KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2019

BERUFSPOL I T I K 04 / 2019 K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 14 D as zehnjährige Bestehen von mfe wurde – ganz dem politischen Verständnis der Verbandes entspre- chend – nicht mit einer grossen Party, sondern mit ei- nem gesundheitspolitischen Symposium im Berner Rat- haus begangen.  Zu den zahlreichen Gästen und Teilnehmenden ge- hörten die höchste Schweizerin (die Nationalrätspräsi- dentin liess es sich trotz laufender Session nicht neh- men, das Wort an die Feiernden zu richten), amtierende und emeritierte Nationalräte, der Direktor des BAG, die FMH (vertreten durch den Präsidenten und zwei Vor- standsmitglieder), die SGAIM (Präsidium und Geschäfts- führung) als Mitbegründerin von mfe, die JHAS (Prä- sidium), die FMCH (Präsident), Kinderärzte Schweiz (Präsidium und Vorstandsmitglieder), die SAMW (Prä- sident), santésuisse (Direktorin), Vertreterinnen der Ge- sundheitsdirektorenkonferenz, des Gemeindeverban- des, von pharmasuisse, swimsa, der Hausarztinstitute Genf, Waadt und Basel, der Gesundheitsligen, von Spi- tex, vom Berufsverband der Pflegefachkräfte SBK, zahl- reiche Kantonsärztinnen, kantonale Politikerinnen, Vertreterinnen von Versicherungen und politischen Par- teien. Alle waren dabei. Oder mindestens fast.  Vor zehn Jahren hatten die Fachgesellschaften für Innere Medizin, Allgemeinmedizin und Pädiatrie mfe – médecins de famille et de l’enfance – gegründet, mit dem Ziel, der medizinischen Grundversorgung gemein- sam mehr politisches Gewicht zu geben: «one struc- ture – one voice».  Den Willen der Grundversorger, für die Erhaltung ei- ner niederschwelligen, patientennahen und patienten- zentrierten, kostengünstigen und effektiven Medizin einzutreten, hatten wir bereits mit der ersten grossen Demonstration auf dem Bundesplatz am 1. April 2006 bewiesen: Wir waren wütend. Das Zeichen war gesetzt, der Zug hatte Fahrt aufgenommen.  In Rekordzeit wurden über 200000 Unterschriften für die Initiative «Ja zur Hausarztmedizin» gesammelt. Selten zuvor hat eine Initiative schon vor der Abstim- mung so viel bewirkt (so die NZZ). Sie wurde dann zu- gunsten eines Gegenvorschlags des Parlaments zurück- gezogen. Der «Hausarztartikel 117 a» wurde am 18. Mai 2014 von 88 Prozent der Stimmbevölkerung und mit vorher noch nie erreichten fast 2,5 Mio. Ja-Stim- men angenommen. Ein klares Bekenntnis der Bevölke- rung zur Grundversorgung.  Soeben wurde die Initiative «Ja zum Schutz der Kin- der und Jugendlichen vor Tabakwerbung» eingereicht. Trotz harzigem Start eine weitere Erfolgsgeschichte für mfe, den tragenden Verband der Initiative. Und schon wieder gelang es einer Initiative der Haus- und Kinderärzte, die politische Debatte unmittelbar zu beeinflussen. Die Kinder- und Hausärzte werden ge- hört.  Professor Roar Maagaard aus Aarhus brachte dem Publikum das dänische Gesundheitssystem näher. Es beruht auf einem strikten gate-keeping durch den All- gemeinmediziner. Der direkte Zugang zu den Spezia- listen ist nicht möglich, der direkte Zugang zu den Spi- tälern nur in seltenen, ganz dringenden Notfällen. Die general practitioners (GPs) sind selbstständig, beziehen zirka einen Drittel ihres Lohnes als Fixum und stellen die anderen zwei Drittel als Einzelleistungen in Rechnung. Die Gesundheitsversorgung ist für die Patienten kos- tenfrei und gemessen am Bruttosozialprodukt günsti- ger als in der Schweiz. Die GPs geniessen in Dänemark ein hohes Ansehen. Einerseits sind sie die primären An- sprechpartner für alle Gesundheitsfragen, andererseits können sie diese – ebenso wie wir in der Schweiz – zu einem hohen Prozentsatz selbstständig lösen. Die Wei- terbildungszeit der GPs wurde erhöht und derjenigen der Spezialisten gleichgestellt. Auch die Löhne wurden auf diejenigen der Spezialisten angehoben und liegen bei zirka 150 Euro pro Stunde. Die dänischen GPs ste- DR. MED. ROLF TEMPERLI, VORSTANDSMITGLIED MFE, LIEBEFELD Korrespondenzadresse: temperli-rossini@bluewin.ch Jubiläum – 10 Jahre mfe

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