KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 1/2019

01 / 2019 FORTB I LDUNG K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 47 schneiden zu lassen. So herrscht in vielen Ethnien der Glaube, dass eine FGM die Fruchtbarkeit der Frau fördert und die Kinder- und Mutter-Sterbensrate durch das bei der Beschneidung geopferte Blut sinkt. Der Glaube Die Ursprünge der Mädchenbeschneidung vermutet man, wie erwähnt, im alten Ägypten, um rund 3000 Jahre vor Christus. Wir können daher davon ausgehen, dass das Christentum und noch vielmehr der Islam, der 500 Jahre nach dem Christentum entstand, nicht der Ursprung der Frauenbeschneidung sein können. Und tatsächlich findet man weder in der Bibel noch im Koran die Erwähnung einer weiblichen Beschneidung:  «Es gibt keinen Zusammenhang zwischen der weiblichen Beschneidung und dem Islam, das ist ein unmenschliches Vergehen, welches durch Weitergabe von fragwürdigen Traditionen gegen den Willen der wehrlosen Mädchen durchgesetzt wird. Die weibliche Beschneidung verstösst gegen Grundsätze des Islam auf Gesetzes- wie auch Religionsebene». [10] Die Folgen für die Frau Laut den Zahlen der WHO zur FGM in Somalia sterben im Ganzen 25% der betroffenen Mädchen und Frauen: durch akute gesundheitliche Schäden oder Spätfolgen. Bei diesem Ritual durchstehen die Mädchen einen hohen Blutverlust und verlieren aufgrund der Schmerzen das Bewusstsein oder erleiden bei einem intensiven Blutverlust daraufhin einen Volumenschock und kämpfen um das Überleben. Wochenlang können sie nicht wie herkömmlich laufen, das Urinieren ist sehr schmerzhaft und häufig treten Infekte auf. Die Wundheilung dauert lange, unschöne Narben entstehen und noch viele Wochen nach der Beschneidung ist die Gefahr gross, dass die Mädchen durch Komplikationen ums Leben kommen. Die verunreinigten Messer und Rasierklingen führen oft zur Übertragung von HIV und anderen gefährlichen Krankheiten. Tragischerweise zählen gerade Unfruchtbarkeit oder Inkontinenz zu den Spätfolgen einer FGM.  Die psychischen Verletzungen werden oft erst erkennbar, wenn die betroffenen Frauen in Ländern leben, in denen die Frauenbeschneidung nicht legal ist und auch nicht toleriert wird. Im westlichen und nordöstlichen Afrika ist die FGM Teil der sogenannten Normalität und Tradition; sie wird meist mit Stolz verbunden. Ein unbeschnittenes Mädchen wird auch heute noch gesellschaftlich ausgegrenzt. Einige Hilfsorganisationen haben es geschafft, in vereinzelten Dörfern die weibliche Beschneidung zu beenden. Imame unterstützten diese Organisationen in umliegenden Dörfern, um deren Bewohner durch Aufklärung und Ausbildung beizubringen, dass diese Tradition mit dem Glauben nichts zu tun hat. ■ QUELLEN  [1] Terre des Femmes, Genitalverstümmelung in: www.Frauenrechte.de, Oktober 2015  [2] Terre des Femmes, Definition weiblicher Beschneidung in: www.Frauenrechte.de, Oktober 2015  [3] Weibliche Genitalverstümmelung, Wikipedia: www.wikipdia.org, 31.10.15  [4] Geografische Verbreitung, weibliche Genital Beschneidung: www.wikipedia.org, 31.10.15  [5] Genitalverstümmelung, Begriffsdefinition in: www.frauenrechte.de, 31.10.15  [6] Weibliche Genitalverstümmelung, in: www.wikipedia.org, 31.10.15  [7] Studie zu weiblicher Genitalverstümmelung, in: www.frauenrechte.de, 31.10.15  [8] Studie zu weiblicher Genitalverstümmelung, in: www.frauenrechte.de, 31.10.15  [9] Weibliche Beschneidung, Tradition in: www.wikipedia.org, 31.10.15 [10] Interview mit Imam Ahmed Omar in: www.migesplus.ch (Video zu weiblichen Beschneidung) NÜTZLICHE LINKS ZUR WEIBLICHEN GENITALBESCHNEIDUNG: 1. Gynécologie Suisse SGGG Guidelines unter: https://www.sggg.ch/fachthemen/guidelines/ Guideline «Patientinnen mit genitaler Beschneidung: Schweizerische Empfehlungen für Ärztinnen und Ärzte, Hebammen und Pflegefachkräfte» (2005, ratifiziert 2013) 2. Netzwerk gegen Mädchenbeschneidung Schweiz www.maedchenbeschneidung.ch Quelle: Kaylima

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx