gemeinen als problemlos erlebt wurde. Am meisten Dis- kussionsbedarf scheint durch die Empfehlungen Menin- gokokken mit 2 Jahren und zum Teil noch durch MMR mit 9 Monaten zu entstehen. Für einige Kollegen scheint auch die Empfehlung 3 Impfungen mit 12 Monaten et- was schwierig umzusetzen zu sein. Dieser Punkt wurde auch im folgenden Vortragsteil, den Christoph Berger übernahm, thematisiert. Kurz gesagt: aus infektiologischer Sicht am einfachs- ten 3 Impfungen mit 12 Monaten machen. Es kann aber auch problemlos auf 2 Zeitpunkte verteilt werden; die Kinder sind ja nicht nur einen Tag lang 12 Monate alt. Es muss allerdings beachtet werden, dass der 6-fach Booster mit 12 Monaten dringend notwendig ist, um auch mit dem 2+1 Schema einen Schutz zu haben, der annähernd dem 3+1 Schema, das bisher verwendet wurde, entspricht. Es wurde genau über diese Ände- rung am meisten diskutiert. Tatsächlich ist bei Totimpf- stoffen ein Schutz nach 2 Dosen (+2–4 Wochen) er- reicht. Eine Aussage, die genau mit Daten hinterlegt wurde. Der Zeitpunkt 2+4 Monate wurde gewählt, um mög- lichst früh den Schutz vor allem gegen Pertussis und Hämophilus influenza b zu haben. Da diese früh gebildeten Antikörper jedoch auch rasch wieder abfal- len, braucht es den Booster dringend bereits mit 12 Mo- naten. Zwischen zweiter und dritter Impfung müssen bei Abweichung vom Impfschema mindestens 6 Mo- nate liegen. Die erste Impfung könnte auch bereits mit 6 Wochen erfolgen, falls z. B. wegen Ferienabwesenhei- ten nicht mit 8 Wochen möglich. Bezüglich Hepatitis B Impfung im Säuglingsalter lässt sich sagen, dass das Risiko für eine Ansteckung im Kindesalter sehr gering ist. Die Durchimpfungsrate ge- gen Hepatitis B ist aber sehr viel besser bei Impfung im Säuglingsalter als bei Impfung im Jugendalter. Bezüglich Masern -Impfung wurde betont, dass 91% der Schweizer Fälle 2019 nicht oder unzureichend ge- impft waren. Denkt daran, die Eltern darauf hinzuwei- sen, dass sie ihre Impfausweise kontrollieren bzw. mit- bringen sollten, da sie zum Teil nach damaligem Schema nur eine Impfung erhalten haben! Da die Antikörper- Titer der Mütter heutzutage meistens geringer sind, da selbst geimpft, sollte mit 9 Monaten geimpft werden, um die verheerenden Masern-Infektionen unter 12 Mo- naten zu verhindern. Der Zeitpunkt Meningokokken -Impfung mit 2 Jah- ren ist nicht optimal, aber bezüglich Wirkung vertret- bar und bezüglich Stress durch das Impfen leider zur- zeit nicht anders möglich. Fazit neues Impfschema: ■ Guter Schutz mit minimaler Anzahl Dosen ■ Einfaches Impfschema, weniger Impfungen ■ Pünktliches Impfen ist wichtig: – für optimalen frühen Schutz (2, 4 Monate) – für Aufrechterhaltung des Schutzes mit 12 Monaten ■ – MMR mit 9 und 12 Monaten ■ 2+4 Monate hexavalenter Impfstoff und Pneumo- kokkenimpfung ■ mit 12 Monaten dito ■ Zeitpunkte statt Intervalle: bessere Einhaltung und einfachere Planung der Impftermine. ■ REFERENT: PROF. DR. MED. CHRISTOPH BERGER, FACHARZT FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH UND INFEKTIOLOGIE FMH, LEITER ABTEILUNG INFEKTIOLOGIE UND SPITALHYGIENE, UNIVERSITÄTS-KINDER- SPITAL ZÜRICH MODERATION: DR. MED. MORENO MALOSTI, FACHARZT FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH, PRAXISPÄDIATER IN RAPPERSWIL-JONA AUTORIN: DR. MED. FRIEDERIKE GUBLER, FACHÄRZTIN FÜR KINDER- UND JUGEND- MEDIZIN, PRAXIS- PÄDIATERIN IN BOLL KORRESPONDENZADRESSE: friederike.gubler@hin.ch Vorprogramm 1: «Masterclass Impfen» Erste Erfahrungen nach sechs Monaten mit dem neuen Impfplan
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