KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 3/2019

03 / 2019 FORTB I LDUNG K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 49 grosser Wichtigkeit, dass Kinderärzte, Neonatologen, Entwicklungs- pädiater und Therapeuten auch eine Asymmetrie, welche auf eine dezente unilaterale armbetonte CP im ersten Lebensjahr hinwei- sen könnte, erkennen und den Kindern frühzeitig eine gezielte Be- handlung und somit bestmögliche Voraussetzungen für ihre Hand- funktion ermöglichen.  Sowohl CIMT als auch das bimanuelle Training wird in Blöcken von jeweils 6–8 Wochen von den Eltern unter Anleitung und Be- gleitung der Ergotherapeutin täglich zu Hause durchgeführt. Die Trainingssequenzen sollten insgesamt gut 30 Min. pro Tag errei- chen. Je nach Alter des Kindes werden die Sequenzen in kurze Ein- heiten von 10 Minuten aufgeteilt. Die Therapiefrequenz in der Er- gotherapie muss nicht erhöht werden und bleibt, je nach Bedarf, bei 1–2 Sitzungen pro Woche. Selbstverständlich müssen die Res- sourcen der Eltern sorgfältig abgeklärt und die Trainingsblöcke gut mit ihnen abgesprochen und geplant werden. Zwischen den Trai- ningsblöcken sollen unbedingt Pausen von ebenfalls 6–8 Wochen einmacht werden. Je nach Situation kann die normale Ergothe- rapie oder allenfalls Physiotherapie weitergeführt und der Trans- fer der im Training erworbenen Fertigkeiten in den Alltag gefes- tigt werden.  Sowohl vor als auch nach den Trainingssequenzen mCIMT und iBOT werden altersentsprechende standardisierte Assess- ments (AHA = Assisting Hand Assessment) durchgeführt: mini- AHA 8–18 Mte., Kids-AHA 18 Mte. – 12 Jahre, Ad-AHA 13–18 Jahre. All diese Assessments erfordern eine für die Durchführung und Auswertung notwendige Zertifizierung. Das Assessment vor dem Training dient der differenzierten Erfassung der Quantität und Qualität des Handeinsatzes und der Handfunktion der betrof- fenen Hand als Assistenzhand. Entsprechend den Resultaten des Tests werden entlang der Hierarchie der Handfunktionsentwick- lung die ersten Ziele für das aktuell anstehende Training definiert. Zur Zielerreichung benötigt es ein fundiertes Wissen über geeig- nete Spielsachen und Aktivitäten und die Art und Weise, wie diese dem Kind angeboten werden müssen. Dieses Wissen muss durch sorgfältige Beratung auch den Eltern vermittelt werden. Bei Ab- schluss der Trainingssequenz wird mittels erneutem Assessment die Entwicklung und Wirksamkeit objektiv überprüft. Um diese hohe Intensität zu erreichen, muss das Training für das Kind moti- vierend und den Fähigkeiten des Kindes angepasst sein. Diese in- tensiven Therapieblöcke können je nach Indikation wieder mit neu definierten Zielen aufgenommen werden, wobei Pausen ein wich- tiger Bestandteil dieses Ansatzes sind. So wird diesen kleinen Kin- dern die bestmögliche Entwicklung ihrer bimanuellen Fertigkeiten in diesem so erfolgsversprechenden, aber kurzen Zeitfenster der ersten Lebensjahre ermöglicht. ■ REFERENZEN: – Eliasson, AC, Nordstrand L, Ek L, Lennartsson F, Sjöstrand L, Tedroff K, Krum- linde-Sundholm L, The effectiveness of Baby-CIMT in infants younger than 12 months with clinical signs of unilateral-cerebral palsy; an explorative study with randomized design. Res Dev Diss. 2018;72:191-201 – Gordon, AM, To constrain or not to constrain, and other stories of intensive upper extremity training for children with unilateral cerebral palsy. Dev. Med. Child Neurol 2011; DOI: 10.1111/j.1469-8749.2011.04066.x – Hoare, B, Greaves, S, Unimanual versus bimanal therapy in children with uCP: Same, same, but different. Journal of Pediatric Rehabilitation Medicine:2017; 10:47–59 – Majnemer, A, Shevell, M, Law, M, Poulin, C, Rosenbaum, P. Level of motivation in mastering challenging tasks in children with cerebral palsy. Dev. Med. Child. Neurol. 2010; DOI: 10.1111/j.1469-8749.2010.03732.x – Novak, I, Honan, I. Effectiveness of paediatric occupational therapy for children with disabilities: A systematic review. Australian Occupational Therapy Journal. 2019; DOI: 10.1111/1440-1630.12573 – Sakzewski, L, Ziviani, J, Boyd, R. Efficacy of upper limb therapies for unilateral cere- bral palsy: a meta-analysis. Pediatrics. 2014;133:e175–e204 Bild Ergotherapie Universitäts-Kinderspital Zürich

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