KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 1/2019

01 / 2019 FORTB I LDUNG K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 33 2. Einteilung der weiblichen Genitalfehlbildungen Zur Einteilung der genitalen Fehlbildungen wurden verschiedene Klassifikationen erarbeitet. Die VCUAMKlassifikation ist die umfassendste. Sie orientiert sich an den anatomischen Variationen des äusseren und inneren Genitales der Frau. In der VCUAM-Klassifikation wird das innere Genitale der Frau entsprechend der Anatomie in folgende Untergruppen eingeteilt: Vagina (V), Cervix (C), Uterus (U). Die Tube und das Ovar werden unter dem Begriff Adnexe (A) zusammengefasst. M steht für assoziierte Fehlbildungen (siehe Abb. 4). Das äussere Genitale fehlt in der Einteilung.  Für den täglichen Gebrauch in der kinder- und jugendgynäkologischen Sprechstunde benutzen wir die vereinfachte Einteilung in Veränderungen im Bereich des unteren bzw. oberen Genitaltrakts. Unterer Genitaltrakt Oberer Genitaltrakt • Äusseres Genitale (Klitoris, • Zervix Labia majora, Labia minora, • Uterus Introitus) • Adnexe • Hymen • Vagina 2.1 Unterer Genitaltrakt In unserer Sprechstunde sind wir häufig mit isolierten Fehlbildungen des äusseren Genitales konfrontiert. Meistens ist das Hymen betroffen. Beim Hymen spricht man von Fehlbildungen, wenn der Abfluss von Menstruationsblut, die Benutzung von Tampons und/oder die Kohabitarche (erster Geschlechtsverkehr) behindert sind. Die verschiedenen Formen der hymenalen Anatomie sind in Abb. 5 beschrieben. Die Veränderungen bzw. Fehlbildungen 3–6 sollten bei der Untersuchung im Rahmen der Vorsorge frühzeitig erfasst werden, um Komplikationen bei der Menarche zu verhindern.  Die Labien oder auch die Klitorisvorhaut zeigen vor allem in der Pubertät eine breite Varianz in Bezug auf Grösse und Form. Richtwerte diesbezüglich bestehen keine. Ein Krankheitswert im engeren Sinn besteht meist nicht, psychische Belastungssituationen können dennoch daraus resultieren. Grundsätzlich soll die Indikation für einen chirurgischen Eingriff sehr zurückhaltend und möglichst erst bei Volljährigkeit gestellt werden. Die SGGG hat dazu einen Expertenbrief publiziert und betont die Wichtigkeit der eingehenden Aufklärung und genauen Dokumentation [5].  Die komplexen Fehlbildungen des äusseren Genitales stehen in der Regel in Zusammenhang mit Störungen Abb. 2: Äusseres Genitale [3]. Abb. 4: VCUAM-Klassifikation. Abb. 3: Pubertäts- entwicklung gemäss Tanner (Quelle: Ruth Draths).

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