KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 2/2019

K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 53 02 / 2019 ERFAHRUNGSBER I CHT Immer wieder eröffnen mir unsere KIS Weiterbildungen einen Blick auf mir unbekannte Orte der Schweiz. So gehe ich heute mit besonders wachem Blick durch das bezaubernde mittelalterliche Städtchen Wil zu unserer Ophthalmologie Weiterbildung. Kilian Imahorn hat sie für uns möglich gemacht und dazu zwei brillante und sehr praxisorientierte Referenten eingeladen: Gabriela Wirth Barben, Kinderophthalmologin in St.Gallen, und Philipp August, Augenarzt in Basel.  Mit viel ansprechendem Bildmaterial werden wir mitten in die Thematik gelockt, während von draussen wilder Fastnachtslärm an unser Ohr dringt. So kann sichtbar gemacht werden, dass sich das Gehirn strukturell verändert, sprich verarmt, bei einer Amblyopie. Ein Bild, das sich mir tief einprägt. Diese strukturelle Veränderung ist noch eine Zeit lang reversibel, doch die Plastizität des Gehirns nimmt nach dem 3. Altersjahr dramatisch ab.  Diese Rarefizierung der Sehrinde gilt es auf jeden Fall zu vermeiden. Schon bei der ersten Begegnung mit einem Neugeborenen konstatieren wir sein Sehvermögen. Anhand des Fundusleuchtens beurteilen wir die Symmetrie und die Klarheit der durchscheinenden Medien. Wenn das Kleinkind dann mit einem Jahr Rosinen gezielt aufpickt (Visus 0.1), etwas später nach den Figuren im Langtest greift (Visus 0.3) und im Brücknertest beide Pupillen in gleicher Farbe und Intensität aufleuchten, haben wir damit bereits eine recht gute Aussage zur Sehfähigkeit erhoben. Die seit einigen Jahren verfügbaren binokularen Autorefraktometer (Plusoptix®, Two Win® etc.) werden uns als valable und sehr gut anwendbare Testgeräte im Detail vorgestellt. Sie erlauben eine recht präzise Aussage über die Refraktion beider Augen (wegen der simultanen Messung werden Anisometro- pien, also Brechkraftunterschiede, zuverlässig gefunden), über Pupillendifferenzen und über die Augenstellung. Sie ersetzen aber nicht die Funktionsprüfung, denn die gesamte Reizverarbeitung, welche ab der Schaltstelle der Retina bis zur Hirnrinde abläuft, wird nicht getestet. Hier ist die gute alte Fernvisus-Prüfung unerlässlich.  Was ich allerdings eindrücklich fand war, in welch hohem Masse die Kinder akkomodieren können. So kann ohne medikamentöses Ruhigstellen der Ziliarmuskeln eine Hyperopie von mehreren Dioptrien verpasst werden.  Mit dem Thema der Refraktion öffnet sich ein spannendes Gebiet der Physik, welches mir, mit seinen für mich oft ungeläufigen Ausdrücken, einiges abverlangt. Die Refraktion geschieht im optischen Apparat des Auges, welcher die Aufgabe hat, ein scharfes Bild auf die Netzhaut zu projizieren. Hier kann es, nebst Trübungen, zu verschiedenen Störungen kommen. Im Idealfall entwickelt sich das Auge hin zur Emmetropie, der Normalsichtigkeit. Als sphärische Aberrationen bezeichnet man die Weit- und Kurzsichtigkeit, die mittels einer (sphärischen) Plus- oder Minuslinse korrigiert werden können. Um einen Astigmatismus handelt es sich, wenn die Hornhaut nicht kugelförmig ist. Dies führt zu einer elliptischen DR. MED. REGULA ZIEGLER-BÜRGI, FACHÄRZTIN FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH, PRAXISPÄDIATERIN IN ZÜRICH Korrespondenzadresse: REGULA.ZIEGLER@ BLUEWIN.CH Sehprobleme frühzeitig erkennen Fortbildung zur Augenuntersuchung und optimalen Weichenstellung in der Kinderarztpraxis, 28. Februar 2019

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