KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 3/2019

FORTB I LDUNG 03 / 2019 K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 24 Asthma Je nach Leistungsstufe leiden zwischen 10% bis zu mehr als 50% der Athleten unter einer belastungsindu- zierten Obstruktion der Bronchien [10]. Häufiger neigen Sportler dazu, die vorbestehend eine allergische Rhinitis oder ein allergisches Asthma bronchiale haben. Zur Be- handlung gehört sowohl die Akuttherapie bei verstärk- ten Symptomen mittels kurzwirksamen Beta-2-Agonis- ten, aber auch eine Langzeitbehandlung unter anderem mittels inhalativen Steroiden und langwirksamen Beta- 2-Agonisten. Wir verweisen auf den Artikel von D. Trachsel auf Seite 34 in diesem Heft. Bei den Medika- menten sind die erlaubten Substanzen, die maximalen Dosierungen und die erlaubten Verabreichungswege zu beachten [11]. Um einen schnellen Überblick über die erlaubten Medikamente und Dosierungen zu be- kommen, ist die App von Antidoping Schweiz von gros- sem Nutzen (siehe Artikel «Anima sana in corpore sano – Links, Lehrreiches, Literatur» in diesem Heft). Im Zu- sammenhang mit den Dopingregularien ist eine klare Diagnosestellung mit genauer Dokumentation der kli- nischen und technischen Untersuchungen bei den Er- krankungen erforderlich. Diabetes mellitus Ein Diabetes mellitus (DM) Typ I ist keine Einschrän- kung, Sport auch auf hochkompetitiver Ebene zu be- treiben. Die Einflüsse von sportlicher Aktivität auf den DM sind grundsätzlich positiv. In enger Absprache mit dem betreuenden Endokrinologen sollte das Diabetes- Management dem Athleten klar sein. Dazu gehören z. B. häufigere Kontrollen der Zuckerhomöostase unter sportlicher Belastung, genaue Wahrnehmung allfälliger Warnsignale einer Hypoglykämie, genaues Therapie- und Ernährungsschema und Wissen um Notfallmass- nahmen bei einer hyper- aber vor allem bei einer hy- poglykämischen Krise. Auch das betreuende Team und ggf. Mannschaftsmitglieder sollten von der Krankheit gewisse Grundkenntnisse besitzen. Erythrozytenerkrankungen / Gerinnungs­ störungen Hämophilie und andere Blutgerinnungsstörungen sind keine absoluten Kontraindikationen für eine sportliche Betätigung. Sicherlich ist von High-Impact-Sportarten (Tab. 1) eher abzusehen. Bei auftretenden Blutungen, beispielsweise durch Sturz oder Kollision, muss eine all- fällige Faktorengabe und/oder Thrombozytengaben mit einem Spezialisten für Hämatologie besprochen werden und eine zeitnahe Vorstellung zur weiteren Behandlung und weiteren Abklärungen erfolgen.  Die Sichelzellanämie stellt in Mitteleuropa eher eine Rarität dar. Bei entsprechender Herkunft/ethnischer Zugehörigkeit ist an eine solche Möglichkeit zu denken. Die belastungsinduzierte Rhabdomyolyse, die bei der Sichelzellanämie häufiger auftritt, ist eine der häufigs- ten Todesursachen ohne Trauma beim Sport (nach dem plötzlichen Herztod und dem Hitzeschlag) [12]. Bei die- sen Athleten ist ausserdem das Risiko von Dehydratation, Hitzestress, Gelenksproblemen und krankheitsbedingter Hämolyse (Sichelzellkrise) erhöht. Andere Hämoglobino- pathien wie die Thalassämie, Hämoglobinopathie E oder Enzymdefekte wie der Glukose-6-Phosphat-Dehydroge- nase-Mangel lösen keine vasookklusiven Krisen aus. Bei der Thalassämia intermedia kommt es unter Umständen durch die Anämie zu einer Leistungslimitierung beson- ders bei Ausdauersportarten. Neurologie Stattgehabte Hirnerschütterungen (engl. concussion) sollten aktiv erfragt werden. Wiederholte Gehirner- schütterungen oder solche mit länger bestandenen oder noch bestehenden Einschränkungen der Gehirn- funktion sind genauer abzuklären. Zur Einschätzung der Einsatzfähigkeit eines Athleten nach einer Gehirner- schütterung existiert das Sports Concussion Assessment Tool Version 5 für Kinder bis 12 Jahre (Child SCAT5) [13] und für ältere Kinder das SCAT5 [14]. Dabei geht es nicht nur darum zu prüfen, ob eine Sportteilnahme Tabelle 1: Einteilung der Sportarten nach Kontakt Kontakt oder Kollision wenig Kontakt kontaktlos American Football Baseball Badminton Basketball Eislaufen Bodybuilding Boxen Eisschnelllaufen Bogenschiessen Eishockey Fechten Bowling Feldhockey Kanu, Kajak (Wildwasser) Curling Fussball Hochsprung Golf Geräteturnen Inline-Skating Hammerwerfen Handball Reiten (Pferde) Kanu, Kajak (Flachwasser) Kampfsportarten Rennvelofahren Kegeln Lacross Rhythmische Sportgymnastik Laufen (inkl. meiste Laufdisziplinen, Leichtathletik, Ausnahmen Hindernis- und Hürdenlaufen) Rugby Skateboarding Leichtathletik Wurfsportarten (Diskus-, Hammer-, Speerwerfen) Ringen Ski (Alpin, Langlauf, Wasserski) Orientierungslauf Schwingen Snowboarding Rudern Skispringen Squash Schwimmen Wasserball («water polo») Stabhochsprung Surfing (Windsurfing, Kitesurfing) Unihockey Ultimate Frisbee Voltigieren Volleyball Schiesssport Segeln Tanzen (Ballett, Modern, Jazz) Tennis Adaptiert nach: Rice SG, American Academy of Pediatrics Council on Sports Medicine and Fitness, Medical conditions affecting sports participation. Pediatrics 2008; 121:841–848.

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