KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 3/2019
03 / 2019 FORTB I LDUNG K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 19 sind diese zu supplementieren. Zusätzlich soll eine Er- nährungsberatung erfolgen. Das Ziel dabei ist, alle not- wendigen Stoffe über eine ausgewogene Ernährung zuzuführen. Bei allen Schweregraden einer Stressfraktur (Frederic- son Klassifikation I–IV) ist eine Entlastung notwendig. Art und Dauer der Entlastung hängen von der Region der Fraktur und dem Schweregrad ab. Eine Sportpause von 6 bis 8 Wochen ist in jedem Fall notwendig. 4.3 Gehäufte Infekte und Verletzungen Stellt sich ein Athlet sehr häufig mit Infekten oder Ver- letzungen vor, kann dies ebenfalls ein Hinweis auf ein RED-S sein. Deshalb genügt es nicht, die jeweiligen Sym- ptome zu behandeln, sondern man muss auch nach deren Ursachen suchen und unter anderem an ein RED- S denken. Vorteil bei diesen Formen der Funktionsstörun- gen durch RED-s ist es, dass die Athleten regelmässig ge- sehen werden und so gemessen und gewogen werden können. Die Perzentilen, insbesondere die BMI-Kurve, er- lauben einen ersten Überblick über das Wachstum. 5. Behandlung des RED-S Die Behandlung eines RED-S soll durch ein interdiszipli- näres Team erfolgen. Dazu gehören neben dem Kinder- arzt, je nach Schweregrad des Energiedefizits und der Funktionsstörungen, ein Sportmediziner, eine Sporter- nährungsberaterin, ein Vertreter aus dem Trainerstab, eine Sportphysiotherapeutin, ein Sportpsychologe und bei Bedarf weitere Spezialistinnen. Immer einbezogen werden sollte ein Vertreter aus dem Trainerstab, bei Minderjährigen auch eine Erziehungsberechtigte. Der Fokus der Behandlung soll auf einer ausgegli- chenen Energiebilanz liegen. Durch vermehrte Energie- aufnahme und reduzierten Energieverbrauch wird das Energiedefizit korrigiert. Der Trainingsumfang muss re- duziert werden, bei schwerwiegenden Funktionsstö- rungen kann es nötig sein, ein Sport- und Wettkampf- verbot auszusprechen. Funktionsstörungen, die nicht einzig durch eine ausgeglichene Energiebilanz thera- piert werden können, müssen selbstverständlich lege artis behandelt werden. Nie ist dabei aber das Gesamt- bild des RED-S aus den Augen zu verlieren. 6. Zusammenfassung Die Diagnose eines RED-S ist eine Ausschlussdiagnose. Hinweise auf ein RED-S können die in der Grafik darge- stellten Funktionsstörungen sein. Finden sich für die di- agnostizierten Störungen keine anderen Ursachen, ist ein RED-S anzunehmen und die Energiebilanz zu be- rechnen. Ergibt sich daraus ein Energiedefizit, handelt es sich um ein relatives Energiedefizit, verursacht durch Sport, also ein RED-S. Dieses ist durch ein interdiszipli- näres sportaffines Team zu behandeln. Bei jeder Konsultation sollten Gewicht und Grösse gemessen, der BMI berechnet und der Perzentilenver- lauf kontrolliert werden. Pubertätsstadien gehören in die Perzentilenkurve, der Menstruationszyklus soll dokumentiert werden. Bei Diagnose eines RED-S soll nach weiteren Funkti- onsstörungen gemäss Grafik 1 gesucht werden. Hilfreich ist das vom IOC 2015 publizierte Merkblatt, RED-S CAT (CAT: clinical assessment tool) [12], (Link Download). ■ LITERATUR: [1] American College of Sports Medicine. The female athlete triad: dis- ordered eating, amenorrhea, osteoporosis – a call to action. Sports Med Bull. 1992; 27:4 [2] Nattiv A, Loucks AB, Manore MM, Sanborn CF, Sundgot-Bor- gen J, Warren MP; American College of Sports Medicine. Posi- tion Stand: the Female Athlete Triad. Med Sci Sports Exerc. 2007; 39(10):1867–1882 [3] Roth D, Meyer Egli C, Kriemler S, Marti B et al. Female Athlete Triad. Schweiz Zeitschrift für Sportmedizin & Sporttraumatologie. 2000; 48(3):119–132 [4] Weiss Kelly AK, Hecht S. The Female Athlete Triad. Pediatrics. 2016; 137(6):e2–e10 [5] Mountjoy M, Sundgot-Borgen J, Burke L, et al. The IOC consensus statement: beyond the Female Athlete Triad—Relative Energy De- ficiency in Sport (RED-S). Br J Sports Med. 2014; 48(7):491–497 [6] Loucks AB. Energy balance and body composition in sports and ex- ercise. J Sports Sci. 2004; 22(1):1–14 [7] Link DACH-Referenzwerte http://www.sge-ssn.ch/grundlagen/ lebensmittel-und-naehrstoffe/naehrstoffempfehlungen/dachrefe renzwerte/ [8] Link Swiss Olympic Downloads https://www.swissolympic.ch/ ueber-swiss-olympic/partner_labelinhaber/medizinische-institu- tionen.html?tabId=8bac170b-9f61-461d-86b2-0912787a76b9 [9] Rizzone K et al. The Epidemiology of Stress Fractures in Collegiate Student-Athletes, 2004–2005 Through 2013–2014 Academic Years. J Athl Train. 2017; 52(10):966–975 [10] Lifshitz F. Pediatric Endocrinology, Vol 2, 5th Edition. 2007; 351–355 [11] Chen YT, Tenforde AS, Fredericson M. Update on Stress Fractures in Female Athletes: Epidemiology, Treatment and Prevention. Curr Rev Musculoskelet Med 2013; 6(2):173–181 [12] Mountjoy M, Sundgot-Borgen J, Burke L, et al. The IOC relative en- ergy deficiency in sport clinical assessment tool (RED-S CAT). Br J Sports Med. 2015; 49(21):1354 Link download: https://bjsm.bmj . com/content/bjsports/49/7/421.full.pdf Tabelle 1: Laborparameter bei Verdacht auf Osteopenie, Osteoporose 25-Hydroxyvitamin D Serum Calcium; Calcium im 24h-Urin Blutbild TSH, fT4 PTH LH, FSH, Estradiol bzw. Testosteron Knochenspezifische Alk. Phosphatase Cortisol, morgens nüchtern oder im 24h-Urin Zöliakie Serum Osteocalcin ■ red flags RED-S – Perzentilenverlust – Verzögerte Pubertätsentwicklung – Weiteren Funktionsstörung gemäss Grafik 1
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