KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 3/2019
BERUFSPOL I T I K 03 / 2019 K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 12 V or über 20 Jahren wurde an der Medizinischen Fa- kultät der Universität Basel das Einzeltutoriat (ET) eingeführt. Ruedi Isler, der neben Klaus Bally und Pe- ter Tschudi hauptverantwortlich das ET entworfen hat- te, war es ein Anliegen, vermehrt hausärztliche und be- rufspraktische Aspekte ins Studium einzubringen. Der frühzeitige Kontakt mit Patienten war und ist ein zen trales Anliegen des ET. Die Studierenden sollen im ET die Gelegenheit haben, soziale und kommunikative Fähig- keiten aufzubauen, ihr Wissen praktisch anzuwenden und so Kompetenzen zu erwerben für ein patienten orientiertes, ärztlich fundiertes Handeln. Dabei werden sie von ihrem Tutor eins zu eins begleitet und supervi- diert. Die Gründung dieser Lehrveranstaltung war eine Pionierleistung, die Studierenden der hiesigen Fakultät waren begeistert und kürten das ET dank vielen moti- vierten Haus- und Kinderärzten zu einer der beliebtes- ten Lehrveranstaltungen. Unterdessen verbringen die Studierenden während des vierten Studienjahres einen halben Tag pro Woche in einer Hausarzt- oder Kinderarztpraxis. Alternativ kön- nen sie seit dem letzten Studienjahr ein sogenanntes Block-ET absolvieren. Dieses findet in den Wintersemes- terferien des 1. Masterjahres (ehemals 4. Jahreskurs) während 2 Wochen am Stück statt. Diese Neuerung war erforderlich, da die Studentenzahlen stetig zu- und andererseits die Anzahl der Tutoren abnahmen. Nach dem ersten Jahr dieses Angebotes zeichnet sich be- reits positiv ab, dass wir zahlreiche neue Tutoren auch ausserhalb der Nordwestschweiz für das ET gewinnen konnten und nun motivierte Tutoren bis ins Bündner- und Appenzellerland engagiert mitarbeiten. Die Studie- renden können sich entweder eigenständig einen Tutor suchen oder wir stellen eine Liste mit potenziellen Tuto- ren zur Verfügung. Die Voraussetzung, einen Studieren- den im ET zu betreuen, sind primär eine hohe Motiva- tion für den Beruf Hausarzt, diese mit einem gewissen Zeitaufwand als Lehrperson und Vorbild zu vermitteln und eine überwiegend schulmedizinische Ausrichtung. Im Verlaufe des ET sollten die Studierenden möglichst zunehmend selbstständig arbeiten. D.h. sie sollen vie- le Anamnesen und Befunde – stets unter Supervision – erheben können, aber auch praktische Tätigkeiten wie Blutentnahmen, Impfungen, Punktionen, Durchfüh- rung von Lungenfunktionen und EKGs, Wundversor- gung, Fadenentfernung etc. erlernen. Durch die enge Zusammenarbeit und den häufigen Kontakt der Studie- renden mit den Tutoren werden nicht nur Wissen und Fertigkeiten, sondern auch die sozialen und kommuni- kativen Kompetenzen deutlich verbessert. Dies kann in regelmässigen Evaluationen gezeigt werden. Die Stu- dierenden berichten öfter, dass ihr Tutor ihnen als Vor- bild und Mentor dient. Häufig bleiben diese Mentor- Beziehungen über das Studium hinaus bestehen. Und schon manch einer wurde im ET motiviert, die haus- oder kinderärztliche Laufbahn einzuschlagen. Die Tutoren können im Gegenzug ihren Alltag prä- sentieren und reflektieren. Durch die Auseinanderset- zung mit den Studierenden wird die eigene Fortbildung gefördert, aber auch die Motivation gesteigert. In den Augen der Patienten gewinnen die Lehrärzte an Presti- ge, da «ihr» Haus- oder Kinderarzt für die Ausbildung der kommenden Medizinergeneration mitverantwort- lich ist. Last but not least kann die Lehrzeit als Fortbil- dung angerechnet werden und wird von der Universität inzwischen durchaus angemessen finanziell entschä- digt. ■ DR. MED. SILVANA ROMERIO BLÄUER, UNIVERSITÄRES ZENTRUM FÜR HAUSARZTMEDIZIN BEIDER BASEL UND HAUS- ÄRZTIN GEMEINSCHAFTS- PRAXIS BACHTANNE, OBERDORF BL Korrespondenzadresse: silvana.romerio@unibas.ch Silvana Romerio mit einer Studentin. * zur besseren Lesbarkeit wird die männliche Form verwendet. Das Einzeltutoriat ist seit über 20 Jahren an der medizinischen Fakultät Basel ein wichtiger Pfeiler in der Ausbildung der Medizinstudenten. Die Studenten* haben so die Möglichkeit, schon früh in Kontakt mit Patienten zu kommen und werden dabei eng von einem Tutor begleitet. Häufig ergibt sich aus der Supervision eine langjährige Begleitung, die über das Studium hinaus geht. Das Einzeltutoriat imMedizinstudium an der Universität Basel – eine Erfolgsgeschichte
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