KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 3/2019
03 / 2019 FORTB I LDUNG K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 23 Die erwähnten Formulare für die Anamaneseerhe- bung von Swiss Olympic und der SGSM [3, 4, 5] sind sehr hilfreich, insbesondere wenn die Athleten diesen Fragebogen bereits vor der Untersuchung ausfüllen. Damit ist eine gezielte Anamnese möglich, um iden- tifizierte Problembereiche genauer zu betrachten. Hilf- reich ist das insbesondere, weil die Zeit für die gesam- te SPU meist knapp ist und durch spezifische Fragen die Zeit gezielt genutzt werden kann. Krankengeschichte Die genaue und ausführliche Erhebung der Kranken- geschichte führt zu einem guten Verständnis des allge- meinen Gesundheitszustandes des Patienten und deckt potenzielle Risiken auf. Hierbei gilt es, neben den aku- ten Erkrankungen (wie Infekte) vor allem auch chroni- sche Krankheiten (Allergien, Asthma, Diabetes mellitus, hämatologische, neurologische, muskuloskelettale oder psychische Erkrankungen) zu erfassen und gut einzu- stellen oder einem Therapeutenteam zuzuweisen, falls aktuell keine genügende Einstellung der Erkrankung vorliegt. Beispielsweise erhöhen ein schlecht eingestell- ter Diabetes oder ein mangelhaft behandeltes Asthma Morbidität und Mortalität des Athleten, ungeachtet der sportlichen Aktivität. Akute Erkrankungen haben unter Umständen einen direkten Einfluss auf die sportliche Aktivität und sind gerade bei jungen Athleten zeitnah abzuklären. Auch Impfungen und die Infektionspräven- tion sind in der SPU zu thematisieren. Akute Erkrankungen Fieber/IOLW Infekte der oberen Luftwege gehören zu den häufigsten Krankheitsbildern. Athleten sind bezüglich sportlicher Betätigung nicht oder gering eingeschränkt, falls sich die Symptome auf den Kopf- und Halsbereich beschränken (z. B. Pharyngitis, Rhinitis, leichte Sinusitis). Auf eine in- tensive sportliche Betätigung ist zu verzichten bei Symp- tomen, die sich auf den Stamm ausbreiten, wie produk- tiver Husten, Engegefühl bei der Atmung oder Myalgien. Fieber erhöht den allgemeinen kardiopulmonalen Umsatz und stört die Thermoregulation des Körpers. Entsprechend ist bei Fieber von einer sportlichen Akti- vität abzusehen. Aus wenig evidenten Gründen erhöht das Trainieren mit Fieber auch das Risiko einer sympto- matischen Myokarditis und entsprechend ist davon ab- zuraten. Mononukleose In den ersten 21 Tagen einer infektiösen Mononu- kleose besteht ein erhöhtes Risiko einer Milzruptur. Die klinische Untersuchung kann eine Splenomega- lie nur ungenügend sensitiv erfassen. Auch ein Ultra- schall weist eine Splenomegalie nur bedingt nach, da keine klaren Grenzwerte für die Milzgrösse bestehen. Es ist davon auszugehen, dass die meisten Patienten mit einer Mononukleose eine gewisse Milzvergrösse- rung haben. Deshalb ist in den ersten 3 bis 4 Wochen nach Symptombeginn von sportlichen Aktivitäten abzu sehen, insbesondere bei Kontaktsportarten wie Fuss- ball, Eishockey, Unihockey, Handball und Sportarten mit hoher Sturzgefahr wie Skispringen, Mountain- biking, alpines Skifahren (siehe auch Tab. 1). Allgemein- symptome wie Müdigkeit und Abgeschlagenheit kön- nen die sportliche Aktivität für längere Zeit einschrän- ken. Chronische Erkrankungen Allergien Bei einer Vorgeschichte von schweren allergischen Reaktionen gilt es, den Athleten für die Behandlung möglicher schwerer Symptome auszurüsten. Zu den häufigsten Ursachen solcher Reaktionen gehören In- sektenstiche und Nahrungsmittel. Bei jedem Athleten mit einer Allergie ist eine allergologische Abklärung mit anschliessender optimaler Medikation sowie bei Bedarf Instruktion von Notfallmassnahmen (z.B. Epipen ® ) nötig. Ausserdem sollten die Trainer und u. U. ein begleiten- des medizinisches Team über mögliche Reaktionen in- formiert und in der Behandlung geschult sein. (Bilder: Rosemary Thompson)
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