KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 3/2019

03 / 2019 FORTB I LDUNG K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 27 Kardiovaskulär Bei der Untersuchung des Herzens ist neben der Inspek- tion, der Palpation (Herzspitzenstoss und Pulse an allen Extremitäten) und der Auskultation auch die Messung des Blutdrucks entscheidend (s. o.). Besonders neu auf- getretene Strömungsgeräusche des Herzens beim Ju- gendlichen gehören weiter abgeklärt.  Die Durchführung eines 12-Kanal-Ruhe-EKGs wird von den meisten Verbänden in der Schweiz gefordert und gehört gemäss Swiss Olympic generell zur Routine- untersuchung in der SPU. Die Empfehlung beinhaltet bei Athleten im Alter von 14 Jahren ein 12-Kanal-Ru- he-EKG durchzuführen und alle 1–2 Jahre zu wieder- holen [32]. Der Nutzen des EKGs bezogen auf gewisse Kriterien (wie Verhinderung eines plötzlichen Herzto- des, Arrhythmien, hypertrophe Kardiomyopathien) wird international zum Teil noch kontrovers beurteilt [6, 7, 8]. Wichtig ist, dass der Untersucher mit der Interpretati- on des EKGs von sportlich aktiven Kindern und Jugend- lichen vertraut sein sollte. Üblicherweise stellt die Be- urteilung des EKGs bei dieser Population schon eine Herausforderung dar und kann durch physiologische Veränderungen noch schwieriger werden. Dazu kom- men die ethnischen Besonderheiten je nach Herkunft der Athleten [33, 34]. Bei dem Verdacht eines patho- logischen Befundes ist zwingend eine Pausierung der sportlichen Aktivität notwendig, bis die Veränderung abgeklärt wurde (Belastungs-EKG, 24-Stunden-EKG, Echokardiografie, MRI, Koronarangiografie etc.) Genau- ere kardiologische Abklärungen werden u. a. empfohlen bei einer unerklärlichen Todesursache (u. a. unerklärliche Verkehrsunfälle, Ertrinken, Epilepsie) oder plötzlichem Herztod (<50 Lebensjahre), Marfan-Syndrom, Herz- rhythmusstörungen (wie das Long QT-Syndrom) und Kardiomyopathien in der Familienanamnese. Weitere Gründe sind eine angeborene Herzerkrankung, Ionen- kanalkrankheiten, Myokarditis in der Vorgeschichte, Anomalien der Koronarien, (z. B. durch Kawasaki) [35]. Synkopen, Beinahe-Synkopen, Schmerzen im Thorax, Palpitationen und ausgeprägte Atemnot unter Belas- tung in der Vorgeschichte sind ebenfalls genauer abzuklären. Die American Society of Sports Medicine (AMSSM) und das FIFA Medical Assessment and Research Center (F-MARC) haben basierend auf den «Seattle Criteria» einen frei zugänglichen online- basierten Kurs entwickelt für die Interpretation des EKGs von Athleten [36, 37, 38]. Muskuloskelettal Auch bei Athleten ohne vorangegangene Verletzung sollte eine muskuloskelettale Screeninguntersuchung vorgenommen werden. Diese Untersuchung muss nicht viel Zeit in Anspruch nehmen. Auch wenn diese Testung nicht speziell sensitiv ist, kann damit bereits eine gro- be Übersicht über die physiologischen Voraussetzungen des Athleten und die Funktion der wichtigsten Gelenke gewonnen werden. Die Bilderlegende zeigt einen mög- lichen Untersuchungsablauf (Abb. 2 und Abb. 3).  Ein Augenmerk kann mittels dreier Tests auch auf die Stabilisierungsfähigkeit sowie Dysbalancen der Bein- Abb. 2: ■ 1 : Neutralstand und Neutralgang; ■ 2 : Nackenbeweglichkeit (Rotation, Lateroflexion, Inklination, Reklination); ■ 3 : Schulter und Ellenbogen (Schürzen- griff, Nackengriff); ■ 4 : Unterarme (Pro- und Supination); ■ 5 : Hand (Faustschluss, Fingerstrecken); ■ 6a : Rücken (Neutralstand, Reklination); ■ 6b : Rücken (Inklination, Finger-Boden-Abstand, Skoliosebeurteilung); ■ 7 : Hüfte und Knie (Squatting, «Froschgang»); ■ 8 : OSG/Füsse (Zehenstand, Fersengang). © Florian Schaub/Bilddokumentation Schulthess Klinik ■ 1 ■ 2 ■ 4 ■ 7 ■ 6b ■ 6a ■ 8 ■ 5 ■ 3

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